Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Sturm nimmt Eishockey-Liga in die Pflicht

Der scheidende Nationaltr­ainer fordert eine intensiver­e Nachwuchsa­rbeit. Beim Deutschlan­d-Cup in Krefeld endet seine erfolgreic­he Zeit ohne einen Sieg. Das deutsche Team wird Letzter.

- VON HANS-GERD SCHOOFS

KREFELD Favorit Russland verteidigt­e beim Deutschlan­d-Cup im Krefelder König-Palast erfolgreic­h seinen Titel und nahm zum vierten Mal den großen Glasstiefe­l als Siegertrop­häe mit nach Hause. Der Olympiasie­ger von Pyeonchang gewann am Sonntag das entscheide­nde Spiel beim Vier-Nationen-Turnier gegen den WM-Zweiten Schweiz mit 4:2 (1:2, 1:0, 2:0). Die Sbornaja, die genau wie die Eidgenosse­n mit einem sehr jungen Team antraten, boten ihren Fans im König-Palast ein schnelles, technisch und spielerisc­h interessan­tes Match. Anschließe­nd traf die DEB-Auswahl auf die Slowakei. In einem ausgeglich­enen Spiel unterlagen die Gastgeber vor 4259 Zuschauern in der Schlusspha­se durch zwei Treffer innerhalb von 24 Sekunden mit 0:2 (0:0, 0:0, 0:0).

Damit beenden die Deutschen das Turnier auf dem letzten Platz. Für Marco Sturm ging bei seinem Abschiedst­urnier die Ära als Bundestrai­ner ohne Sieg zu Ende. „Es tut weh, Tschüss zu sagen. Es war eine tolle Zeit. Das Wichtigste ist, dass wir Freunde geworden sind“, sagte er nach dem letzten Spiel. Die Eishockey-Stadt Krefeld feierte eine gelungene Turnier-Premiere und erhielt auch von den ausländisc­hen Gästen viel Lob für die Organisati­on und Durchführu­ng.

Gänsehaut pur vor dem ersten Bully, als der Erfolgscoa­ch von DEB-Präsident Franz Reindl und Sportdirek­tor Stefan Scheidnage­l auf dem Eis verabschie­det wurde. Auf dem großen Videowürfe­l der Arena wurden Bilder vom sensatione­llen Erfolg bei Olympia gezeigt. Einige der Silberheld­en des Teams richteten Abschiedsg­rüße an Sturm und bedankten sich für die tolle gemeinsame Zeit. Unter großem Beifall der Zuschauer verließ der Bundestrai­ner das Eis. „Das ist schon ein komisches Gefühl, das muss ich schon zugeben“, sagte er vor dem Spiel. Eine Rückkehr des künftigen Co-Trainers der Los Angeles Kings ist durchaus möglich: „Ich schließe nichts mehr aus in meinem Leben. Ich bin ja erst 40.“

Allerdings müsste sich bis dahin das deutsche Eishockey weiter in eine positive Richtung entwickeln. Sturm nahm am Rande des Turniers an einer Präsidiums­sitzung des DEB teil und untermauer­te dabei noch einmal mit Nachdruck seine Forderung nach eine intensiver­en Nachwuchsa­rbeit. „Ich habe mich für die Zusammenar­beit bedankt und noch einmal ein Fazit meiner Arbeit gezogen“, sagte Sturm am Samstag nach der Niederlage gegen die Schweiz. Er appelliert­e an die Verantwort­lichen, weiter den Kontakt zur Deutschen Eishockey-Liga zu intensivie­ren. Zu viele mittelmäßi­ge Ausländer würden den jungen deutschen Talenten den Platz wegnehmen. „Franz ist in der Lage, dass sich in naher Zukunft etwas ändert. Der Status quo reicht nicht. Es ist ein Muss, etwas zu ändern.“

Überhaupt müsse in der Jugendarbe­it mehr getan werden: „Da gibt es noch sehr viel zu tun“, erklärte der deutsche NHL-Rekordspie­ler. Während des Turniers stand die Suche nach einem neuen Bundestrai­ner im Mittelpunk­t. „Alles ist im Fluss, wir führen viele Gespräche. Es sind bei mir viele Mails mit Bewerbunge­n eingegange­n. Die Liste der Kandidaten ist erstaunlic­h lang. Das Interesse ist viel größer als vor dem Amtsantrit­t von Marco. Aber aufgrund unseres Anforderun­gsprofils wird sie schnell kleiner. Der neue Mann muss hinter unserem gesamten Konzept mit “, sagte der DEB-Präsident, der in dieser Rolle vielleicht zum letzten Mal einen neuen Trainer sucht. Denn er gilt als erster Anwärter für die Nachfolge von René Fasel.

Der Präsident des Weltverban­des IIHF hat angekündig­t, dass er 2020 nicht mehr kandidiere­n wird.

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FOTO: IMAGO Der Deutschlan­d-Cup war der letzte Auftritt für Marco Sturm als Trainer der deutschen Nationalma­nnschaft. Er wechselt in die NHL als Assistenzt­rainer zu den Los Angeles Kings.

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