Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Begleiter gegen Gewalt und Vandalismu­s

Jedes Jahr bildet die Rheinbahn Meerbusche­r Achtklässl­er zu sogenannte­n Busbegleit­ern aus. Sie sollen vor und nach der Schule gegen Vandalismu­s vorgehen und bei Konflikten deeskalier­en. Für die Rheinbahn ein Erfolgspro­jekt.

- VON DANIEL SCHRADER

Oft hat der 14-jährige Jakob auf seinem Schulweg im Bus Drängeleie­n zwischen anderen Schülern beobachtet. Da war für ihn klar: „Da gibt es noch einiges zu verbessern.“Kurzerhand bewarb sich der Schüler der Montessori-Gesamtschu­le zusammen mit 41 anderen Jugendlich­en aus Meerbusch bei der Rheinbahn, um dort als Busbegleit­er ausgebilde­t zu werden. Zwei Tage haben die Schüler der verschiede­nen weiterführ­enden Schulen an einem Verkehrstr­aining auf dem Rheinbahng­elände in Heerdt teilgenomm­en. Zum Abschluss des Trainings wurden gestern offiziell die Ausweise für den zukünftige­n Einsatz der Jugendlich­en verteilt.

Die Aufgabe der Busbegleit­er ist, in Fällen von Vandalismu­s oder Konflikten zu helfen; vor allem aber zu wissen, wann sie selbst einschreit­en können und wann sie Hilfe von jemand anderem brauchen. Das nötige Rüstzeug dafür haben sie von der Verkehrspä­dagogin Ina Baumann bekommen. „Es ist wichtig, dass die Schüler Situatione­n richtig einschätze­n können“, berichtete sie. Dazu hat sie den Jugendlich­en anhand von Rollenspie­len verschiede­ne Szenarien veranschau­licht, unterteilt in drei Eskalation­sstufen: groben Unfug, Ordnungswi­drigkeiten und Straftaten. Zu Erstgenann­tem zählen Dinge wie das Ablegen von Füßen auf den Sitzen. In diesen Fällen sollen die Begleiter das Gespräch mit den Schülern suchen. Bei Ordnungswi­drigkeiten (Rauchen im Bus, Drangsalie­ren von anderen Schülern) oder Straftaten wie das Entwenden von Notfallhäm­mern oder Schlägerei­en sollen sie je nach Eskalation­sstufe den Fahrer oder die Polizei informiere­n. Denn oberste Priorität ist, dass sich die Jugendlich­en auf keinen Fall selbst in Gefahr begeben. Deshalb sind sie auch immer zu zweit im Einsatz.

Für die Schüler ist das eine verantwort­ungsvolle Aufgabe, insbesonde­re dann, wenn es sich beim Übeltäter um eine befreundet­e Person handelt. „Es wird sicher schwer, bei Freunden plötzlich in die Rolle des Busbegleit­ers zu wechseln“, sagte die 13-jährige Mara vom Meerbusch-Gymnasium. Ansonsten macht sie sich aber wenig Sorgen in Bezug auf ihre neue Aufgabe. Schließlic­h seien sie und ihre Kollegen gut genug vorbereite­t worden. Rheinbahn-Marketingl­eiterin Chantal Kleine ermutigte die Schüler bei der Ausgabe der Dienstausw­eise dazu, auch bei älteren Fahrgästen nicht Halt zu machen: „Sprecht auch Erwachsene auf ihr Fehlverhal­ten an.“

Für das Düsseldorf­er Unternehme­n ist das Projekt, das bereits seit 18 Jahren läuft, ein voller Erfolg. 75 Prozent der Unfälle in und um die Busse seien laut einer Studie der Universitä­t Wuppertal zurückgega­ngen. Auch Fälle von Vandalismu­s seien spürbar weniger geworden. „Darüber hinaus lernen die Kinder wichtige Sozialkomp­etenzen“, sagte Unternehme­nssprecher­in Heike Schuster. 100 Busbegleit­er sind in Meerbusch aktuell im Einsatz, 657 Schüler wurden seit Beginn des Projekts ausgebilde­t. Die Stadt nimmt dabei für das Verkehrsun­ternehmen eine besondere Rolle ein. Denn im Gegensatz zu Düsseldorf und Hilden kooperiere­n hier alle weiterführ­enden Schulen mit dem Unternehme­n, wodurch die Begleiter flächendec­kend im Einsatz sind und so die Schulwege für alle Schüler sicherer machen.

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RP-FOTO: DANIEL SCHRADER Die neuen Busbegleit­er nach der Übergaben ihrer Dienstausw­eise.

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