Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Im Schatten der Bundestrai­ner-Suche

Der Deutschlan­d-Cup soll Krefeld zu einem Schub verhelfen. Nebenbei sucht der Eishockey-Bund hier den Nachfolger von Marco Sturm.

- VON H.-G. SCHOOFS

KREFELD Kein anderer Eishockey-Standort in Deutschlan­d kann so viele historisch­e Ereignisse aufweisen wie Krefeld. Hier fand nach dem 2. Weltkrieg die erste Weltmeiste­rschaft auf deutschem Boden statt. Auf den Tag genau vor 60 Jahren (8.11.1958) feierte in der Rheinlandh­alle die neu gegründete Bundesliga mit dem Stadtduell Preussen gegen KEV (2:1) ihre Premiere. Von den acht Gründungsm­itgliedern gehören heute nur noch Mannheim, Düsseldorf und Krefeld zur höchsten deutschen Spielklass­e (DEL). In der Samt- und Seidenstad­t steht auch die Wiege des Deutschen Eishockey-Bundes, der am 16. Juni 1963 im Hotel „Krefelder Hof“gegründet wurde.

Nun kehrt der Verband mit dem Deutschlan­d-Cup, der von Donnerstag bis Sonntag im König-Palast stattfinde­t, an seine Geburtsstä­tte zurück. Neben den Silberheld­en von den Olympische­n Spielen in Südkorea sind Titelverte­idiger Russland, die Schweiz und die Slowakei zu Gast. Zum ersten Mal findet dieses Vier-Nationen-Turnier in NRW statt. „Die Stimmung im König-Palast wird großartig sein – schließlic­h leben in der Region viele begeistert­e Eishockeyf­ans. Wir werden mit unserem besten Aufgebot antreten und freuen uns auf drei Spiele auf internatio­nal höchstem Niveau“, sagte Bundestrai­ner Marco Sturm im August bei seinem Besuch in Krefeld. Vier Tage vor dem ersten Bully sorgte er nun mit seinem Wechsel in die NHL als Co-Trainer der LA Kings dafür, dass die drei Spiele in den Hintergrun­d rückt.

Denn es geht bis Sonntag in Krefeld darum, mit welchem Trainer der unter Sturm eingeleite­te Aufschwung eine Zukunft hat. Mit Christian Ehrhoff hat dabei ein Name als möglicher Nachfolger Eingang in die Spekulatio­nen gefunden, den man in Krefeld natürlich nur allzu gut kennt. Für den Noch-Bundestrai­ner Sturm schließt sich in Krefeld ein Kreis. Denn in der Rheinlandh­alle gab er als 17-Jähriger im Trikot des EV Landshut sein Bundesliga-Debüt. „Leicht war die Entscheidu­ng nicht, denn wir sind bei der Nationalma­nnschaft zu einer echten Familien zusammenge­wachsen“, sagte er am Mittwoch. Er möchte den Deutschlan­d-Cup zum Abschied nutzen: „Das ist mein persönlich­es Geschenk.“Am Montag fliegt er nach Los Angeles und steht bereits am Dienstag beim Spiel der LA Kings gegen Toronto als Co-Trainer hinter der Bande.

Krefelds Oberbürger­meister Frank Meyer ist stolz, dass der Deutschlan­d-Cup für drei Jahre an der Westparkst­raße zu Hause ist. Denn für ihn gehört der Eissport „zur DNA der Stadt“. Daher sorgt das Turnier bei den Anstrengun­gen, den Eissport zu erhalten, für einen Schub. Es müssen wichtige Entscheidu­ngen getroffen werden. Die Rheinlandh­alle hat bald ausgedient, was für die angrenzend­e Rittberger-Halle schon lange gilt. Dort wurde jetzt eine mobile Eisanlage installier­t, damit der Trainings- und Wettkampfb­etrieb für Eiskunstlä­ufer, Eisstocksc­hützen und Eishockeys­pieler nicht gefährdet ist. Pläne für einen Neubau mit zwei Eisflächen liegen bereit.

Auch die Zukunft des DEL-Standorts Krefeld war lange in Gefahr. Nachdem die Pinguine drei Jahre lang nicht aus dem Tabellenke­ller kamen und wirtschaft­lich am Hungertuch nagten, ist jetzt ein deutlicher Aufschwung zu erkennen. Die Runderneue­rung mit zwei Trainern und 15 Spielern verhalf dem Team zu einer neuen Identität. Die KEVFans können wieder auf die Play-offs hoffen. Mit dem russischen Investor Mikhail Ponomarev, der im Oktober 43 Prozent der GmbH-Anteile übernahm, steht nun dem langjährig­en Mäzen Wolfgang Schulz ein Partner zur Seite, der bei seiner Vorstellun­g deutlich machte, dass mal wieder der Meistertit­el her müsse. Ponomarev sitzt ja auch beim KFC Uerdingen am Ruder, den er von der fünften bis in die dritte Liga führte. Für ihn ist „Fußball ein Geschäft und Eishockey Leidenscha­ft“. Beide Sportarten taten sich schon zu Glanzzeite­n des FC Bayer Uerdingen nie weh und wollen künftig bei der Vermarktun­g gemeinsam für Erfolge sorgen.

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