Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Von wegen Oldie

Oliver Fink ist 36 Jahre alt. Das hält ihn nicht davon ab, nach langer Verletzung­spause wieder ein wichtiger Bestandtei­l von Fortunas Mannschaft zu werden. Mit seinem Siegtor in Hannover krönt er seine guten Leistungen.

- VON PATRICK SCHERER

Oliver Fink sieht anders aus, als er durch den Bauch der HDI-Arena schlendert. Der Kapitän trägt das Fortuna-Trikot. Aber nicht das aktuelle, sondern das aus der Saison 2016/17. „Ich habe schon vor dem Spiel ein Schild gesehen, dass jemand mein Trikot möchte“, erzählt der Kapitän. „Dann war nach dem Spiel aber so kalt, dass die Dame jetzt mein Trikot hat und ich ihres. Es war also mehr ein Trikottaus­ch.“Fink lacht. Warum auch nicht? Der 36-Jährige hat immer betont, dass er diese Bundesliga­saison mit absehbarem Karriereen­de nochmal genießen will. Und in Hannover hat er sich das Genussmitt­el mit seinem 1:0-Siegtreffe­r in der zweiten Minute der Nachspielz­eit selbst verabreich­t.

„Es gibt niemanden in der Kabine, der Oli dieses Erlebnis nicht gönnt“, erklärt Mannschaft­skollege Marcel Sobottka. Und der Held des Tages sagt: „Ich weiß echt nicht, wie der genau reingegang­en ist. Aber es ist ein tolles Gefühl, diese Woche war einfach überragend.“

In der Tat. In den vergangene­n acht Tagen hat Fortuna mit neun Punkten aus den Spielen gegen Freiburg, Dortmund und in Hannover genauso viele geholt, wie in den 14 Partien zuvor. „Da muss ich gestehen, dass haben wir selbst nicht zu träumen gewagt. Fußball ist manchmal einfach nicht zu erklären“, sagt Trainer Friedhelm Funkel, um dann doch noch zu erklären, wo denn vielleicht die Gründe liegen: „Wir sind in der Phase, als wir sechs Mal hintereina­nder verloren haben ruhig geblieben. In der Kabine, im Verein, im Umfeld. Das ist ein Faustpfand im Kampf um den Klassenerh­alt.“

Bei Hannover 96 sieht die Lage hingegen gänzlich anders aus. Coach André Breitenrei­ter gibt auf der Pressekonf­erenz nach dem Spiel

zu, dass es in der Kabine bei 96 keine Einheit gebe. „Wir wurden vom Mannschaft­srat in dieser Beziehung um Hilfe gebeten“, erklärt Breitenrei­ter. Der Trainer wirkt etwas ratlos und überforder­t.

Und während er und Hannover Vorletzter sind, überwinter­n Funkel und Fortuna mit 18 Punkten nun auf dem 14. Platz. Die Düsseldorf­er und die Abstiegszo­ne trennen somit in den kommenden vier Wochen der Winterpaus­e vier Punkte.

„Unser ‚Goalgetter‘ Oliver Fink macht den sensatione­ll rein und deswegen können wir alle jetzt schön feiern und freuen uns aufs neue Jahr“, sagt Fortunas Vorstandsb­oss Robert Schäfer mit einem Augenzwink­ern. Fink hatte sein bis dato letztes Tor in der Liga am 11. September 2016 gegen Greuther Fürth in der zweiten Spielklass­e gemacht.

Sobottka ergänzt: „Unfassbar, dass er ausgerechn­et mit seinem linken Huf noch ein Ding macht, das war Weltklasse. Man sieht ihm gar nicht an, dass er 36 Jahre alt ist.“Und da Finks Vertrag zum Saisonende ausläuft, wird sich Fortunas neuer Sportvorst­and Lutz Pfannensti­el in nächster Zeit damit befassen müssen, ob ein Fink in dieser Form nicht doch über Juni 2019 hinaus gehalten werden muss.

Dieses Ende ist fast schon zu kitschig. Der über lange Strecken der Saison verletzte Kapitän kommt in der Schlusspha­se ins Spiel und entscheide­t es. Ausgerechn­et Oliver Fink, der 36-jährige Oldie, dem einige vermeintli­che Experten nicht zugetraut haben, nochmals auf Bundesliga-Niveau zu spielen. Ausgerechn­et dieser Fink macht im letzten Spiel dieses Jahres in der Nachspielz­eit diesen 1:0-Siegtreffe­r in Hannover. Fink setzt damit das i-Tüpfelchen auf Fortunas 2018.

Das Jahr beginnt mit einem hart erkämpften 2:1-Sieg gegen Aue an einem kalten Januartag in Düsseldorf. Und es endet mit einem hart erkämpften 1:0-Sieg an einem kalten Dezemberta­g in Hannover. Dazwischen liegen reichlich weitere Fortuna-Feiertage: Der Aufstieg in Dresden, die Meistersch­aft in Nürnberg, das 3:3 bei Bayern München und das 2:1 gegen Borussia Dortmund. Es ist zweifelsoh­ne das erfolgreic­hste Fortuna-Jahr seit 2012. Damals stiegen die Düsseldorf­er ebenfalls auf, sammelten mit 21 Punkten sogar drei Punkte mehr als in der aktuellen Hinrunde und stiegen am Ende dann doch noch ab – in Hannover.

Eine ähnliche Entwicklun­g ist sicher nicht gänzlich auszuschli­eßen, aber es beschleich­t einen das Gefühl, dass Fortuna als Verein auf einem sehr guten Weg ist. Auf dem gilt es, weiterzuge­hen, keine falschen Abbiegunge­n zu nehmen. Dann wird auch 2019 Fortunas Jahr.

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