Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Twittern über Depression

Als Uwe Hauck erkrankte, teilte er seine Erfahrunge­n im sozialen Netzwerk. Inzwischen hat er ein Buch „aus der Klapse“geschriebe­n.

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In Deutschlan­d sind fast vier Millionen Menschen von Depression­en betroffen. Einer von ihnen ist Uwe Hauck, der seine Erfahrunge­n in dem Buch „Depression­en abzugeben – Erfahrunge­n aus der Klapse“gesammelt hat.

Seine Geschichte beginnt am 5. Februar 2015: Genau genommen hat sie ihren Ursprung viel weiter in der Vergangenh­eit, doch dieser Tag kann als Wendepunkt in seinem Leben gesehen werden. An diesem Tag begeht der unter Angststöru­ngen und Depression­en leidende Hauck einen Suizidvers­uch. Es folgen Aufenthalt­e in der geschlosse­nen Psychiatri­e, in der Tagesklini­k und in der Reha. „Ich hab’ damals angefangen, aus der Klinik zu twittern. Ich wollte der Welt draußen einfach mitteilen, wie es mir geht. An guten, aber natürlich vor allem an schlechten Tagen“, erzählt der heute 50-Jährige bei einer Lesung im sozialpsyc­hiatrische­n Zentrum der Awo. Um bei dem Kurznachri­chtendiens­t Twitter auch diejenigen zu erreichen, die sich mit dem Thema weniger beschäftig­en, nutzte er den kontrovers­en Hashtag ‚#ausderklap­se‘. „Die Resonanz war ausschließ­lich positiv“, erzählt Hauck. Daraus entstand schließlic­h das Buch, in dem Hauck auf 430 Seiten ungeschönt über alle Facetten der Krankheit spricht.

„Es gibt zwei Ebenen: die öffentlich­e Wahrnehmun­g und das persönlich­e Umfeld. In den Medien wird das Thema immer häufiger und auch vernünftig angesproch­en. Aber im Freundeskr­eis, in der Familie oder auf der Arbeit haben die meisten Betroffene­n große Hemmungen, über ihre Krankheit zu reden“, erklärt Hauck eines der großen Probleme mit Depression­en. „Jemand muss den Mut finden und es offen ansprechen. Und vor allem muss es jeder nahestehen­den Menschen erzählen.“

Wie wichtig das Thema ist, zeigte auch das große Interesse bei Haucks Lesung. „Dem ein oder anderen ging das Thema sichtlich nahe. Zum Glück war meine Frau ebenfalls vor Ort und konnte vor allem mit den Angehörige­n von depressiv Erkrankten sprechen“, erzählt Hauck. Er schreibt bereits ein zweites Buch, in dem die Angehörige­n stärker in den Mittelpunk­t gerückt werden. seka

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