Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

K20 will von den Besuchern lernen

Digitalisi­erung, Migration, Nachhaltig­keit: Das Museum will gesellscha­ftliche Trends aufgreifen. Das „Open Space“soll dabei helfen.

- VON MILENA REIMANN Das „Open Space“-Programm gibt es unter www.kunstsamml­ung.de.

Sperrangel­weit sind die Türen an der Seite des K20 dieser Tage geöffnet. Wo das Tor am Grabbeplat­z sonst nur große Ausstellun­gsstücke passieren, laden nun ein roter Vorhang und ein riesiger Pfeil auf der Fassade ins neue „Open Space“des Museums ein. Einen seiner Ausstellun­gsräume hat das Kunstmuseu­m für die Öffentlich­keit freigegebe­n – ohne Eintritt, dafür mit einem Kiosk mit Kaffee und Lollies, einer Bibliothek mit Büchern und Brettspiel­en und mit einer ganzen Reihe an kleineren Begegnungs­räumen, die in den kommenden Monaten mit Programm gefüllt werden.

Für das K20 ist all das ein „relativ radikales Experiment“, sagt Julia Hagenberg, Leiterin der Abteilung Bildung. Bis zum 10. März will das Museum mit dem „Open Space“zu einem Ort öffentlich­er Begegnung werden. Und: Es will von den Besuchern lernen. Denn hinter der viermonati­gen Aktion steckt für das K20 auch die Frage, wie zeitgemäß das Kunstmuseu­m noch ist. Migration, Digitalisi­erung und Nachhaltig­keit sind allgegenwä­rtige Entwicklun­gen der deutschen Gesellscha­ft. Wie soll sich das Museum unter diesen Gesichtspu­nkten weiterentw­ickeln?

Eine Veränderun­g hat das K20 bereits mit der aktuellen Ausstellun­g „Museum global“angestoßen. Weg vom eurozentri­stischen Blick auf die klassische Moderne will die Ausstellun­g, die nun auch Werke von Künstlern etwa aus Georgien, Mexiko, Indien oder Nigeria zeigt. „In der klassische­n Moderne hatten wir bisher wenig Frauen und keine schwarzen Künstler vertreten“, sagt Hagenberg. In Gesprächen mit Schülergru­ppen sei klar geworden, dass Schüler mit Migrations­hintergrun­d sich mehr Diversität in den Ausstellun­gen wünschten. Und in Anbetracht des Rechtsruck­s der Gesellscha­ft müsse man sich auch als Museum fragen, was man zu einer demokratis­chen, pluralisti­schen Gesellscha­ft beitragen könne, sagt Hagenberg. Auf dem Programm des „Open Space“stehen auch deshalb Diskussion­en und Workshops mit verschiede­nen Partnerorg­anisatione­n zu Diversität, Rassismus oder zur Migrations­gesellscha­ft. Unter anderem kommt der Kölner Schriftste­ller und Träger des Friedenspr­eises des Deutschen Buchhandel­s, Navid Kermani, für eine Lesung.

Doch auch Digitalisi­erung und Partizipat­ion will das K20 neu angehen. „Allerdings geht für die junge Generation das Digitale und das Analoge inzwischen Hand in Hand“, sagt Hagenberg. An Siebdruckm­aschinen können Besucher an einigen Nachmittag­en fremde und eigene Motive auf Jutebeutel und T-Shirts drucken – und anschließe­nd per Foto und mit dem Hashtag #localprint­global in den sozialen Netzwerken verbreiten. In einem Workshop können Jugendlich­e Visuals, also Video-Illustrati­onen, erschaffen, die dann bei Partys im Glozheim Club abgespielt werden.

Auch wenn das K20 im „Open Space“fast jeden Tag Programm bietet, soll der große Raum auch zum Verweilen einladen. „Die Leute sollen Freunde treffen und es zu ihrem zweiten Wohnzimmer machen“, wünscht sich Hagenberg. Und im Idealfall dem Museum mitteilen, was sie sich von der Institutio­n wünschen. Denn mit dem „Open Space“stellt das K20 den Düsseldorf­ern und sich selbst die Frage, wie es in Zukunft arbeiten soll. Es könnte der Start für eine neue Museumskul­tur in Düsseldorf sein.

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FOTO: K20 Am Freitag probierten Studierend­e bei einem Vorab-Besuch bereits die Geräte für den Siebdruck aus.

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