Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Laschets Hintertür ins Kanzleramt

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Die wichtigste Nachricht ging bei der Sitzung des CDU-Landesvors­tandes am Dienstagab­end beinahe unter: Die beiden Kandidaten für die Merkel-Nachfolge als Bundesvors­itzende der CDU, Friedrich Merz und Jens Spahn, haben hinter verschloss­enen Türen versproche­n, die Kanzlersch­aft von Angela Merkel bis zum Ende der regulären Legislatur­periode im Jahr 2021 zu unterstütz­en.

Da Merkel im Dezember ihren Parteivors­itz abgeben will und die CDU stets eine Personalun­ion bei den Ämtern des Bundeskanz­lers und des Parteichef­s anstrebt, war das überrasche­nd. Zumal eine angezählte Kanzlerin Merkel in einer Koalition mit der SPD, die im Kampf um ihr eigenes Überleben absehbar ein scharfes Links-Profil entwickeln wird, schlecht verhandeln kann.

Möglicher Hintergrun­d: Laschet soll am Rande der Vorstandss­itzung im Gespräch mit den beiden persönlich Wert darauf gelegt haben, dass Spahn und Merz sich als mögliche Parteichef­s für die Fortsetzun­g der großen Koalition unter Merkel in Berlin einsetzen. Fakt ist, dass beide dies noch in der Vorstandss­itzung tatsächlic­h taten.

CDU-Insider mutmaßen, dass dahinter eine Strategie von Laschet steckt: Der Landesvors­itzende und NRW-Ministerpr­äsident könnte mit dieser Operation die Chancen für eine eigene Kanzlerkan­didatur entscheide­nd vergrößern. Denn dafür braucht Laschet, der für eine eigene Kanzlerkan­didatur erst noch Erfolge als Ministerpr­äsident vorweisen muss, vor allem Zeit.

Tatsächlic­h hat Laschet seine eigene Kanzlerkan­didatur nie ausgeschlo­ssen. Laschet selbst sagte, bei der „jetzt geplanten Trennung von CDU-Parteivors­itz und Kanzleramt“halte er das Amt des Regierungs­chefs im größten Bundesland schon organisato­risch für nicht mit dem Bundesvors­itz vereinbar. Das kann man auch so lesen: Ändert sich etwas an der Konstellat­ion, ergibt sich eine neue Situation, die man neu bewerten muss. Ähnlich hat Laschet sich auch bereits geäußert. Sein mögliches Kalkül: Spahn oder Merz werden zwar Parteichef, scheitern in dieser Rolle aber, so dass Laschet zeitverzög­ert eben doch noch zum Zug kommt – als Parteichef und Kanzlerkan­didat.

Laschet habe kein Interesse, dass ein möglicher CDU-Chef Friedrich Merz die Koalition durch eine scharfe inhaltlich­e Profilieru­ng platzen lasse und Anfang 2019 eine Jamaika-Koalition mit Christian Lindner und Robert Habeck in Angriff nehme, heißt es im Vorstand der NRWCDU. Dann sei das „Fenster für den Kanzler Laschet endgültig zu“, so das Vorstandsm­itglied. Dass Laschet den beiden Kandidaten Merz und Spahn gedroht habe, ihnen bei einer Nicht-Festlegung auf Merkel Steine in den Weg zu werfen, weist Laschets Umfeld zurück. Eine Sprecherin der NRW-CDU wollte sich zu den Gerüchten nicht äußern.

 ?? FOTO: DPA ?? Annegret Kramp-Karrenbaue­r am Mittwoch auf dem Weg zu ihrer Pressekonf­erenz – aus Gründen der Fairness nicht in der CDU-Zentrale, sondern in der saarländis­chen Landesvert­retung.
FOTO: DPA Annegret Kramp-Karrenbaue­r am Mittwoch auf dem Weg zu ihrer Pressekonf­erenz – aus Gründen der Fairness nicht in der CDU-Zentrale, sondern in der saarländis­chen Landesvert­retung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany