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Kreuzfahrt­en treiben Tui-Gewinn

Im Sommer verdienen Touristik-Konzerne das meiste Geld. Aber was passiert, wenn es zu Hause schon so warm ist? Die Tui hat trotzdem gut verdient, auch weil sie in anderen Bereichen dagegenhal­ten kann.

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HANNOVER (dpa) Dank guter Geschäfte mit eigenen Hotels und Kreuzfahrt­en hat der weltgrößte Reisekonze­rn Tui den heißen Sommer in Europa verkraftet. Zwar verbrachte­n viele Menschen die sonnigen Monate zu Hause, statt in die Ferne zu fliegen. Trotzdem verdiente Tui im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr bis Ende September 733 Millionen Euro. Das sind fast 14 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Preiskampf im Last-Minute-Geschäft Fritz Joussen Tui-Chef

und das Flugchaos hinterließ­en in der klassische­n Pauschalre­ise-Sparte aber Spuren.

Während der Rivale Thomas Cook (Neckermann Reisen, Condor) nach mehreren Gewinnwarn­ungen in die roten Zahlen gerutscht war, konnte Tui-Chef Fritz Joussen sein ursprüngli­ches Ziel erfüllen. Und nachdem Thomas Cook die Dividende für die Aktionäre sogar streichen musste, will Tui die Ausschüttu­ng von 65 auf 72 Cent je Aktie erhöhen.

Dabei profitiert der Reisekonze­rn aus Hannover zunehmend von seiner integriert­en Struktur aus Veranstalt­ergeschäft, eigenen Hotels wie Riu, Tui Blue und Robinson sowie den Kreuzfahrt­linien Tui Cruises und Hapag-Lloyd. Trotz negativer Währungsef­fekte steigerte Tui den Umsatz im Geschäftsj­ahr 2017/18 um fünf Prozent auf 19,5 Milliarden Euro.

Im Sommer bekam Tui jedoch wie andere Veranstalt­er die Zurückhalt­ung vieler Kunden zu spüren. So blieben viele Menschen in Mittelund Nordeuropa sowie in Großbritan­nien angesichts der außergewöh­nlich hohen Temperatur­en in ihrer Heimat einfach zu Hause. Andere buchten Auslandsre­isen erst auf den letzten Drücker. Der dadurch beförderte Preiskampf im Last-Minute-Geschäft drückte bei den Veranstalt­ern auf den Gewinn. Bei Tui sank das bereinigte operative Ergebnis (Ebita) im Segment Märkte und Airlines um 14 Prozent auf 453 Millionen Euro.

Dazu trugen auch die zahlreiche­n Flugausfäl­le und -verspätung­en bei. Lotsenstre­iks in Frankreich, Engpässe bei anderen Flugsicher­ungen und bei den Sicherheit­skontrolle­n an deutschen Flughäfen hatten zuletzt auch die Bundesregi­erung auf den Plan gerufen. Fluggesell­schaften wie die Lufthansa-Tochter Eurowings, bei der die Integratio­n des früheren Air-Berlin-Geschäfts nur mit einigem Ruckeln gelang, wollen nun etwa mit mehr Reserve-Flugzeugen für einen stabileren Betrieb sorgen.

An der Börse kamen die Nachrichte­n von Tui gut an. In London legte die Aktie am Donnerstag­morgen um sechs Prozent zu und war damit stärkster Wert im britischen Leitindex FTSE 100. Im laufenden Jahr war der Kurs allerdings um gut ein Fünftel eingebroch­en.

Die Thomas-Cook-Airlines einschließ­lich der deutschen Tochter Condor fahren ihr Flugangebo­t im kommenden Sommer um rund vier Prozent zurück. Der aus Duisburg stammende Joussen setzt weiter auf Expansion. „Wir bauen die Kapazität aus, wir wollen Marktantei­le gewinnen“, sagte er. Das Geschäft für den Winter 2018/19 ist nach Konzernang­aben knapp auf dem Niveau des Vorjahres - die Buchungen seien um ein Prozent rückläufig, die Preise um zwei Prozent. Hotels und Kreuzfahrt­en entwickelt­en sich gut, die Hotel-Buchungsra­ten in der Türkei und in Nordafrika zögen an.

„Wir bauen die Kapazität aus, wir wollen Marktantei­le gewinnen“

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FOTO: DPA Der weltgrößte Reisekonze­rn setzt weiter auf eigene Hotels und Kreuzfahrt­en. Konzernche­f Friedrich Joussen stellte am Donnerstag die Bilanz vor.

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