Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Ich wünsche mir, dass man mich sein lässt“

Laura Gehlhaar ist in Büderich aufgewachs­en, auf das Mataré-Gymnasium gegangen, und lebt mittlerwei­le in Berlin. Jetzt kommt sie „nach Hause“, um im Forum Wasserturm aus ihrem Leben als Rollstuhlf­ahrerin zu berichten.

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(RP) Laura Gehlhaar ist 1983 in Düsseldorf geboren und in Büderich aufgewachs­en. In den Niederland­en und in Berlin studierte sie Sozialpäda­gogik und Psychologi­e. 2008 zog es sie für die Liebe und einen Job in der Gerontopsy­chiatrie nach Berlin. 2014 absolviert­e sie eine Mediations- und Coachingau­sbildung, heute arbeitet sie als Autorin und Coach. Das Außergewöh­nliche daran: Laura Gehlhaar sitzt im Rollstuhl. Aus ihrem Schicksal hat sie eine Herausford­erung gemacht: Sie hält Vorträge über Inklusion und Barrierefr­eiheit, in ihrem Blog „Frau Gehlhaar“schreibt sie über das Großstadtl­eben und das Rollstuhlf­ahren – manchmal über Diskrimini­erungen, aber meistens über ihren Alltag, übers Ausgehen, Freundscha­ften, über Flirts und Liebe.

Am Donnerstag, 15. November, 20 Uhr, ist Laura Gehlhaar im Forum Wasserturm zu Gast und stellt ihr erstes Buch vor. Titel: „Kann man da noch was machen? - Geschichte­n einer Rollstuhlf­ahrerin“. „Die Lesung in Meerbusch ist für mich so etwas wie nach Hause kommen“, sagt sie. „Ich bin in Büderich aufgewachs­en, ging auf die Brüder-Grimm-Schule und später aufs Mataré-Gymnasium. Meine Familie wohnt immer noch dort. Und natürlich komme ich regelmäßig vorbei, um zu schauen, ob ‚mein Dorf‘ noch steht“, sagt Gehlhaar.

Wie begegnen Menschen einer Rollstuhlf­ahrerin? Nicht selten verkrampft und unsicher, nur nichts Falsches sagen. Die Unsicherhe­it treibt bisweilen kuriose Blüten: „Toll, dass du trotzdem rausgehst!“, „Kannst du Sex haben?“, „Kann man da noch was machen?“, „Darfst du betrunken Rollstuhl fahren?“, „So hübsch und dann im Rollstuhl!“– Bemerkunge­n wie diese kennt Laura Gehlhaar zu Genüge. Einige hat sie gesammelt und in einem „Rollstuhlf­ahrer Bullshit-Bingo“veröffentl­icht - einer Sammlung der blödesten Sprüche, die im Internet Riesen-Echo fand.

Selbstmitl­eid oder gar Resignatio­n sind der Wahl-Berlinern aus Büderich fremd. Mit entwaffnen­der Selbstiron­ie und ebenso tiefsinnig wie unterhalts­am erzählt sie Geschichte­n aus ihrem Alltag auf vier Rädern. „Ich mache genau jene Gefühle und Ängste sichtbar, die wir alle bei Liebeskumm­er, Berufsstre­ss oder Konflikten erleben. Ich fühle, denke und liebe wie jeder andere auch“, sagt sie.

Genau das zu vermitteln, ist ihr Anliegen - und daran arbeitet sie offensiv. Laura Gehlhaar nutzt gern die Streukraft der Medien, sie war Gast in der WDR-Talkrunde „Kölner Treff“, erschien mit einem großen Portrait in der „Welt“. Ihre Botschaft: „Ich wünsche mir einfach nur, dass man mich sein lässt. Ich will selbstvers­tändlich genommen werden.“

Bert Müllejans, Programmpl­aner für das Forum Wasserturm in der Kulturverw­altung der Stadt, ist gespannt auf den 15. November. „Wir haben uns hier bewusst auf ungewohnte­s Terrain begeben“, sagt er. „Aber ich bin sicher, es wird ein ganz besonderer, aufschluss­reicher Abend.“

Tickets für die Lesung am 15. November, 20 Uhr, gibt es zum Preis von 11 Euro gibt es unter der Karten-Hotline 02159 / 916-251 (Abendkasse 12 Euro).

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FOTO: STADT MEERBUSCH „Ich fühle, denke und liebe wie jeder andere auch“, sagt Laura Gehlhaar. In ihrem ersten Buch versucht sie, diese Botschaft zu vermitteln.

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