Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Schüler lernen die Größe des toten Winkels
Eine ganze Schulklasse kann neben einem Lkw unsichtbar werden. Die Polizei demonstrierte das Schülern des Cecilien-Gymnasiums.
Vor wenigen Monaten zeigte der tödliche Unfall eines Schülers in Köln, der von einem abbiegenden Müllwagen erfasst wurde, wie gefährlich der tote Winkel ist. Um eine Wiederholung dieser Tragödie zu vermeiden, besucht die Düsseldorfer Polizei regelmäßig Schulen, um Kinder und Jugendliche für die Gefahren des Straßenverkehrs zu sensibilisieren. Vergangene Woche gab es ein Verkehrstraining am Cecilien-Gymnasium in Niederkassel.
Ein großes rotes Dreieck lag vergangenen Mittwoch auf dem Schulhof. Darauf war locker Platz für 30 Kinder. Die Markierung war jedoch nicht Teil eines Spielfelds, sondern gehörte zu einem wenige Meter entfernt stehenden Lastwagen. Es war der tote Winkel des Fahrers und sollte den Schülern die Gefahren des Straßenverkehrs vor Augen führen.
„Ich hätte niemals gedacht, dass der tote Winkel so groß ist“, erzählte die elfjährige Cosima. Doch mit diesem Glauben ist das Mädchen nicht allein.
85 Unfälle zwischen Rechtsabbiegern und Fahrradfahrern gab es in diesem Jahr in Düsseldorf. Und auch wenn keiner davon tödlich ausging, wurden die Beteiligten mitunter schwer verletzt. Da Kinder nicht zuletzt aufgrund ihrer Größe besonders gefährdet sind, steht ein sicheres Fahrradfahren schon bei Grundschülern auf der Tagesordnung. Doch später gerät das Thema in den Hintergrund, so die Meinung der Lehrerin Julia Juchems. Doch da viele Schüler das Fahrrad für ihren Schulweg nutzen, sei eine Sensibilisierung wichtig. „Bislang gab es an unserer Schule noch keinen Unfall und ich möchte, dass das so bleibt“, sagte sie. Deshalb organisierte sie das Training für die Klassen 5, 6 und 7 an der Schule. So durften die Schüler in einem halbstündigen Training mit der Polizei Düsseldorf einmal ans Steuer eines Lastwagens, um mit eigenen Augen zu sehen, wie viel man von dort aus nicht sieht. Denn tote Winkel gibt es nicht nur an den Seiten des Fahrzeugs, sondern auch vor der Fahrerkabine. Zudem sind die Fahrer nicht selten abgelenkt, was das Unfallrisiko zusätzlich erhöht, sodass es auch ohne Unachtsamkeit des Radfahrers zu Unfällen kommen kann. Ziel war es jedoch nicht, den Kindern Angst zu machen, sondern sie auf den Umgang mit potentiellen Gefahren hinzuweisen. Und das hat funktioniert. „Ich werde jetzt auf jeden Fall vorsichtiger fahren“, resümierte der elfjährige Hannes nach seinem Blick aus der Fahrerkabine.
Daniel Schrader