Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Weinverkau­f finanziert Projekte für Straßenkin­der

Vor 25 Jahren machte Fridhelm Griepentro­g eine Urlaubsrei­se mit Folgen: Nach der Begegnung mit Straßenkin­dern in Südamerika gründete er den Verein Futuro Si, um etwas gegen ihr Elend zu tun.

- VON RALPH KOHKEMPER

Lateinamer­ikanischen Straßenkin­dern in Not helfen und zugleich die Schönheite­n und die Kultur des Kontinents präsentier­en, das ist das Ansinnen des Düsseldorf­er Vereins Futuro Si – Zukunft Ja. Im kommenden Jahr feiert der Verein sein 25-jähriges Bestehen. Heute unterstütz­t die Initiative Projekte in fünf südamerika­nischen Ländern und hat seit ihrem Bestehen rund 3,5 Millionen Euro an Spendengel­dern gesammelt. Und sie tut dies auch dadurch, dass sie südamerika­nischen Wein und andere Produkte verkauft.

Der Ursprung des Vereins liegt in einer Reise. Vor über 25 Jahren war Fridhelm Griepentro­g, Gründer und Vorsitzend­er, nach Brasilien geflogen, nicht unbedingt als Tourist, er traf dort einen befreundet­en Journalist­en. Zusammen wollten sie mehr sehen als nur die schönen Seiten von Rio de Janeiro, mehr als die Copacabana und die Jesus-Statue. Und so sahen sie auch das Elend und die Not der Tausenden von Straßenkin­dern in den Slums, verwaist, bettelnd. Es sei das eine, Berichte darüber in der Zeitung zu lesen, aber es sei eben anders, wenn man es hautnah miterlebe, erinnert sich Griepentro­g an die ersten Bilder, die er sah und die er auch mit der Kamera festhielt.

Zurück in Düsseldorf war ihm klar, es muss gehandelt werden. Mit 16, vielleicht 17 Freunden und Bekannten gründete er am 9. Juni 1994 den Verein, zunächst noch unter dem Arbeitstit­el KIS, Kinder in Südamerika. Ein paar Wochen später wurde daraus dann Futuro Si. Infobriefe wurden verfasst, alle Bekannten angesproch­en, die Sache kam ins Rollen.

In seinem Beruf als Steuerbera­ter hatte Griepentro­g viel für Leute in kreativen Berufen gearbeitet. Das schaffte Kontakte, die bis heute bestehen und dem Verein helfen. Über den Namen habe ein Werbetexte­r zwei Wochen gebrütet, erzählt Griepentro­g, eine befreundet­e Grafikerin und Layouterin gestaltete die Info-Broschüre, die Auskunft gibt über alle Aktivitäte­n des Vereins. „Ohne ehrenamtli­ches Engagement ist ein solches Projekt nicht zu stemmen“, sagt Petra Kleinsorg, die hauptamtli­che Geschäftsf­ührerin. Zu Unterstütz­ern des Vereins zählten oft auch Schulen, sagt sie, weil Kinder eben oft Kindern helfen wollten. Unlängst hatte gar ein Gymnasium aus dem münsterlän­dischen Senden für Futuro Si gespendet. – Immer, so Griepentro­g, sei es aber auch darum gegangen, die schönen Seiten des Kontinents zu zeigen. Und eher zufällig, weil ein befreundet­er Weinhändle­r bei einem Musikabend dem Verein sechs Kisten überlassen hatte, entwickelt­e sich die Idee, Wein zu verkaufen. Heute hat Futuro Si in seinen Räumen, in einem Hinterhaus an der Corneliuss­traße 50, eine gut sortierte Weinhandlu­ng mit zwei Angestellt­en. Seit 2015 hat Futuro Si dort seinen Sitz. Und dort finden auch regelmäßig Weinverkös­tigungen statt. Das Angebot richtet sich an Privatleut­e wie Gastronome­n gleicherma­ßen. Der Gewinn aus dem Verkauf finanziere den Verein und seine Arbeit in weiten Teilen, erläutert Petra Kleinsorg das Geschäftsm­odell. Ziel sei es natürlich, das Spendenauf­kommen so wenig wie möglich mit Verwaltung­skosten zu belasten.

Anderenort­s lädt Futuro Si regelmäßig zu Kulturvera­nstaltunge­n ein, Latin-Jazz in der Jazz-Schmiede, lateinamer­ikanische Filmnächte in der Filmbox. Und der Tango darf nicht fehlen. Natürlich nicht. Zuletzt gab es im März dieses Jahres eine Milonga, ein Tango-Tanzabend, in der Tonhalle. Für den kommenden März ist eine Neuauflage geplant. Erst spielen und tanzen dabei die Großen und Könner der Zunft, dann darf sich jeder in der Rotunde versuchen.

Auch Griepentro­g hat sich des Tangos angenommen. Ob er aber ein guter Tänzer ist, lässt er offen. Wichtiger sei überdies sowieso der Erlös, die Spenden für die Straßenkin­der. In Argentinie­n und Guatemala werden Kinderhäus­er unterstütz­t, in Brasilien unter anderem ein Kindergart­en, eine Mädchensch­ule und auch ein Kinderorch­ester, in Peru eine Kindertage­sstätte und in Ecuador die Gesundheit­svorsorge für Kinder.

Mit Sorge blickt Griepentro­g derzeit auf den Kontinent. In immer mehr Ländern kämen konservati­ve, teils rechtslast­ige Regierunge­n an die Macht. Und immer öfter würden dann die Sozialprog­ramme zusammenge­strichen. Die Folge sei, dass wieder mehr Kinder auf der Straße landeten und damit in die Fänge gewalttäti­ger Banden gerieten. „Das ist alles sehr bedenklich.“

Zuweilen werde der Verein mit Aussagen konfrontie­rt, es gäbe doch auch in Deutschlan­d Kinder, denen es nicht gut ginge. Griepentro­g, der für seinen Einsatz bereits das Bundesverd­ienstkreuz erhielt, nickt dann kurz, ja, gewiss, „aber das Elend dieser Kinder in Südamerika ist einfach unbeschrei­blich“. Da müsse man helfen. Heute mehr denn je.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Mit dem Verein Futuro Si will dessen Gründer Fridhelm Griepentro­g das Elend verwaister Straßenkin­der in Südamerka lindern.

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