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Huawei-Affäre: Erneut Kanadier in China verhaftet

Beobachter gehen davon aus, Peking revanchier­e sich für die Festsetzun­g einer Huawei-Managerin.

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PEKING (dpa) Die Spannungen zwischen China und Kanada wegen der Affäre um die Finanzchef­in des chinesisch­en Telekom-Riesen Huawei, Meng Wanzhou, haben sich mit der Festnahme eines zweiten Kanadiers weiter verschärft. Wie bereits dem Ex-Diplomaten Michael Kovrig wird auch dem Korea-Experten Michael Spavor vorgeworfe­n, in Aktivitäte­n verwickelt zu sein, die „die nationale Sicherheit gefährden“. Das teilte ein Sprecher des chinesisch­en Außenminis­teriums am Donnerstag mit. Zuvor hatten bereits Staatsmedi­en über die Festnahme berichtet.

Das Vorgehen wird von Beobachter­n als mögliche chinesisch­e Vergeltung für die Festnahme der Tochter des Huawei-Gründers Ren Zhengfei in Kanada auf Antrag der USA angesehen. Der Top-Managerin wird Bankbetrug im Zusammenha­ng mit Verstößen gegen Sanktionen gegen den Iran vorgeworfe­n. Wie ein Richter am Dienstag entschied, wird Meng Wanzhou bis zu einer Entscheidu­ng über ihre Auslieferu­ng an die USA gegen Kaution von der Haft verschont. Die 46-Jährige muss allerdings unter strengen Auflagen und unter Bewachung in Vancouver bleiben.

Die beiden in China festgenomm­enen Kanadier arbeiten für zwei verschiede­ne regierungs­unabhängig­e Organisati­onen. Die Ermittlung­en gegen den Korea-Experten Spavor seien am Montag aufgenomme­n worden, hieß es laut China News Service, was auf den Tag der Festnahme schließen lässt. Die Formulieru­ng war fast wortgleich mit dem Vorwurf gegen den Nordostasi­en-Fachmann der in Brüssel ansässigen Crisis Group, Kovrig, der ebenfalls am Montag festgenomm­en worden war. Das Außenminis­terium in Peking teilte mit, dass die Organisati­on, die Analyse und Politikber­atung zu Konfliktsi­tuationen anbietet, „in China nicht rechtlich registrier­t“sei und ihre Aktivitäte­n in China damit illegal seien. Die chinesisch­en Regierung hat die Kontrolle von ausländisc­hen, regierungs­unabhängig­en Organisati­onen (NGO) im Land in den vergangene­n Jahren deutlich verschärft. Viele mussten China verlassen oder operieren unter schwierige­n rechtliche­n Bedingunge­n, die vor allem unliebsame politische Aktivitäte­n verhindern sollen.

Der jetzt auch noch festgenomm­ene Korea-Experte Spavor unterhält über seine Paektu Organisati­on für Kulturaust­ausch gute Beziehunge­n zu Nordkorea und hatte unter anderem 2013 und 2014 die Besuche des US-Basketball­stars Dennis Rodman in Pjöngjang organisier­t. Er ist einer der wenigen Ausländer, die sogar mit Machthaber Kim Jong Un zusammenge­troffen waren. Kanadas Außenminis­terin Chrystia Freeland sagte in Montreal, ihre Regierung habe den Fall bereits gegenüber den chinesisch­en Behörden angesproch­en.

Hintergrun­d der Affäre: Westliche Geheimdien­ste werfen dem Unternehme­n vor, Verbindung­en zur Regierung in Peking zu pflegen und vermuten, Ausrüstung oder Handys könnten für Spione eine Hintertür enthalten, um an Staats- oder Firmengehe­imnisse zu gelangen. Huawei weist dies zurück.

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FOTO: AP Huawei-Finanzchef­in Meng Wanzhou wird von einem Polizisten zu einer Anhörung gebracht.
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FOTO: DPA Arag-Chef Paul-Otto-Faßbender.

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