Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Der große Wurf aufs Frame
Das Runde muss aufs Eckige: Der Turnerbund Hassels hat die einzige Tchoukball-Abteilung in Düsseldorf – und ist international erfolgreich.
Sylvia Zoch trainiert die Tchoukball-Teams beim Turnerbund Hassels (TBH). Dort üben Männer, Frauen und Kinder den Sport, der auf den ersten Blick wie eine Variation des Handballs aussieht.
Allerdings wird beim Tchoukball nicht auf ein Tor, sondern auf ein federndes
Ziel geworfen, und der Punkt zählt erst, wenn es der gegnerischen Mannschaft nicht gelingt, den zurückspringenden Ball zu fangen. Um das Gestell, das so genannte Frame, gibt es eine verbotene Zone, die der ballführende Spieler und die Verteidiger nicht betreten dürfen. Der Angreifer muss also mit einem Sprung und einem kraftvollen, aber auch platzierten Wurf der gegnerischen Mannschaft das Fangen schwer machen. Gute Spieler können können den zurückspringenden Ball genau in die Lücken zwischen den Verteidigern platzieren. Es dürfen beide Teams auf beiden Frames punkten, so dass nach einem erfolglosen Angriff sofort der Gegner am Zug ist, ohne dass die Spielfeldseite gewechselt wird. Auf dem Feld stehen sich sieben Spieler pro Mannschaft gegenüber. Die Angreifer und Verteidiger sind perfekt eingespielt und verstehen sich blind. „Tchoukball ist rasant, aber dadurch, dass er ohne Körperkontakt gespielt wird, wenig verletzungsanfällig“, sagt Zoch.
Die Düsseldorfer Mannschaft spielt auf hohem Niveau und hat bereits an internationalen Turnieren teilgenommen. Im Herbst richtete der TBH die Deutsche Tchoukball-Meisterschaft aus und kam in der heimischen Halle sogar auf den dritten Platz. „Wir sind sowohl mit unserer sportlichen als auch der organisatorischen Leistung sehr zufrieden“, erzählt Zoch.
Tchoukball wird weltweit gespielt, in Taiwan ist ein regelrechter Volkssport daraus geworden, doch in Deutschland ist das Spiel noch recht unbekannt. „Wir würden uns über etwas mehr Konkurrenz in der näheren Umgebung freuen“, sagt Sylvia Zoch, und erklärt sich bereit, junge Teams beim Aufbau zu unterstützen.
Beim TBH sind etwa 40 Tchoukballer aktiv, es gibt eine U 15 sowie eine erste und eine zweite Mannschaft. Oft spielen Familien zusammen. „Das Spiel erfordert Kraft, Technik und Taktik, aber auch ein gutes Auge und etwas Mut“, sagt Sylvia Zoch, deren Sohn Alex zu den Top-Angriffsspielern der Mannschaft gehört.
Erfunden wurde der Sport vom Schweizer Sportmediziner Hermann Brandt, der ihn zum schonenden Wiedereinstieg verletzter Handballer entwickelte. Dominik Schneider Der Gegner hat geworfen, TBH-Spieler (v.l.) Matthias Lange, Michael Thiet und Kevin Kober versuchen, den Ball zu fangen.