Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Tierheim will Fundtier-Vertrag zurück
Es war für Krefelds Tierschützer der Aufreger 2018: Für die Fundtiere ist künftig das Tierheim in Moers zuständig. Nun will der neue Vorstand das Verhältnis mit der Stadt verbessern, um künftig wieder zusammenarbeiten zu können.
Für den Bürger ist klar: Finde ich ein Tier, dann bringe ich es zum Tierheim am Flünnertzdyk. Das ist gelebte Praxis seit 50 Jahren. „Doch eigentlich müssen wir die Bürger nun fortschicken“, sagt der neue Vorsitzende des Tierschutzvereins Krefeld und Umgebung, Sascha Antelmann. Denn die Betreuung der Krefelder Fundtiere übernimmt für die kommenden vier Jahre das Tierheim Moers. „Für uns bedeutet das einen gewaltigen Reputationsverlust. Manche Bürger fragen uns, warum das Tierheim geschlossen sei. Das ist natürlich nicht der Fall. Im Gegenteil. Es wird gerade auf breiter Front renoviert und erweitert“, sagt Antelmann.
Mit seinen Mitstreitern Jörg Grünauer (zweiter Vorsitzender) und Christian Roghmann (Schatzmeister) tritt er ein schwieriges Erbe an, ohne aber die Verantwortung bei den Vorgängern zu suchen. „Sie haben über 30 Jahre einen tollen Job gemacht und hinterlassen uns einen kerngesunden und gut aufgestellten Verein“, erklärt der Vorsitzende. Das gelte für Strukturen, für Finanzen und auch die generelle Ausrichtung. Die Verantwortung für den Verlust der Fundtier-Abwicklung sehen sie bei der Stadt. „Finanziell hat die sicher eine auf den ersten Blick richtige Entscheidung getroffen. Allerdings bleibt die Frage, wie gut diese Leistungen sein werden. Aus unserer Sicht ist es ein Dumping-Angebot“, sagt Roghmann. Thomas Sprünk, ehemaliger Vorsitzender des Vereins, erklärt wieso. Das Moerser Angebot inklusive Fahrdienst sei günstiger gewesen als das, was die Krefelder die vergangenen drei Jahre an Ausgaben hatten - ohne Bereitschafts-, Nacht- und Fahrdienst.
„Wir fragen uns jetzt natürlich, welche Folgen das hat. Wie lange beispielsweise Bürger, die Hilfe suchen, fortan auf die mobile Tierrettung warten müssen, die in Duisburg ihren Sitz hat und noch andere Städte betreut. Klappt etwas nicht, fällt es auf uns zurück. Schließlich werden wir aus Sicht vieler Bürger auch weiterhin das zuständige Tierheim sein. Das macht uns Sorge“, sagt Antelmann. Der Verlust des städtischen Auftrages habe aber nichts mit dem Wechsel im Vorstand zu tun. „Das ist völlig unabhängig. Unsere Vorgänger waren alle um die 30 Jahre im Vorstand und haben schon seit langem signalisiert, kürzer treten zu wollen. Nachfolger zu finden, ist aber nicht leicht. Immerhin betreuen wir hier ehrenamtlich ein mittelständisches Unternehmen mit niedrigem siebenstelligem Umsatz und acht Angestellten“, sagt Grünauer. Eigentlich hätten die Vorgänger schon bei der vorhergehenden Wahl über einen Rückzug nachgedacht.„Es ist also kein Wechsel im Streit, keine feindliche Übernahme“, sagt Antelmann.
Das neue Gespann will den Verein nun fit machen für die Zukunft. „Wir wollen die kommenden vier Jahre nutzen, uns so aufzustellen, dass wir die Fundtierabwicklung zurückbekommen“, sagt der Vorsitzende. Dabei war die Zusammenarbeit mit der Stadt nicht immer einfach. Sprünken berichtet von Fällen, in denen trächtig gefundene Katzen oder Kaninchen im Tierheim warfen und die Welpen von der Stadt nicht als Fundtiere anerkannt wurden. Gleiches galt für Tiere, die in einem Gebiet mehrfach gesichtet worden waren, bevor es gelang, sie einzufangen. Sie wurden kurzerhand zu Wildtieren. Auch angebundene oder in Behältnissen gefundene Tiere galten plötzlich als abgegeben, nicht als Fundtiere. Auch so ließ sich der Preis drücken.
Die Verantwortlichen wollen nun die Zeit nutzen und bis zur nächsten Ausschreibung mit den zuständigen Mitarbeitern bei der Stadt sprechen, um wieder ein Vertrauensverhältnis herzustellen. Zugleich soll mehr in Bildung und andere Tierschutzaufgaben investiert werden. „Wir wollen Menschen über Probleme in Massentierhaltung, bei Tiertransporten und über die Zusammenhänge mit unserer Nahrung informieren und in der Öffentlichkeit präsenter sein“, sagt Grünauer. Die geretteten Karpfen (wir berichteten) seien dafür ein gutes Beispiel. „Hier haben wir gemeinsam mit Feuerwehr und anderen Vereinen geholfen, auch wenn es juristisch strittig war. Aber da gehen die Tiere klar vor“, erzählt der langjährige Tierheimleiter Dietmar Beckmann.
Neben diesen Aktivitäten geht es auch darum, den Verein zu verjüngen und mehr Mitglieder zu gewinnen. In der Spitze waren es 780, heute sind es noch 550. „Es gab aber kaum Austritte. Die Abnahme ist dem hohen Altersschnitt geschuldet“, sagt Beckmann. Es liegt also viel Arbeit vor den neuen Verantwortlichen, die die Herausforderungen nun zügig angehen wollen..