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Funkstille Nacht
Der Online-Händler Amazon meldet das erfolgreichste Weihnachtsgeschäft aller Zeiten. Besonders beliebt sollen intelligente Lautsprecher mit Sprachsteuerung gewesen sein – doch genau mit denen gab es Probleme.
DÜSSELDORF Auf den Dollar-Noten der US-Notenbank steht noch immer der Satz „In God we trust“. Für viele Bürger müsste die Zeile inzwischen wohl anders lauten. Denn sie vertrauen vor allem auf Amazon. In einer Umfrage wollten Forscher der Georgetown Universität eigentlich herausfinden, wie es um die Demokratie in Zeiten politischer Polarisierung in den USA bestellt ist. Dabei kam jedoch auch heraus: Die Amerikaner vertrauen ihrem eigenen Militär, Amazon und Google mehr als Universitäten, der US-Bundespolizei FBI, ihrer eigenen Regierung, der Presse – und der Religion.
Das hat Auswirkungen: Am Donnerstag meldete der Online-Händler, das diesjährige Weihnachtsgeschäft sei das erfolgreichste aller Zeiten gewesen. Millionen Kunden bestellten nicht nur Geschenke über Amazon, sondern meldeten sich auch noch für den kostenpflichtigen Premium-Dienst Prime an, um beispielsweise schneller beliefert zu werden. Für Amazon sind solche Kunden besonders wichtig, ihr Umsatz soll deutlich höher sein als der „normaler“Kunden.
Um die Menschen noch enger an sich zu binden, hat Amazon intelligente Lautsprecher mit der Sprachsteuerung Alexa auf den Markt gebracht. Über sie können Kunden einfach per Sprachbefehl das Licht steuern, Musik abspielen oder eben auch Produkte kaufen. Wurden diese „Lauschsprecher“anfangs noch skeptisch beäugt, scheinen sie nun unter immer mehr Tannenbäumen gelegen zu haben. Amazon teilte jedenfalls mit, im Vergleich zum vergangenen Jahr Millionen mehr Amazon-Geräte wie den Lautsprecher Echo Dot, den Echo sowie einen Fire TV Stick mit der Sprachsteuerung Alexa verkauft zu haben
Doch ausgerechnet dieser Erfolg führte offenbar am ersten Weihnachtsfeiertag zu Problemen: Im Internet meldeten Nutzer, dass Alexa keine Befehle mehr ausführe. Laut „FAZ“kam es insbesondere in Ballungsgebieten wie Berlin, Frankfurt oder auch dem Ruhrgebiet zu Störungen. Auch die Funktionen des TV-Sticks von Amazon sollen eingeschränkt gewesen sein, hieß es auf der Meldeplattform „AlleStörungen.de“. Anscheinend war die Zugriffsrate am ersten Weihnachtsfeiertag so hoch, dass nahezu alle Amazon-Dienste (auch die Musiksparte) betroffen waren. So hörten die meisten Alexa-Nutzer für zwei Stunden nur: „Ich habe momentan leider Probleme, dich zu verstehen. Bitte probiere es zu einem späteren Zeitpunkt nochmal“.
Ein Amazon-Sprecher bestätigte auf Anfrage die technische Störung. Für einen kurzen Zeitraum sei die Möglichkeit, mit Alexa-Services zu interagieren, beeinträchtigt gewesen. „Der zeitweise Ausfall war nicht global und beschränkte sich auf Standorte in Europa“, teilte der Sprecher mit. Inzwischen funktioniere der Service wieder uneingeschränkt.
Welche technischen Probleme es genau gab, verriet das Unternehmen nicht. Möglicherweise gab es einfach so viele Anfragen von Nutzern, dass die Server damit überfordert waren, denn auch die Charts in den App-Stores von Apple- und Android-Geräten deuten darauf hin, dass die intelligenten Lautsprecher an Weihnachten sehr beliebt waren.
Laut Mark Mahaney vom Analysehaus RBC dürfte Alexa für Amazon langfristig immer wichtiger werden. Bis 2021 könnte der Online-Einzelhändler laut Mahaney Umsätze von 18 bis 19 Milliarden Dollar mit Alexa und zugehörigen Produkten erzielen, was rund fünf Prozent der Gesamterlöse entspräche. An der Börse kostet die Amazon-Aktie momentan knapp 1400 Dollar, laut dem RBC-Analysten könnten es bald bis zu 2300 Dollar sein.