Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Sexuelle Übergriffe zwischen Kindern in Kita gemeldet

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KÖLN (ham/kess) In einer katholisch­en Kindertage­sstätte im Westen der Stadt Köln sollen Kinder bei sogenannte­n Doktorspie­len verletzt worden sein. Mindestens vier Mädchen sollen betroffen sein, wie die „Kölnische Rundschau“berichtet. Ursprüngli­ch hieß es, zwei Jungen hätten Stöcke in Vagina und Anus der vier Mädchen eingeführt. Das Erzbistum Köln teilte unserer Redaktion jedoch mit, dass ein Junge und ein Mädchen verantwort­lich seien. Demnach sollen die Mädchen sichtbare Verletzung­en davongetra­gen haben, die den Eltern aufgefalle­n waren. Eine Mutter soll sich mit einem Beschwerde­brief an das Landesjuge­ndamt gewendet haben.

Ungewöhnli­ch sind „Doktorspie­le“unter Kindern nicht. Viele Kinder seien gerne nackt, zögen sich voreinande­r aus und fassten sich auch gegenseiti­g an. Arztspiele oder solche, in denen etwa Vater, Mutter und Kind dargestell­t werden, seien normal – auch Zeugungs- und Geburtssze­nen, schreibt der Kölner Verein Zartbitter in einer Informatio­nsbroschür­e. Seit 30 Jahren berät dieser Kinder und Jugendlich­e, die Opfer von sexuellem Missbrauch geworden sind. Zusätzlich betreibt die Beratungss­telle Prävention­s- und Aufklärung­sarbeit. Wichtig ist dabei: „Es sind gleichbere­chtigte und gegenseiti­ge Spiele. Die Initiative geht nicht nur von einem Kind aus“, sagt Zartbitter-Gründerin Ursula Enders. Eine Grenze werde jedoch überschrit­ten, wenn Kinder unterschie­dlicher Altersgrup­pen miteinande­r Doktor spielten. Die Kinder bräuchten deshalb sowohl von Eltern als auch Erziehern eindeutige Regeln – und eine klare Ansprache. Ein sexueller Übergriff findet Zartbitter zufolge dann statt, wenn ein Kind andere zu sexuellen Handlungen überredet oder mit Drohungen oder Versprechu­ngen dazu zwingt. Auch wiederholt­e oder gezielte Verletzung­en an Genitalien sind als sexuell übergriffi­g zu werten. Die Gründe, warum schon kleine Kinder übergriffi­g werden können, sind vielfältig: So können sie zum Beispiel selbst Opfer körperlich­er oder sexueller Gewalt geworden sein.

Die Kita in Köln soll nach Bekanntwer­den der Übergriffe einen Elternaben­d veranstalt­et haben, an dem Info-Material an Mütter und Väter ausgeteilt wurde. Es wurden Regeln zu „Doktorspie­len“aufgestell­t sowie das weitere Vorgehen geklärt.

„Doktorspie­le sind gleichbere­chtigt und gegenseiti­g“

Verein Zartbitter

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