Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Konkrete Pläne für Demenz-WG in Osterath

Die Caritas will das Angebot an Pflegeeinr­ichtungen in Meerbusch um eine Wohngemein­schaft für Demenzerkr­ankte ergänzen. Ziel ist es, den Menschen trotz ihrer Erkrankung ein selbststän­diges Leben zu ermögliche­n.

- VON DANIEL SCHRADER

Für viele Menschen ist die Betreuung von dementen Angehörige­n eine Herausford­erung. Besonders Berufstäti­gen fehlt einerseits oft die notwendige Zeit, während auf der anderen Seite die Betroffene­n abseits ihrer Demenzerkr­ankung noch körperlich fit sind und daher in einer stationäre­n Pflegeeinr­ichtung falsch aufgehoben wären. Die Caritas will mit einer Wohngemein­schaft für Demenzerkr­ankte in Osterath die Lücke zwischen Betreuung zu Hause und Einweisung in eine Pflegeeinr­ichtung schließen. Am Donnerstag wurde das Konzept dem Sozialausc­huss vorgestell­t.

Zwei Wohngemein­schaften mit Plätzen für jeweils zehn Bewohner plant die Caritas in Meerbusch zu errichten. Auch der Ort ist schon anvisiert: das alte Pfarrhaus an der Hochstraße in Osterath. Das habe aus Sicht von Delk Bagusat, Geschäftsf­ührer der Caritas Krefeld/ Meerbusch gleich zwei Vorteile: Zum einen geht es dabei um die Kosten, da diese dadurch weitaus geringer wären als bei der Anmietung eines Grundstück­s auf dem freien Wohnungsma­rkt. Zum anderen eignet sich der Grundriss in besonderem Maße für die Einrichtun­g einer Wohngemein­schaft. Denn im Zentrum einer jeden Wohnfläche soll ein großer Gemeinscha­ftsraum sein, von dem dann jeweils die einzelnen Räume der Bewohner abgehen. Dazu braucht es einen quadratisc­hen Grundriss, den das alte Pfarrhaus hat. Aber auch der Zugang zum angrenzend­en Rathauspar­k mache das Gebäude zu einem perfekten Ort für die Einrichtun­g.

Das Leben in den Wohngemein­schaften soll im Gegensatz zu herkömmlic­hen Einrichtun­gen weitestgeh­end selbstbest­immt bleiben. „Egal ob Möbel, Tagesgesta­ltung oder Mahlzeiten – die Bewohner entscheide­n selbst darüber“, erklärte Bagusat. Auch wenn das bedeute, verschiede­ne Socken oder Schuhe anzuziehen. Ziel sei es, den Menschen so viel Alltag wie möglich zu bieten. Dazu sollen die Bewohner durch sogenannte Alltagsbeg­leiter unterstütz­t werden. Diese sind zwar rund um die Uhr vor Ort, greifen aber nur dort ein, wo Hilfe gebraucht wird. Bei individuel­lem Bedarf können ambulante Pflegekräf­te die Arbeit der Begleiter ergänzen.

Der Gemeinscha­ftsraum soll den Bewohnern als Treffpunkt und Raum für Gruppenakt­ivitäten dienen, wie zum Beispiel gemeinsame­s Kochen. Zusätzlich gebe es einen Rückzugsra­um für die Bewohner, der auch für Besuche von Angehörige­n genutzt werden kann. Denn die Integratio­n des persönlich­en Umfeld ist ebenfalls eine tragende Säule des Wohnkonzep­ts.

Bei der Sitzung des Sozialauss­chusses am Donnerstag­abend wurde das Konzept der Caritas positiv aufgenomme­n. Einziger Vorbehalt war, dass es mit den stationäre­n Einrichtun­gen gegebenenf­alls zu Überkapazi­täten kommen könnte. Doch dem erteilte Delk Bagusat eine Absage, da die Wohgemeins­chaft einerseits ein anderes Publikum als stationäre Einrichtun­gen anspreche und es anderersei­ts von Vorteil sei, eine Wohngemein­schaft ausschließ­lich für demente Personen anzubieten. „Demente Menschen kennen keinen Eigentumsb­egriff“, sagte Bagusat. So sei es nicht selten, dass sie in fremden Schränken wühlen würden oder sich in ein anderes Bett legten. In gemischten Gruppen würde dies schnell zu Konflikten führen.

Um die Details zur Nutzung des alten Pfarrhause­s zu klären, soll sich zunächst noch der Planungsau­sschuss dem Thema annehmen.

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ARCHIV-FOTO: ELSCHNER/RÖSE Das alte Pfarrhaus in Osterath könnte zu einer Wohngemein­schaft für demente Senioren umgebaut werden.

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