Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Metro-Aktie stürzt schon wieder ab
Der Handelskonzern hat die Probleme in Russland noch immer nicht im Griff. Auch deshalb kündigt der Vorstandsvorsitzende Olaf Koch einen Gewinnrückgang an. Das verunsichert die Börse.
DÜSSELDORF Zum wiederholten Mal hat eine Prognose des Handelskonzerns Metro den Börsenkurs abstürzen lassen. Die Aktie verlor mehr als zehn Prozent an Wert, nachdem Vorstandschef Olaf Koch für das Geschäftsjahr 2018/19 (endet im September des kommenden Jahres) einen Gewinnrückgang (Ebitda) um zwei bis sechs Prozent im Großhandelsgeschäft in Aussicht gestellt hatte. Die Belastungen aus dem Russland-Geschäft, als Folge davon ein enttäuschender Ausblick, dazu keine konkreten Aussagen zum Stand des Verkaufsprozesses bei der SB-Warenhaustochter Real – die Börsianer sind entsprechend verunsichert. Die Aktie notierte am Mittwoch fast 50 Prozent unter ihrem Jahreshöchststand und dem Startkurs im Juli des vergangenen Jahres nach der Aufspaltung.
Koch lässt das alles unbeirrt. Er glaubt weiter an den reinen Großhandelskonzern, mit dem die Metro praktisch zu ihren Wurzeln zurückkehren würde. Sein Mantra bleibt die fortschreitende Digitalisierung, bleibt der Wandel der Metro vom reinen Händler zum Gesamtdienstleister für Gastronomen und Hoteliers. Unter anderem dort würden Investitionen fällig, so Koch –- auch die nennt er als Grund für den erwarteten Ergebnisrückgang. Beim Umsatz peilt Koch für den Großhandel ein Plus zwischen ein und drei Prozent an.
Der Verkaufsprozess für Real läuft nach seinen Angaben wie geplant, es gebe mehrere Interessenten, sagt Koch, man sei „zufrieden bis sehr zufrieden“. Das war’s. Dem Vernehmen nach gibt es eine Handvoll Unternehmen, die die Hand nach Real ausstrecken, darunter der Branchenkonkurrent Kaufland (da würde das Bundeskartellamt aber vermutlich Auflagen machen) und Amazon, das sich aber angeblich nur für einzelne Niederlassungen interessiert. Von einer Zerlegung Reals will Koch aber (noch?) nichts wissen: „Wir berücksichtigen keine Teilangebote“, sagt der Manager. Ob das eine dauerhafte Prämisse beim Real-Verkauf ist, bleibt offen. Und auch wenn die Metro beteuert, man habe die „Voraussetzungen für eine erfolgreiche und unabhängige Zukunft“von Real geschaffen – wirklich attraktiver geworden ist das Verkaufsobjekt wohl nicht. Der Umsatz ist im abgelaufenen Geschäftsjahr um weitere 2,7 Prozent gesunken, der Tarifstreit mit Verdi und die daraus resultierenden Mehrkosten drücken gewaltig auf das Ergebnis. Der Online-Umsatz steigt zwar weiterhin stark, macht aber immer noch nicht mehr als 5,3 Prozent der Gesamterlöse aus.
Das Warenhausgeschäft hat keinen Platz mehr im Konzern. Koch will alles auf den Großhandel konzentrieren, auch auf Russland, obwohl das Geschäft immer noch schwierig ist. Mehr als 16 Prozent Umsatz hat die Metro dort verloren, und selbst flächenbereinigt beträgt das Minus noch sieben Prozent. Für Koch kein Grund, in Trübsal zu blasen. Das Geschäft sei profitabel, so der Vorstandsvorsitzende (tatsächlich lag die Ebitda-Marge trotz der Probleme zuletzt noch bei 9,4 Prozent), und Russland sei ein gewaltiger Markt mit entsprechendem Wachstumspotenzial. „Der russische Großhandel hat ein Volumen von 76 Milliarden Euro, und davon machen wir eine Milliarde Euro Umsatz“, sagt Koch. Die Wende zum Besseren sei absehbar, nachdem das Unternehmen Führungspersonal und Strategie verändert habe. Aber die Rubel-Schwäche ist damit natürlich nicht zu beheben.