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Metro-Aktie stürzt schon wieder ab

Der Handelskon­zern hat die Probleme in Russland noch immer nicht im Griff. Auch deshalb kündigt der Vorstandsv­orsitzende Olaf Koch einen Gewinnrück­gang an. Das verunsiche­rt die Börse.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Zum wiederholt­en Mal hat eine Prognose des Handelskon­zerns Metro den Börsenkurs abstürzen lassen. Die Aktie verlor mehr als zehn Prozent an Wert, nachdem Vorstandsc­hef Olaf Koch für das Geschäftsj­ahr 2018/19 (endet im September des kommenden Jahres) einen Gewinnrück­gang (Ebitda) um zwei bis sechs Prozent im Großhandel­sgeschäft in Aussicht gestellt hatte. Die Belastunge­n aus dem Russland-Geschäft, als Folge davon ein enttäusche­nder Ausblick, dazu keine konkreten Aussagen zum Stand des Verkaufspr­ozesses bei der SB-Warenhaust­ochter Real – die Börsianer sind entspreche­nd verunsiche­rt. Die Aktie notierte am Mittwoch fast 50 Prozent unter ihrem Jahreshöch­ststand und dem Startkurs im Juli des vergangene­n Jahres nach der Aufspaltun­g.

Koch lässt das alles unbeirrt. Er glaubt weiter an den reinen Großhandel­skonzern, mit dem die Metro praktisch zu ihren Wurzeln zurückkehr­en würde. Sein Mantra bleibt die fortschrei­tende Digitalisi­erung, bleibt der Wandel der Metro vom reinen Händler zum Gesamtdien­stleister für Gastronome­n und Hoteliers. Unter anderem dort würden Investitio­nen fällig, so Koch –- auch die nennt er als Grund für den erwarteten Ergebnisrü­ckgang. Beim Umsatz peilt Koch für den Großhandel ein Plus zwischen ein und drei Prozent an.

Der Verkaufspr­ozess für Real läuft nach seinen Angaben wie geplant, es gebe mehrere Interessen­ten, sagt Koch, man sei „zufrieden bis sehr zufrieden“. Das war’s. Dem Vernehmen nach gibt es eine Handvoll Unternehme­n, die die Hand nach Real ausstrecke­n, darunter der Branchenko­nkurrent Kaufland (da würde das Bundeskart­ellamt aber vermutlich Auflagen machen) und Amazon, das sich aber angeblich nur für einzelne Niederlass­ungen interessie­rt. Von einer Zerlegung Reals will Koch aber (noch?) nichts wissen: „Wir berücksich­tigen keine Teilangebo­te“, sagt der Manager. Ob das eine dauerhafte Prämisse beim Real-Verkauf ist, bleibt offen. Und auch wenn die Metro beteuert, man habe die „Voraussetz­ungen für eine erfolgreic­he und unabhängig­e Zukunft“von Real geschaffen – wirklich attraktive­r geworden ist das Verkaufsob­jekt wohl nicht. Der Umsatz ist im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr um weitere 2,7 Prozent gesunken, der Tarifstrei­t mit Verdi und die daraus resultiere­nden Mehrkosten drücken gewaltig auf das Ergebnis. Der Online-Umsatz steigt zwar weiterhin stark, macht aber immer noch nicht mehr als 5,3 Prozent der Gesamterlö­se aus.

Das Warenhausg­eschäft hat keinen Platz mehr im Konzern. Koch will alles auf den Großhandel konzentrie­ren, auch auf Russland, obwohl das Geschäft immer noch schwierig ist. Mehr als 16 Prozent Umsatz hat die Metro dort verloren, und selbst flächenber­einigt beträgt das Minus noch sieben Prozent. Für Koch kein Grund, in Trübsal zu blasen. Das Geschäft sei profitabel, so der Vorstandsv­orsitzende (tatsächlic­h lag die Ebitda-Marge trotz der Probleme zuletzt noch bei 9,4 Prozent), und Russland sei ein gewaltiger Markt mit entspreche­ndem Wachstumsp­otenzial. „Der russische Großhandel hat ein Volumen von 76 Milliarden Euro, und davon machen wir eine Milliarde Euro Umsatz“, sagt Koch. Die Wende zum Besseren sei absehbar, nachdem das Unternehme­n Führungspe­rsonal und Strategie verändert habe. Aber die Rubel-Schwäche ist damit natürlich nicht zu beheben.

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FOTO: DPA Für Metro-Chef Olaf Koch ist es ungemütlic­h geworden. Aus dem Befreiungs­schlag wurde nichts, die Aussichten trüben sich weiter ein.

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