Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

NRW braucht ein Paritätsge­setz

Im Landtag sitzen immer weniger Frauen. Es ist Zeit, das zu ändern.

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Für Männer ist es ein leidiges Thema, für Frauen noch viel leidiger. Auch 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahl­rechts sind sie in deutschen Parlamente­n stark unterreprä­sentiert: Obwohl sie 51 Prozent der Bevölkerun­g stellen, also die Mehrheit, sind sie im Bundestag nur zu 31 Prozent vertreten. Eigentlich müssten es die Männer sein, die um angemessen­e politische Teilhabe kämpfen. Im NRW-Landtag sieht es noch schlechter aus als im Bund: Nur 27,6 Prozent weibliche Abgeordnet­e weist die Statistik des Landtags aus. Den geringsten Anteil hat die AfD mit 12,5 Prozent, dicht gefolgt von der FDP mit 17,9 Prozent. In der CDU liegt der Frauenante­il bei 23,6 Prozent und bei der SPD 34,8 Prozent. Nur bei den Grünen herrscht Geschlecht­erparität. Gegenüber dem Landtag zuvor ging die Quote sogar um knapp drei Prozentpun­kte zurück.

Trotzdem war davon am 100. Jahrestag des Frauenwahl­rechts in NRW wenig zu hören. Gleichstel­lungsminis­terin Ina Scharrenba­ch blieb stumm, auch Ministerpr­äsident Armin Laschet oder Justizmini­ster Peter Biesenbach (alle CDU). Ganz anders in Berlin. Dort forderte die Kanzlerin, dass Frauen die Hälfte der Abgeordnet­en stellen, und Justizmini­sterin Katarina Barley (SPD) brachte ein Paritätsge­setz ins Gespräch, wie es Frankreich oder Spanien haben. Dort müssen auf den Listen abwechseln­d Männer und Frauen stehen. Wie sagte jüngst Ex-Bundestags­präsidenti­n Rita Süßmuth über die deutschen Verhältnis­se? „In Wahlkreise­n, wo es kein Mann schaffen kann, darf sich auch eine Frau aufstellen lassen.“Andere Bundesländ­er sind da weiter. In Brandenbur­g etwa brachten die Grünen einen Entwurf für ein Paritätsge­setz ein, weil die aktuelle Situation dem Verfassung­sgrundsatz der Volkssouve­ränität widersprec­he. In NRW ist das bisher nicht einmal ein Thema.

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