Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Das Kammerwasser im Auge steht im Mittelpunkt aller Glaukomformen
So empfindet er von heute auf morgen das Gesichtsfeld als eingeengt, oder einzelne Sehbereiche fallen komplett aus (Skotome). Dann ist der Sehnerv bereits erheblich geschädigt, weil der hohe Druck über lange Zeit auf die Nervenfasern gedrückt und sie zerstört hat.
Der Augeninnendruck alleine ist nicht zwingend das Kriterium für ein Glaukom. Denn es gibt auch Fälle, in denen kein erhöhter Druck vorliegt und dennoch ein Glaukom entsteht. Dennoch sollten Menschen ab dem 40. Lebensjahr, besonders wenn sie einen der Risikofaktoren erfüllen, regelmäßig den Augeninnendruck messen lassen. Eine wichtige zusätzliche Untersuchung in der Vorsorge ist die Gesichtsfeldmessung (Perimetrie): Hierbei wird der Bereich geprüft, den man optisch wahrnehmen kann, ohne das Auge zu bewegen. Der Patient sitzt dabei vor einem halbrunden Testschirm. Ein Auge ist zugedeckt, mit dem anderen blickt er auf ein Fixierlicht in der Mitte des Schirms. In zufälliger Reihenfolge erscheinen nun Lichtpunkte im Halbrund. Nimmt sein Auge diese Leuchtpunkte wahr, drückt der Patient einen Signalknopf. Aus den Messungen errechnet der Computer den vom Auge wahrgenommenen Sehbereich.
Perimetrie und die regelmäßige Messung des Augeninnendrucks sind nicht nur vorbeugend wichtig, sondern auch verlässliche Therapiebegleiter. Glaukom-Patienten sollten beides regelmäßig beim Arzt prüfen lassen. Beide Untersuchungen tun nicht weh und können helfen, jegliche Veränderungen im Auge frühzeitig zu erkennen. Ist dies der Fall, kann nahezu in allen Fällen das Schlimmste verhindert werden. Parallel sollte in regelmäßigen Zeitabständen der Sehnervkopf untersucht werden, um zu schauen, wieviele Fasern des Sehnervs noch intakt sind. Erste Therapie der Wahl sind Augentropfen. Sie helfen, den Kammerwasserfluss so zu regulieren, dass der Druck im Auge sinkt. Dies geschieht entweder durch einen vermehrten Abfluss oder durch die Drosselung der Produktion. Mit frühzeitiger Gabe von Augentropfen kann der Zellverfall verhindert werden, bevor er überhaupt beginnt. Die Tropfen gibt es in verschiedenen Dosierungen, die bei Verschlimmerung gesteigert werden kann.
Reichen Tropfen nicht mehr aus, den Druck nachhaltig im Normbereich zu halten, nutzen Ärzte die Lasertherapie, um den Abfluss des Kammerwassers zu fördern. „Per Laser wird das siebartige Gewebe, in dem das Kammerwasser abfließt, gezielt geschrumpft, sodass die Poren weiter werden um den Abfluss zu erleichtern“, erklärt Gerd Geerling. Als letzte Option der Therapie kommt nur eine Operation infrage. „Standard ist der Einbau eines Gewebeventils, dass das Abflussieb ersetzt“, so der Leiter der Augenklinik. Alle Maßnahmen dienen aber lediglich dazu, den Verfall des Sehnervs zu stoppen. Geerling: „Verlorene Sehkraft kehrt nicht zurück.“
Es gibt viele Faktoren, die ein Glaukom fördern. Ganz oben auf der Liste steht die erbliche Veranlagung. Auch eine starke Kurzsichtigkeit, manche Medikamente sowie Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck können ein Glaukom begünstigen. Zunehmendes Lebensalter bringt häufig ebenso den Grünen Star mit sich. Geerling: „Fünf Prozent der über 80-Jährigen leiden am Glaukom. Tendenz steigend.“
Obwohl gerade beim Glaukom die Früherkennung essentiell für den Erhalt des Augenlichts ist, gilt die Messung des Augeninnendrucks nicht als klassische Präventionsmaßnahme. Sie wird normalerweise nicht von den Krankenkassen erstattet. „Wenn aber die medizinische Diagnose besteht, dann muss die Kasse Druckmessung und Perimetrie bezahlen“, sagt Geerling. Rund 20 Euro kostet die Messung des Augeninnendrucks beim Facharzt.
Ob Erstattung oder nicht – das Geld sollte jedem sein Augenlicht wert sein.