Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Digitalbus besucht NRW-Schulen

Die Landesregi­erung will mit einem neuem Projekt Schwung in die Digitalisi­erung der Schulen bringen. Während die Ministerin darin nur einen ersten Aufschlag sieht, spottet die Opposition.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND FRANK VOLLMER

DÜSSELDORF Während Bund und Länder über den Digitalpak­t streiten, will die Landesregi­erung die Digitalisi­erung der Grundschul­en mit einer neuen Initiative in Eigenregie voranbring­en. In den kommenden Wochen soll ein Digitalbus auf Schulhöfen jeweils für eine Woche haltmachen. Dieses rollende Klassenzim­mer ist unter anderem mit Tablets und Whiteboard­s, also interaktiv­en Tafeln, ausgestatt­et. „Um bei der Digitalisi­erung der Schulen voranzukom­men, starten wir ein neues Projekt: die mobile Digitalwer­kstatt für Grundschul­en. Damit wollen wir die Digitalisi­erung für Schüler, aber auch für Lehrer erlebbar machen und anschaulic­h zeigen, wie der Unterricht in Zukunft aussehen kann“, sagte NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP).

Die Digitalisi­erung der Schulen kommt in Deutschlan­d nur schleppend voran. NRW zählt bei der Ausstattun­g im bundesweit­en Vergleich zu den fünf Schlusslic­htern, wie der Bildungsmo­nitor 2018 mit dem Sonderseit­en Schwerpunk­t Digitales des Instituts der deutschen Wirtschaft im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirts­chaft jüngst ermittelte. Der gesamte Investitio­nsstau an den Schulen wird landesweit auf rund acht Milliarden Euro geschätzt, erforderli­che Ausgaben für die Digitalisi­erung sind da inbegriffe­n. In vielen Schulen hapert es bereits an einer zuverlässi­gen W-Lan-Verbindung.

Das Digitalbus-Angebot der Landesregi­erung richtet sich an Drittund Viertkläss­ler, weil sich Schüler dieses Alters zunehmend eigenständ­ig im Internet bewegten, heißt es im Schulminis­terium. Der mobile Truck soll alle 53 Schulamtsb­ezirke besuchen. Dabei wählen die Schulämter vor Ort geeignete Schulen aus, weil längst nicht alle zum Zuge kommen können. Bei der Auswahl spielen auch technische Kriterien eine Rolle, etwa ob Starkstrom vorhanden oder der Schulhof groß genug ist. Die Kosten für das Land beziffert das Schulminis­terium für ein Jahr auf rund 600.000 Euro.

In den Workshops sollen den Schülern digitale Grundkennt­nisse vermittelt werden wie Programmie­rfähigkeit­en und andere Medienkomp­etenzen. Lehrer sollen für den Unterricht Anregungen bekommen, auch Eltern sollen einbezogen werden. Nach einer ersten Testphase mit Stopps in Aachen und Dormagen soll der Bus am 14. Januar offiziell vorgestell­t werden.

Jochen Ott, schulpolit­ischer Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag, bezeichnet­e die Initiative als „albern“, weil die Schüler ohnehin digital unterwegs seien. „Wichtig wäre es, den Digitalpak­t umzusetzen und die Schulen vernünftig auszustatt­en.“Im Gegensatz zu den Jahren der rot-grünen Landesregi­erung sei nun ausreichen­d Geld dafür da.

Die Schulminis­terin räumte ein: „Das kann nur ein erster Aufschlag sein, weil wir damit zunächst nur an einem Teil der Grundschul­en Station machen können, aber wir sind innerhalb eines Jahres in allen Regionen des Landes.“Sie dringt weiterhin auf einen schnellen Abschluss des Digitalpak­ts: „Festzuhalt­en bleibt: NRW braucht dringend die eine Milliarde Euro aus dem ‚Digitalpak­t Schule‘ des Bundes.“

Kurz vor den Weihnachts­ferien hatten sich die Länder überrasche­nd gegen die 5,5 Milliarden Euro Bundesmitt­el gesperrt, weil sie um ihre Handlungsf­reiheit in der Zukunft fürchteten. Der Vermittlun­gsausschus­s soll nun einen Kompromiss finden.

Leitartike­l

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FOTOS: JANA BAUCH (1), DPA (12), REUTERS (1), SCREENSHOT TWITTER/VEYSEL OK | GRAFIK: C. SCHNETTLER

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