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Passt, wackelt und hat Luft – der Dübel wird 60 Jahre alt
DÜSSELDORF (kron) Viele kennen das Problem: Das Regal, der große Spiegel, die Vitrine müssen irgendwie an die Wand. Der Nagel kann die schweren Einrichtungsgegenstände nicht halten, die Schraube sitzt zu locker im Gemäuer. Die Lösung für dieses Problem wird heute 60 Jahre alt: der Fischer-Dübel.
Dieses kleine, graue Plastikröhrchen ist aus den Werkzeugkoffern aller Hand- und Heimwerker nicht mehr wegzudenken. Wenn das Loch in der Wand ist, wird der Dübel einfach hinein geschoben, und die passende Schraube anschließend hinterher gedreht. Und dann passiert das, was den Spreizdübel (kurz: S-Dübel) weltberühmt gemacht hat: Im Inneren spreizt sich das gezackte Plastik in zwei Hälften und verzahnt sich so mit der Wand. Die Schraube sitzt fest, das Regal kann aufgehängt werden. Heute werden rund 14,5 Millionen Fischer-Dübel am Tag produziert.
Und so wurde aus dem kleinen Plastikteil ein ganz Großer: Im Jahr 1958 feilte Artur Fischer in seiner kleinen Werkstatt im Schwarzwald wochenlang an dem zylinderköpfigen Plastikstift. Es war der erste aus dem sehr widerstandsfähigen Kunststoff Polyamid. Der große Clou – das Spreizen des Dübels in der Wand – machte das Plastikröhrchen unnachahmlich. Und zwar wirklich unnachahmlich, weil Fischer am 7. November 1958 das Patent einreichte.
Und wie hängten die Menschen vor der Idee von Fischer etwas an der Wand auf? Mühsam und oft nicht für allzu lange Zeit. Denn die meisten Vorgänger waren nicht sehr stabil. Zu Anfang musste noch mit Klebemasse ein Stück Holz in der Wand fixiert werden. Ab 1910 bestand die Alternative dann aus Metall, Hanf und Tierblut. Das Tierblut diente als Klebstoff – der hielt allerdings nicht immer wirklich gut. Ganz im Gegensatz zum Fischer-Dübel.
Es war nicht die erste Erfindung des „Patentkönigs“Fischer. Mehr als 1100 seiner Ideen wurden bis zu seinem Tod im Jahr 2016 patentiert. Die erfolgreichste war aber ohne Frage der S-Dübel. Ein Erfolg, der bis heute anhält. Im Jahr 2017 beschäftigte die Fischer Unternehmensgruppe, die inzwischen von Artur Fischers Sohn Klaus geleitet wird, 5000 Mitarbeiter und machte einen Jahresumsatz von 812 Millionen Euro. Für Dreiviertel des Umsatzes verantwortlich: der Fischer-Dübel.