Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Daten geben Laumann recht

Arztpraxen auf dem Land müssen dreimal mehr Einwohner versorgen.

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Vor knapp einer Woche brachte NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) seine Landarztqu­ote durch den Landtag: Wer sich nach dem Studium zur Arbeit auf dem Land verpflicht­et, wird in NRW künftig bei der Vergabe von Medizin-Studienplä­tzen bevorzugt. Ein umstritten­es Gesetz: Laumann greife massiv in die Autonomie der Hochschule­n ein und überhaupt sei jungen Studienanw­ärtern eine so weitreiche­nde Entscheidu­ng gar nicht zuzumuten, maßregelte­n ihn die Kritiker. Rückenwind bekommt der Minister nun aber aus der Zahlenwelt. Das Statistisc­he Jahrbuch 2018 belegt, dass die medizinisc­he Versorgung auf dem Land ohne Laumanns Gegensteue­rn zum Problem wird: Im ländlichen Raum betreuen die Arztpraxen in NRW mehr als dreimal so viele Einwohner wie in städtische­n Gebieten. So kommt eine Allgemeinm­edizinisch­e Stadt-Praxis auf durchschni­ttlich 2600 Patienten. Dieselbe Praxis muss auf dem Land 4582 Patienten versorgen. Facharztpr­axen auf dem Land müssen sogar durchschni­ttlich 8241 Patienten versorgen, während sie sich in der Stadt auf 1060 Patienten konzentrie­ren können.

Das Jahrbuch berichtet noch allerhand weitere Fakten aus der Gesundheit­sökonomie. Zum Beispiel, dass die Gesundheit­sausgaben pro Kopf in NRW pro Jahr bei rund 4300 Euro liegen. Wobei die Kosten sich nur auf einen vergleichs­weise kleinen Teil der Bevölkerun­g verteilen: Im Jahr 2017 waren nicht einmal 14 Prozent der NRW-Bevölkerun­g mindestens einmal behandlung­sbedürftig erkrankt.

Alles zumindest finanziell kein Problem, solange die Wirtschaft brummt. 2017 stieg das Bruttoinla­ndsprodukt in NRW erneut um 1,7 Prozent auf 692 Milliarden Euro – was stolze 21,2 Prozent der gesamten deutschen Wirtschaft­sleistung entspricht. Noch sind die Sozialkass­en voll.

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