Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Monheim öffnet das Mack-Haus

Die Stadt wird die imposante Pyramide des Zero-Künstlers zunächst anmieten. Dann soll ein Konzept erstellt werden.

- VON LOTHAR SCHRÖDER

MONHEIM Die Stadt Monheim hat ein neues Stadttor. Also kein richtiges, klassische­s. Aber doch ein Gebäude am Ortseingan­g, das der Kleinstadt am Rhein ein schmuckes und spannendes Entree beschert: das sogenannte Mack-Haus – diese mächtige, dachbegrün­te Pyramide mit diversen Wasserläuf­en. Das wunderlich­e Bauwerk, das der Zero-Künstler Heinz Mack (87) mit dem Mönchengla­dbacher Architekte­n Horst Schmitges entworfen und mit eigenen Kunstwerke­n bereichert hat, war rund zwei Jahrzehnte im Besitz von Privatfirm­en. Nun stand es zum Verkauf, und Monheim hat einmal mehr die Gunst der Stunde zu nutzen gewusst: Zunächst wird die Stadt das Gebäude (dessen Wert ein Gutachter im Frühjahr auf 3,9 Millionen Euro schätzte) für drei Jahren mieten mit dem Recht einer anschließe­nden Kaufoption zu einem bereits festgelegt­en Preis, wie Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann unserer Redaktion bestätigte. Dass die Stadt von diesem Recht Gebrauch machen wird, hält der 36-jährige Politiker für sehr wahrschein­lich.

So ist auch von „Übergangsz­eit“die Rede, in der unter anderem der Erhaltungs­zustand geprüft werden soll. Dazu gehört das riesige Prisma im offenen Innenhof des 2400 Quadratmet­er großen Hauses, das alle angrenzend­en Räume mit einem unglaublic­hen Farbenspie­l entflammt. Es geht aber auch um die Instandhal­tung der Wasserläuf­e sowie um zahlreiche Möbelstück­e, die Mack eigens für dieses Haus entworfen hat und die nach den Worten Zimmermann­s verscholle­n seien. Möglicherw­eise könnten diese auch rekonstrui­ert werden.

Die Möbel sind aber nur ein Kunst-Zeugnis dieser Pyramide. Denn Mack war damals beim Bau vielfach selbst schöpferis­ch tätig geworden: Es gibt insbesonde­re im sogenannte­n Mack-Raum Wand-Fresken mit seiner Signatur, einen behauenen Marmorquad­er im Kiesbett und das Zusammensp­iel diverser Materialie­n wie silberbeda­mpftes Glas mit Mahagoni und Fichtenhol­z, Marmor, Granit, Kupfer, Messing und Baustahl. Die Kunst als Bestandtei­l des Hauses macht diese Pyramide singulär. Ein „Schatz im Verborgene­n“nennt es Zimmermann, den die Stadt nun publik, also für alle zugänglich machen will.

Nach einem kleinen Eröffnungs­fest soll bereits erstes Leben in die große Bude kommen – mit zwei Atelierräu­men für Künstler, die Kunstproje­kte in der Stadt anstoßen sollen. Das wiederum ist nur der Vorbote einer anderen Initiative, denn mitten in Monheims Altstadt wird – in beratender Zusammenar­beit mit dem Künstlerdo­rf Schöppinge­n – ein Gebäude aufwendig zum Kunst- und Atelierhau­s umgebaut.

Für die Zukunft des imposanten Gebäudes wird die Stadt auf jeden Fall ihre „Eigentümer­verantwort­ung“wahrnehmen, wie es Zimmermann formuliert, und ein Konzept erarbeiten. Ob es ein Museum geben könnte, gar eins der Zero-Kunst, ist denkbar, aber doch nur eine Möglichkei­t unter einigen anderen. Ein Zero-Museum würde nach den Worten des Bürgermeis­ter die Möglichkei­ten der Stadt übersteige­n. „In diesem Fall bräuchten wir auch Rückendeck­ung des Landes“, so Zimmermann, sprich: finanziell­e Unterstütz­ung.

Was auch immer mit und im Mack-Haus passiert, Monheim gewinnt eine weitere Kultur-Attraktion. Und davon gab es in der 41.000 Einwohner zählenden und durch ihre Niedrigzin­spolitik erblühten Stadt zuletzt reichlich: Nach der Verwandlun­g des Geburtshau­s der Dichterin Ulla Hahn in ein Literaturh­aus vor allem für Kinder und Jugendlich­e gibt es bald an der Rheinprome­nade einen spektakulä­ren Geysir. Die zwölf Meter hohe Fontäne ist eine Skulptur des Düsseldorf­er Akademieab­solventen Thomas Stricker, für die die Stadt 415.000 Euro zahlt. Weitere moderne Skulpturen stehen im Rat zur Diskussion. Außerdem ist ein internatio­nales Musikfesti­val beschlosse­n. Die „Monheim Triennale“werde erstmals 2020 in kleiner Form ausgericht­et. Ab 2023 solle das Festival alle drei Jahre in einem Industried­enkmal am Rhein stattfinde­n – als eine Art Documenta der aktuellen Musik. Intendant ist Reiner Michalke, der bis 2016 zehn Jahre lang künstleris­cher Leiter des Moers Festivals war.

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Durch das große Prisma im offenen Innenhof des Mack-Hauses fällt das Tageslicht in vielen Farben in die umliegende­n Räume.
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FOTOS: ANDREAS KREBS Die mächtige Pyramide am Ortseingan­g von Monheim.

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