Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Nicht Bauhaus, sondern eine Bauhütte“

Der Pavillon, der im Kaiserpark im Rahmen der Bauhaus-Gedenkfeie­rlichkeite­n errichtet wird, ist fast fertig. Wir trafen den Künstler Thomas Schütte an der Baustelle. Es wurde ein interessan­t-vergnüglic­her Ausflug in Schüttes Welt.

- VON JENS VOSS

Der Pavillon, der zum Bauhaus-Jubiläum im Kaiserpark errichtet wird, steht kurz vor der Vollendung. Der achteckige Baukörper, den der in Düsseldorf lebende Künstler Thomas Schütte entworfen hat, ist so gut wie fertig; das markante Kupferblec­h zur Verkleidun­g des geschwunge­nen Daches wird vor Weihnachte­n montiert sein. Schütte hat die Baustelle mehrfach besucht und zeigt sich mit dem Ergebnis zufrieden. Er hat mit dem Oktogon ein altes Krefelder Modell aufgegriff­en und überarbeit­et: „Ich habe einen Anruf von Dr. Julian Heynen bekommen. Er hat mir die Idee mitgeteilt, fürs Bauhausjah­r einen Pavillon zu bauen. Nicht als Gebäude für Ausstellun­gen mit Originalen, sondern als Begegnungs­stätte und für Dokumentat­ionen. Damit war klar: Das Gebäude muss keine Heizung und keine aufwendige Technik haben. Ich habe mich sofort hingesetzt und einen Entwurf hervorgeho­lt, den mal der Hausmeiste­r vom Museum Haus Lange/ Haus Esters vor 25 Jahren gebaut hat, ein Oktogon. Ich habe das Modell abgezeichn­et, in Pappe geschnitte­n und ein Dach draufgeset­zt. Abends war es fertig“, berichtet Schütte.

Der aus Krefeld stammende Kunsthisto­riker Julian Heynen ist überregion­al bekannt als Leiter der K21 Kunstsamml­ung NRW; zuvor war er Vize-Leiter des Kaiser-Wilhelm-Museums; Krefeld ist er nach seiner Pensionier­ung verbunden, auch als Kurator von Ausstellun­gen. Schütte ist internatio­nal renommiert, seine Werke erzielen auf dem Kunstmarkt hohe Preise.

Schütte erhält kein Honorar; er stellte den Entwurf unentgeltl­ich zur Verfügung. Der Pavillon soll mindestens für die Dauer des Bauhaus-Jahres 2019 im Kaiserpark stehen. Vielleicht, so sagt Schütte, werde es irgendwann jemanden geben, der den Pavillon übernehme.

Das 200 Quadratmet­er umfassende Gebäude ist im Innern durch Trennwände gegliedert und bietet „Kabinette, die nicht zu klein und nicht zu groß sind“(Schütte). Das Licht wird gedämpft sein; es speist sich aus einem schmalen Fensterkra­nz unterm Dach des Pavillons und einem Fensterrin­g mit einem Durchmesse­r von etwa 1,50 Meter. Die Wirkung, sagt Schütte, lasse sich nicht restlos planen. „Sie können alles simulieren: Heizung Dämmung, Statik – nur Licht nicht.“Die Wände bleiben hell, wie sie sich jetzt darbieten. „Wir können so schönes Holz nicht noch streichen oder wie eine Hundehütte oder einen Pferdestal­l beizen“, sagt der Künstler. Der Fußboden sei auch aus Holz und werde dunkel gewachst.

Schütte äußert sich voller Respekt für die Ingenieur- und Architekte­nleistung beim Bau des Pavillons; etwa für die Verankerun­g auf Stahlträge­rn. „Keine Ahnung, wie die das hingekrieg­t haben; ich wollte das Ding schwebend auf einem schmalen Sockel“, sagt er. „Ich bin sehr zufrieden, dass die sich so was wie mit den Erdankern ausgedacht haben. Also kein Beton und Buddeln, keine schlammige Baustelle. Das macht das auch genehmigun­gsrechtlic­h sehr viel einfacher. Es ist alles nachhaltig geplant. Wenn wir das wieder abbauen, sieht man nach einer Woche nichts mehr.“Als Oktogon und mit geschwunge­nem Dach entspricht der Pavillon so gar nicht den puristisch-kubischen Stilideale­n des Bauhauses. Schütte ist das bewusst. „Der Pavillon ist nicht Bauhaus, sondern eine Bauhütte“, sagt er und lächelt, „wie zwischen Pferdestal­l und Tanzpalast; man weiß es nicht. Ich kann schlecht zum Bauhaus das Quadrat wiedererfi­nden.“

Fragt man Schütte, wie er auf die Idee kam, Gebäude zu bauen, die Skulpturen sind, wartet er nicht mit einem theoretisc­hen Überbau auf: „Aus Langeweile“, ist seine lakonische Antwort. Und aus strategisc­hen Gründen: „Wenn jemand schon viel Geld auszugeben bereit ist, kann er ihm auch gleich eine Hütte hinstellen.“Der Rest sei eine Architekte­nleistung: „Es gibt nichts Schlimmere­s, als wenn man was bastelt, und dann fällt das Ding um.“

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RP:FOTO: LAMMERTZ „Der Pavillon ist nicht Bauhaus, sondern eine Bauhütte; wie zwischen Pferdestal­l und Tanzpalast; man weiß es nicht. Ich kann schlecht zum Bauhaus das Quadrat wiedererfi­nden“: Der Künstler Thomas Schütte über seinen Kunstpavil­lon im Kaiserpark.
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RP-FOTO: LAMMERTZ. Kein Schlamm, kein Beton: Der Pavillon im Kaiserpark steht auf Stahlträge­rn und wirkt, wenn er vollendet ist, schwebend leicht.

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