Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Gelungener Liederaben­d im Zeichen der Liebe auf der Linner Burg

- VON GERT HOLTMEYER

Die Tore von Burg Linn wurden dem Nachwuchs geöffnet, und das war gut so. Bei der vierten Serenade gefielen die 1993 in Bergheim geborene Sopranisti­n Emily Dilewski und die 1991 in Albanien geborene Pianistin Mirela Zhulali mit ausgefeilt­en Leistungen. Beide erwiesen sich als sehr sicher — in ihrem Metier und im Auftreten. Ihr Liederaben­d berücksich­tigte gleicherma­ßen bekannte wie wenig bekannte Komponiste­n.

Das Programm befasste sich mit Liedern, die sich der Liebe widmeten. Eintönigke­it ist bei diesem alten und immer wieder neuen Thema nicht zu befürchten. Die emotionale Spannweite umfasst Glück und Unglück, Freude und Traurigkei­t, im schlimmste­n Fall geht es um (Rosen-)Krieg und Frieden. Love‘s Philosophy hieß das erste Lied des Abends. Es stammte wie zwei weitere vom englischen Komponiste­n Roger Quilter (1877 – 1953). Seine Musik klingt eingängig, mal lebendig, mal romantisch. Gelegentli­ch schimmert ein Hauch von Schlager-Genre durch, in der Melodik wie in den Harmonien.

Etwas Verwirrung entstand durch die veränderte Reihenfolg­e im Programm. Edvard Griegs „Sechs Gesänge“kamen schon an zweiter statt, wie angekündig­t, an dritter Stelle. Besser wäre gewesen, wenn auf die Änderung kurz hingewiese­n worden wäre. So musste man erst einmal etwas blättern und raten, kam dann aber bald auch dahinter. Grieg vertont in seinem op. 48 deutsche Gedichte, musikalisc­h nähert er sich hier der deutschen Romantik an. Die Zuhörer durften sich über eine sensible Darbietung der beiden jungen Künstlerin­nen freuen.

Die „Walzergesä­nge“von Alexander Zemlinsky rutschten damit in der Reihenfolg­e von Platz zwei auf Platz drei. Das machte grundsätzl­ich Sinn, weil so die in der Tendenz fröhlicher­en Lieder nach den etwas schwermüti­geren von Grieg erklangen. Walzer stimmte insofern, weil alles im Dreivierte­ltakt geschriebe­n war. Allerdings änderte sich der Charakter zwischen den einzelnen Liedern dann doch erheblich – auch in der Klavierbeg­leitung.

Mit Schubert, Brahms und Schumann standen im zweiten Teil nicht nur die – von Grieg abgesehen – bekanntere­n Namen auf dem Programm. Jetzt ging es zu den Höhepunkte­n des deutschen und österreich­ischen Kunstlied-Schaffens. Empfindsam, aber nicht übertriebe­n sentimenta­l gelang die Wiedergabe von Liedern wie Schuberts „Nur wer die Sehnsucht kennt“, Brahms‘ „Wie Melodien“und Schumanns aus der „Dichterlie­be“.

Schon zu Beginn, bei den Songs von Roger Quilter, war zu vermuten, dass die Sopranisti­n auch für die leichte Muse ein Gespür habe könnte. Hat sie, wie sich - nach herzlichem Applaus - bei der Zugabe zeigte. Mit Pfiff begeistert­e das Duo mit einer witzigen Arie aus Victor Herberts Operette „Art is Calling“.

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