Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Vom Bankdrücker zum Schlüsselspieler
Kevin Stöger macht beim 4:1 gegen Hertha BSC sein bislang bestes Spiel im Fortuna-Trikot.
Als Kevin Stöger im Sommer vom VfL Bochum zur Fortuna wechselte, da galt er als einer der großen Hoffnungsträger. Schließlich gilt der 25-Jährige mit seinem linken Zauberfuß als einer jener Typen, für die die schöne Bezeichnung „Mittelfeldmotor“erfunden wurde. Doch die Erwartungen konnte er nicht erfüllen. Der gebürtige Österreicher wollte bei Fortuna durchstarten, sich den Traum vom Fußball-Oberhaus erfüllen, den Schritt zum Anführer machen und sich für die Nationalelf seines Heimatlandes empfehlen. Doch stattdessen landete er auf der Ersatzbank. Der Techniker schien in das System von Trainer Friedhelm Funkel nicht hineinzupassen.
Er gehörte zwar bei allen Bundesligaspielen zum 18er-Kader, stand aber nur viermal in der Startelf. Nur ein einziges Mal stand er über 90 Minuten auf dem Platz – beim 1:7 in Frankfurt. Beim 4:1 gegen Hertha BSC war dann alles ganz anders. Da erlebten die staunenden Fans den Stöger, den sie schon immer sehen wollten – als Anführer und Schlüsselspieler. Der Feinfuß strahlte eine natürliche Autorität aus, war dominant, ordnend, zweikampfstark und unermüdlich, praktisch überall zu finden, wurde vom Bankdrücker zum Schlüsselspieler. Er hatte 81 Ballkontakte, lief 12,57 Kilometer weit, absolvierte 90 intensive Läufe und gab fünf Torschussvorlagen. Mit der Form von Samstag ist er im Mittelfeld gesetzt, wird ihn Trainer Friedhelm Funkel kaum wieder aus der Mannschaft nehmen.
Stöger stellt bei der Analyse des Sieges nicht sich sondern die Mannschaft in den Vordergrund. Wenn man gewinne, wirke die persönliche Leistung immer besser. „Wir haben in den entscheidenden Situationen keine individuellen Fehler gemacht. Es hat jeder für jeden gekämpft. Wir haben mit Leidenschaft gespielt, uns etwas zugetraut, waren sehr ballsicher“, sagt er. „Wir haben uns gut vorbereitet und gewusst, dass wir punkten können.“
Es sei natürlich schön gewesen, vom Coach („Kevin machte gegen Hertha sein bestes Spiel für Fortuna“) ein Lob zu hören. „Aber ich wusste davor auch, was ich kann. Es freut mich, dass ich das endlich umsetzen konnte.“Zu seiner erstaunlichen Laufleistung sagte er: „Wenn man viel läuft, dann hat man viele Aktionen. Ich lebe von Aktionen und möchte viele Bälle haben.“
Er weiß, dass er sich auf den Lorbeeren nicht ausruhen darf und bei den Übungseinheiten weiterhin Gas geben muss, um sich für das anstehende Spiel beim FC Bayern zu empfehlen. „Ich werde in den nächsten Tagen gut trainieren und alles dafür tun, dass ich in der Startelf stehe“, sagt er. Die Partie ist etwas ganz Besonderes für ihn. „Ich freue mich auf das Spiel in München. Das ist ein super Stadion mit einer super Stimmung. Es gibt nichts Schöneres, als da zu spielen.“Sein Erfolgsrezept? „Wir müssen kompakt stehen, mit viel Leidenschaft spielen, hohe Laufbereitschaft zeigen. Wichtig ist, dass wir die ersten 15 Minuten ohne Gegentor überstehen.“Die Bayern sind gewarnt. Freiburg und Augsburg (jeweils 1:1) haben vorgemacht, wie man sie in der Allianz-Arena überraschen kann.