Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Training mit den Weltmeistern
Shuffleboard ist hierzulande noch relativ unbekannt und als „Rentnersport“verschrien. Dabei gehört der Meerbuscher Verein zur Weltspitze. Das hat unseren Autoren neugierig gemacht, weshalb er den Sport einmal ausprobiert hat.
„Lockerlassen“lautet die erste Lektion, die mir der Shuffleboardspieler Dieter Hußmann gibt. Denn während ich das Spielgerät, Cue genannt, wie einen Schrubber beim Reinigen der Badezimmerfliesen halte, liegt er beim Profi wie ein Spazierstock in der Hand. Denn Shuffleboard ist ein Gefühlsport. Wenige Zentimeter können zwischen Sieg und Niederlage entscheiden.
Shuffleboard fristet in Deutschland noch ein relatives Schattendasein und wird häufig als Rentnersport belächelt. Zu Unrecht, wie Dieter Hußmann, der auch Präsident des Meerbuscher Shuffleboard-Vereins ist, findet: „Shuffleboard ist ein Sport für die gesamte Familie.“Einfach zu lernen, aber ein weiter Weg zur Perfektion.
Das lerne ich auch bei meinem Probetraining. Denn das Grundprinzip des Spiels ist leicht. Zwei Spieler stehen vor einer ungefähr zwölf Meter langen Bahn, an deren Ende sich ein umgedrehtes Dreieck befindet. Dieses ist in einzelne Spielfelder mit unterschiedlichen Punktwerten unterteilt. Beginnend mit zehn Punkten an der Spitze, dahinter folgen acht und sieben Punkte. Am Ende des Felds befindet sich noch ein großes Feld, auf dem man zehn Punkte abgezogen bekommt, wodurch sich Shuffleboard von ähnlichen Spielen wie Curling unterscheidet. Nur Spielsteine, die vollständig in einem Feld liegen, werden gezählt, sodass es auf Genauigkeit ankommt.
Gespielt werden acht Runden, in denen jeder Spieler abwechselnd vier Steine spielt. Für mich ist zu Beginn vor allem die Technik eine Herausforderung. Mal bleibt mein Stein auf halbem Weg stecken, beim nächsten Mal schießt er mit Höchstgeschwindigkeit über die Bahn hinaus. Dazwischen lande ich den ein oder anderen Glückstreffer, um Profi Hußmann das Feld nicht kampflos zu überlassen.
50 Mitglieder zählt der Meerbuscher Verein aktuell. Gegründet wurde er von Hußmann Ende 2005 und war damit nicht nur der erste Verein in Deutschland, sondern auch in Europa. Die Idee kam ihm nach einem Urlaub in der Türkei, wo er mit dem Sport das erste Mal in Berührung kam. Zurück in der Heimat wollte er Shuffleboard regelmäßig ausüben und recherchierte nach Möglichkeiten. Jedoch ohne Erfolg. Deshalb gründete er kurzerhand einen eigenen Verein und motivierte Familie und Freunde zum Mitmachen. „Mir macht es Spaß, Dinge aufzubauen.“Im Verlauf der Jahre hat sich die Truppe einen Namen gemacht. So holte die Frauenmannschaft des Vereins erst in diesem Jahr den Weltmeistertitel in Kanada.
Bis dahin ist es für mich wohl noch ein weiter Weg. Zwar werde ich zunehmend sicherer in puncto Technik, doch fehlt es mir an taktischem Verständnis. Denn oft stehe ich im Spiel vor einer großen Auswahl an Möglichkeiten: Versuche ich selbst einen guten Stein im Feld zu platzieren oder schieße ich lieber den Stein meines Gegners von der Bahn? Nicht immer entscheide ich mich richtig, doch hin und wieder schaffe ich es, meinen Gegner Hußmann unter Druck zu setzen. Manchmal auch nur durch Glück. „Das gehört auch dazu“, sagt Hußmann.
Am Ende behält der Profi jedoch die Oberhand und besiegt mich deutlich mit 30 zu 14 Punkten. Rund 30 Minuten hat unsere Partie gedauert, gefühlt war es kürzer. Schweißtreibend ist Shuffleboard zwar nicht, dafür aber viel anspruchsvoller und spannender, als es auf den ersten Blick aussehen mag.