Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Heimatlieb­e in politische­r Seenot

Feine Sahne Fischfilet spielten in der ausverkauf­ten Mitsubishi Electric Halle.

- VON MARLEN KESS

Vor einigen Jahren, so erzählt es Frontsänge­r Jan „Monchi“Gorkow zwischendu­rch, waren sie schon einmal zu Gast in Düsseldorf – im AK 47 an der Kiefernstr­aße. Vor wenigen Hundert Leuten spielten Feine Sahne Fischfilet damals, jetzt in der Mitsubishi Electric Halle sind knapp 7500 gekommen, um die Band aus Mecklenbur­g-Vorpommern zu sehen (in deren bisher größtem Solokonzer­t). Und die zeigt in knapp zweieinhal­b Stunden, warum sie als Aufsteiger des Jahres gilt – auch abseits jeden politische­n Diskurses: Sie sind live spektakulä­r gut.

Die geradezu fiebrige Erwartung tausender Menschen entlädt sich gegen 21 Uhr, als das riesige FSF-Banner fällt und die Band mit gutem Gespür für Dramaturgi­e mit „Zurück in unserer Stadt“loslegt. „Es geht los, es geht los, heute Nacht / Alle treiben sich gegenseiti­g an“, heißt es darin – und die Halle explodiert. Und hört nicht mehr damit auf.

Feine Sahne Fischfilet spielen vor allem Songs vom aktuellen Album „Sturm und Dreck“, zum Beispiel das geradezu programmat­ische „Alles auf Rausch“und von „Bleiben oder gehen“, mit dem sie 2015 auch außerhalb der Szene bekannt wurden. Dass Text und Kompositio­n eher einfach gehalten sind, fällt bei der Energie, die die Band auf die Bühne bringt, kaum ins Gewicht. Die beiden Trompeten sorgen außerdem für eine ganz eigene Melodik.

Was Feine Sahne Fischfilet aber wirklich besonders macht, ist die pure Freude der Band an diesem Auftritt und am Publikum. Sie schafft es, die Atmosphäre kleiner Clubkonzer­te in die große Halle zu verlegen. Nach wenigen Minuten werden die ersten Bengalfack­eln gezündet, von vorne bis nach ganz hinten ziehen sich immer wieder große Moshpits. Und wenn es ruhiger und gefühliger zugeht, wie bei „Warten auf das Meer“oder „Zuhause“, dann machen alle mit und zücken die Feuerzeuge.

Man nimmt ihnen das einfach alles ab: die Heimatlieb­e, die Begeisteru­ng, die politische­n Zwischentö­ne. Die sind an diesem Abend im Übrigen ziemlich konsensfäh­ig: gegen den Rechtsruck und die Entkrimina­lisierung der Seenotrett­ung im Mittelmeer etwa. Und authentisc­h: Im Foyer der Mitsubishi Electric Halle steht ein Infostand von mehreren Seenotrett­ungsverein­en.

Es ist ein Abend, der alle mitreißt, die dabei sind – inklusive der Band selbst, wie „Monchi“ganz am Ende nach sechs Zugaben sagt: „Düsseldorf, das war son bisschen wie Heimspiel.“

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FOTO: DPA Die Band Feine Sahne Fischfilet mit Sänger „Monchi“Gorkow (l.).

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