Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Iraner Amin Khelghat zeigt „Tanzende Frauen“

- VON CHRISTIAN ALBUSTIN

Amin Khelghat fotografie­rt tanzende Frauen. Mehr nicht. Dennoch musste der 37-Jährige sein Land, den Iran, verlassen. Dort ist Frauen das Tanzen in der Öffentlich­keit verboten. Der Künstler, der schon in Paris und Barcelona ausstellte, zeigt bis 18. November seine Bilder auf der Photo Popup Fair im Stilwerk. Zuvor hingen seine Bilder bereits in der Galerie „The Box“der Stadtbüche­rei in Bilk.

Khelghat spricht leise und sanft. „Ich war mit meinen Bildern in Zürich, als meine Familie mich anrief“, erzählt er. Das war Ende 2014. Seine Galerie im Iran sei durchsucht, sein Laptop und seine Bilder seien beschlagna­hmt worden. „Komm nicht zurück“, habe seine Familie ihm gesagt. In Düsseldorf hatte er Bekannte. Da er nicht zurück konnte, entschied er sich, hier zu bleiben.

Seine Bilder zeigen stets tanzende Menschen, Frauen und Männer. Immer mit einem Schleier. Mal trägt ihn die Frau am Körper, mal wirbelt sie ihn in hohem Bogen durch die Luft. „Emotion-Abstractio­n“nennt Khelghat die Serie. Der Schleier stehe für die Zensur in seinem Heimatland. Nicht nur für die Zensur der Frau, die den Schleier tragen müsse. Auch für die Zensur, die in der gesamten iranischen Gesellscha­ft stattfinde.

Khelghat hat während seines Informatik­studiums im Iran die Fotografie für sich entdeckt. Mit einem Schmunzeln sagt er: „Irgendwann konnte ich sagen: Ok, ich mach jetzt nur noch das.“Bis zu jenem Tag in Zürich habe er von seiner Arbeit und seiner Galerie im Iran gut leben können. In den Jahren danach sei seine Familie immer wieder verhört worden. Nicht nur er, auch die Frauen auf seinen Bildern hatten sich nach iranischem Recht strafbar gemacht.

Khelghat arrangiert und konzipiert seine Bilder, instruiert seine Models, weiß genau, was er zeigen will. Die Bewegung, die all seinen Bildern innewohnt, soll den Kampf mit dem Schleier, der Zensur und der Freiheit darstellen. „Meine Bilder werden hier als etwas Außergewöh­nliches wahrgenomm­en, stellen aber den alltäglich­en Kampf im Iran dar“, sagt Khelghat. Seine Fotografie­n sind allesamt schwarz-weiß. Sie wirken ernst, dem eigentlich lockeren Tanz wird die Freude genommen. Farbe lenke nur von der Bedeutung ab, vom Kontrast zwischen Freiheit und Zensur. Ohne Farbe hingegen habe der Betrachter mehr Raum für Interpreta­tionen, erklärt Khelghat seine Entscheidu­ng.

Auf seinen bisherigen Bildern hat Khelghat die Frauen immer in der Bewegung des traditione­llen Sufi-Tanzes festgehalt­en. „Das ist für mich noch sehr aktuell“, erklärt er.

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FOTO: ALBUSTIN Amin Khelghat

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