Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kabarettis­ten machen Stunk im Capitol

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Besinnlich­keit, Weihnachts­stimmung, zur Ruhe kommen – das sind aktuell absolute Fremdworte für Ilva Melchior, Harry Heib, Dennis Prang, Carolin Stähler, Martin Maier-Bode und den Rest des Stunk-Ensembles. Damit ab Mitte Februar die knallbunte, total satirische und schwer kabarettla­stige Karnevelas­revue im Capitol aufgeführt werden kann, versinken die „Stunker“gerade im Probenstre­ss.

„Das Problem ist, die Leute zusammen zu bekommen. Sie sind ja alle mit ihren eigenen Projekten beschäftig­t, und viele sind woanders angestellt“, erläutert Maier-Bode. Er führt bei der Show „Rückkehr zum Planet der Affen“Regie und hat zusammen mit Jens Neutag und Sabine Wiegand die geharnisch­t-humoresken Texte geschriebe­n.

Alleine das Autorentri­o garantiert eine humoristis­che Qualität mit allen leisen und lauten Zwischentö­nen. Kleine amüsante Zwischenbe­merkungen, die dem aufmerksam­en Zuhörer ein leichtes Lächeln ins Gesicht zaubern, gehören genauso zum Autoren-Repertoire wie bitterböse Pointen, bei denen so einigen das Lachen im Halse stecken bleiben dürfte.

Und die Autoren garantiere­n Aktualität. „Wir nehmen alle wichtigen Themen mit und bauen sie in die Rahmenhand­lung, in Spielszene­n oder in Lieder ein“, verrät Maier-Bode. „Wir behandeln unter anderem die

Pflegeprob­lematik, den Dieselskan­dal und blicken über die Grenze auf die Gelbwesten in Frankreich. Wir halten sogar zwei Zeitfenste­r in der Show offen, um ganz kurzfristi­g noch aktuelle Entwicklun­gen aufnehmen zu können.“

So kommen Krankenpfl­eger aus der „geriatrisc­hen Klinik Final Destinatio­n“auf die Bühne und machen verschiede­ne Rechnungen auf. „In den letzten 25 Jahren ist die Zahl der Krankenhau­spatienten pro Jahr von 14 auf 20 Millionen gestiegen. Zusätzlich­e Krankenpfl­eger gab es aber keine. Es wird immer enger auf den Stationen. Wir sind ja schon froh, wenn einem ein Bein abgenommen wird. Dann ist wieder ein bisschen Platz“, sagen Melchior, Stähler und Heib in der Szene. „Wir pflegen am Fließband für durchschni­ttlich 2300 Euro im Monat. Dafür musste der ehemalige Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann ganze vier Stunden arbeiten.“

Das ist eingebette­t in die Rahmenhand­lung, in der sich der Stunk 2019 in die Zukunft katapultie­rt. Verständli­ch bei der Gegenwart. Die GroKo regiert mitunter so besonnen wie Jan Ulrich auf Koks, die Fußballnat­ionalmanns­chaft hat ein schlechter­es Image als der HSV, und die amerikanis­che Freiheitss­tatue stellt nach der halben Präsidents­chaft von Trump freiwillig einen Ausreisean­trag. Da stellen Zeitreisen­de aus dem Jahr 2111 dem Stunk-Ensemble ein Ultimatum: „Wenn ihr nicht wollt, dass die Welt noch 3000 Mal scheißer wird als jetzt, müsst ihr was ändern. Ihr habt Zeit. Bis Aschermitt­woch.“Das lassen sich die Stunker nicht zweimal sagen. Sie stellen alles auf den Kopf. So gibt es die erste feministis­che Karnevalss­itzung unter dem Motto „#jeck too“, Eltern dürfen den i-Dötzchen ab sofort die Schultüten wegrauchen, und Sachsen wird arschlochf­reie Zone.

Das alles und das einzigarti­ge Team, zu dem diesmal auch Robin Schüllenba­ch, Jens Spörckmann und Franziska Lehmann gehören, macht trotz des anderen Weihnachts­stress’ richtig Spaß. „Der Stunk ist fast mein Highlight des Jahres“, so Maier-Bode. „Das Ensemble ist wie eine zweite Familie, in die man mit politische­m und satirische­m Interesse hineinschl­üpft.“Ab 14. Februar geht es los im Capitol. Geplant sind zehn bis zwölf Termine. Mehr Informatio­nen gibt es im Internet unter der Adresse www.stunk.net.

Tino Hermanns

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