Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
„Im Namen des Volkes...“: Neues Buch über die Justiz in der NS-Zeit
Der neunte Band in der Schriftenreihe der Mahn- und Gedenkstätte beleuchtet die Rechtsprechung in Düsseldorf von 1933 bis 1945. Gewidmet ist er Anne-José Paulsen.
„Es war uns wichtig, auch das zu beleuchten.“Auch auf die Akteure der Justiz zwischen 1933 und 1945 schauen die Autoren: die regimetreuen, die Karriere machten, und diejenigen, die entlassen oder in die Emigration gedrängt wurden.
Zum Konzept der Reihe gehört, existierende Forschungsergebnisse auszuwählen, zusammenzustellen und aufzubereiten. „Manchmal brechen wir aber dieses Konzept und gehen doch in die Archive und betreiben Grundlagenforschung“, so Fleermann. Optisch ist das Buch ansprechend gehalten, mit vielen großen Abbildungen. „Geschichte wird hier nicht im großen Überflug vermittelt, sondern an Menschen und an bekannten Gebäuden festgemacht, die man wiedererkennt“, sagt der Geschäftsführer des Droste-Verlags, Jürgen Kron.
Der Band ist der langjährigen Präsidentin des Oberlandesgerichts, Anne-José Paulsen, gewidmet. Sie hatte sich um die Aufarbeitung der Justizgeschichte in Düsseldorf während der NS-Zeit verdient gemacht und, so Fleermann, „eindrucksvoll gezeigt, wie eine Behördenleitung souverän und offen mit der eigenen NS-Vergangenheit umgehen kann“.
Paulsen sagte, die Beschäftigung mit dem Thema sei „belastend, aber augenöffnend“: „Es ist für Juristen wichtig zu sehen, was wir mit dem, was wir lernen, alles anrichten können“, sagte Paulsen. Juristen könnten mit ihren Werkzeugen und ihrer Sprache wohl abgewogene Entscheidungen treffen – mit der Verwendung der gleichen Technik aber auch erschreckende Urteile fällen. Es sei wichtig, auch heutige Richtergenerationen zu mahnen: „Seid vorsichtig. Seid demütig mit euren Werkzeugen.“
Das Buch „Im Namen des Volkes...“, Band 9 der Kleinen Schriftenreihe der Mahn- und Gedenkstätte, 90 S., 7 Euro