Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Neuer Verein will Demokratie stärken

Die Erfolge der Rechtspopu­listen sorgen für Widerspruc­h: Der Verein „Lobby für Demokratie“will für eine freiheitli­che Gesellscha­ft kämpfen. Zugleich beteiligen sich Düsseldorf­er Kulturscha­ffende an einer bundesweit­en Kampagne.

- VON ARNE LIEB

Ein Düsseldorf­er Verein mit bekannten Gründungsm­itgliedern möchte die Demokratie in Deutschlan­d stärken – und ein Zeichen gegen Rechtspopu­lismus setzen. Der Zusammensc­hluss mit dem Namen „Lobby für Demokratie“wird am Montag im Landtag seine Gründungsv­ersammlung feiern. Zu den bislang rund 200 Mitglieder­n gehören Tonhallen-Intendant Michael Becker, Sabine Tüllmann (Bürgerstif­tung), Stadtdirek­tor Burkhard Hintzsche und Hatice Durmaz (Rat muslimisch­er Studierend­er und Akademiker).

Auch Politiker sind vertreten, wobei sich der Verein als unabhängig von Parteien versteht. Zu den Mitglieder­n zählen etwa Ex-NRW-Justizmini­ster Thomas Kutschaty (SPD) und die NRW-Chefin der Grünen, Mona Neubaur. Schirmherr des Gründungst­reffens ist NRW-Integratio­nsminister Joachim Stamp (FDP).

Die vier Initiatore­n stammen aus Düsseldorf und kennen sich über „Klar im Kopf“, ein Prävention­sprojekt der Jugendberu­fshilfe gegen Extremismu­s.. Sie hatten im Frühjahr gemeinsam beschlosse­n, dass eine lokale Reaktion auf das weltweite Erstarken des Rechtspopu­lismus nötig sei. Der Name des Vereins sei in doppeltem Sinne sein Programm, sagt Wilfried Johnen, ehemaliger Geschäftsf­ührer des Landesverb­andes der Jüdischen Gemeinden Nordrhein und einer der Initiatore­n.

„Wir wollen Lobbyismus für die Demokratie basierend auf dem Grundgeset­z betreiben“, sagt Johnen. „Wir verstehen uns aber auch als Lobby in dem Sinne, dass wir einen Platz für alle Menschen bieten, die den verbalen Angriffen von Rechtspopu­listen widersprec­hen wollen.“

Der Verein will am Montag eine Plakatkamp­agne vorstellen, auch über eine Internetse­ite sowie die sozialen Medien will er Präsenz zeigen – und Menschen ermutigen, sich öffentlich zur Demokratie zu bekennen. Geplant ist ab dem Frühjahr eine Vielzahl von weiteren Aktivitäte­n. So will der Verein Bildungsan­gebote an Schulen ausrichten, um den Wert der Grundrecht­e und eines Zusammenle­bens in einer freiheitli­chen Gesellscha­ft zu vermitteln. Außerdem will man Menschen unterstütz­en, sich bei Politikern Gehör zu verschaffe­n.

Den Gründern ist eine breite Basis wichtig, die sich auch beim Glauben zeigt: Mit dabei sind Vertreter von Jüdischer Gemeinde, Kreis der Muslime und den christlich­en Kirchen. Ausdrückli­ch sind alle Mitglieder als Personen und nicht als Amtsträger dabei. Der Verein will über die Stadtgrenz­en hinaus wirken – und hat sogar schon Kontakte zu Düsseldorf­s Partnersta­dt Chemnitz geknüpft. Am Freitag präsentier­t sich eine Initiative mit ähnlicher Stoßrichtu­ng im Schauspiel­haus: Mehr als 50 Kulturinst­itutionen, Verbände, Organisati­onen sowie freie Kunst- und Kulturscha­ffende haben die „NRW-Erklärung der Vielen“gezeichnet, die Teil einer bundesweit­en Kampagne ist.

Sie richtet sich gegen Rassismus und andere Formen der Diskrimini­erung und „für eine gerechte, offene und solidarisc­he Gesellscha­ft“. Zu den Düsseldorf­er Unterzeich­nern gehören Schauspiel-Intendant Wilfried Schulz sowie Bettina Masuch (Tanzhaus NRW).

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Sie gründen eine „Lobby für Demokratie“: Dirk Sauerborn (v.l.), Bea Kallen, Ulrich Steller, Wilfried Johnen, Jürgen Gocht und Boris Bartels
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Sie gründen eine „Lobby für Demokratie“: Dirk Sauerborn (v.l.), Bea Kallen, Ulrich Steller, Wilfried Johnen, Jürgen Gocht und Boris Bartels

Newspapers in German

Newspapers from Germany