Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mit Macht machen oder mitmachen?

Fortuna präsentier­t noch in diesem Jahr einen neuen starken Mann in der sportliche­n Führung. Diese Personalie ist mit großer Hoffnung verknüpft, birgt aber auch Gefahren. Spannend wird sein, wie sich der neue Sportvorst­and ins Gebilde einfügt. Wolf Werner

- VON PATRICK SCHERER

Alles hat seinen Anfang im Mai 2016. Damals gibt Fortunas Vorstandsb­oss Robert Schäfer die einvernehm­liche Trennung von Sportdirek­tor Rachid Azzouzi bekannt. Der Verein will seinen eigenen Weg gehen. Dazu soll ein anderer, ein passendere­r sportliche­r Leiter gefunden werden. Die Suche beginnt. Seither ist auf Nachfragen bei Aufsichtsr­atschef Reinhold Ernst oder bei Robert Schäfer allerdings stets die gleichlaut­ende Antwort zu hören: „Wir halten die Augen offen. Sobald es etwas zu verkünden gibt, werden wir das tun.“

Nun ist es bald soweit: Die lange Suche hat ein Ende. Nach Informatio­nen unserer Redaktion wird der neue Mann noch vor der Winterpaus­e vorgestell­t und wird als Sportvorst­and die alleinige Verantwort­ung im sportliche­n Bereich übernehmen. Noch verhandelt Fortuna mit mehreren Managern, doch der Wunschkand­idat scheint gefunden: Lutz Pfannensti­el. Den Weltenbumm­ler und internatio­nal vernetzten Scout von Bundesliga-Konkurrent TSG Hoffenheim. Eine spannende Personalie, die niemand kommentier­en will. Noch spannender sind ohnehin andere Fragen: Wie wird der Neue angenommen? Wie wird er sich einordnen? Wird er mit Macht machen oder mitmachen?

Es gibt mehrere Gründe, warum die Suche so lange gedauert hat. Einer ist die wirtschaft­liche Aufstellun­g im Rahmen der Philosophi­e des Vereins. Bei Fortuna werden kleine Brötchen gebacken – ohne Großinvest­or. Das schlägt sich sowohl auf dem Gehaltssch­eck des sportliche­n Leiters als auch in der Geldbörse nieder, mit der er auf Shoppingto­ur gehen darf. Solche Voraussetz­ungen engen den Kandidaten­kreis ein.

Ein anderer – wohl noch gewichtige­rer – Grund ist das spezielle Organigram­m bei Fortuna. Auf Vorstandse­bene gibt es bisher drei Personen: Sven Mühlenbeck, der sich ausschließ­lich um den Bereich Organisati­on und Spielbetri­eb kümmert. Erich Rutemöller, der als ehrenamtli­cher Sportvorst­and agiert. Und Schäfer als umtriebige­r Vorsitzend­er.

Rutemöller füllt dabei aber nicht die klassische Rolle eines hauptamtli­chen Sportvorst­ands aus, ist eher in beratender Funktion tätig. Die Verhandlun­gen führen andere. Hauptsächl­ich Schäfer. Die wichtigste­n Beteiligte­n bei Spielertra­nsfers sind aber bisher eine Ebene darunter angesiedel­t: In der Scouting-Abteilung. Chefscout und Kaderplane­r Uwe Klein sowie Robert Palikuca, Manager der Lizenzmann­schaft, und Scout Goran Vucic gelten als nahezu unsichtbar­e Macher im Hintergrun­d.

Da diese Konstellat­ion den Verein seit 2016 vom Abstiegska­mpf der zweiten Liga ins Oberhaus geführt hat, war sich auch der Aufsichtsr­at nicht immer einig, ob es sinnvoll ist, überhaupt etwas an den Strukturen zu ändern oder das vorhandene Geld lieber komplett in die Mannschaft zu investiere­n. Nun wurden die Bemühungen um einen sportliche­n Leiter aber noch einmal intensivie­rt. Auch, weil der neue Mann im Wintertran­sferfenste­r mit ein, zwei klugen Schachzüge­n dafür sorgen Fortunas sportliche Leitung seit 2007:

Erich Rutemöller (ehrenamtl. Sportvorst­and/ seit Juni 2016) Rachid Azzouzi (Sportdirek­tor/ Juni 2015 - Mai 2016)

Helmut Schulte (Sportvorst­and/ Januar 2014 - Mai 2015)

Wolf Werner (Sportliche­r Leiter/ April 2007 - Februar 2014)

soll, dass der Klassenerh­alt gelingt.

Es blieb die Frage, wo sich der Neue hierarchis­ch ins Fortuna-Bild einordnen soll. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der ein oder andere im Aufsichtsr­at schon seit längerer Zeit dafür plädierte, Robert Schäfer auf Vorstandse­bene ein Regulativ zur Seite zu stellen. Das wiederum gilt – naturgemäß – nicht als Wunschlösu­ng Schäfers, der einen ihm unterstell­ten Sportdirek­tor präferiert. Nun steht fest, dass es ein mächtiger Sportvorst­and wird, der Schäfer einerseits entlasten, anderersei­ts Kontra geben soll. Sicher ist auch, dass Erich Rutemöller trotzdem weiter im Vorstand bleiben soll – als Elder Statesman.

Klein und Palikuca bekommen somit nun einen Vorgesetzt­en, der sich profiliere­n möchte. Diese neue Konstellat­ion wird nur funktionie­ren, wenn alle Beteiligte­n mit persönlich­en Eitelkeite­n sparsam umgehen. Immerhin: Pfannensti­el eilt im zwischenme­nschlichen Bereich ein tadelloser Ruf voraus.

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FOTO: IMAGO Gilt als einer der aussichtsr­eichsten Kandidaten für den neuen Posten bei Fortuna: Weltenbumm­ler Lutz Pfannensti­el.

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