Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Die K-Frage ist wieder da
Angela Merkels politisches Ende naht. In Berlin geht es nun um die Kanzlerschaft.
Wenn man in einem Interview Spitzenpolitiker der großen Parteien die K-Frage stellt, sie also danach fragt, wer eigentlich ihr nächster Kanzlerkandidat werden soll, dann tun die gerne so, als wolle man die Lottozahlen des kommenden Wochenendes wissen. Absurde Frage. Und dann wird man auch noch belehrt, dass dies die „Menschen da draußen“– also all jene, die nicht unter der Berliner Käseglocke hausen – gar nicht interessiere.
Ich bin mir da nicht so sicher. Ich finde es sehr relevant, ob für die CDU Annegret Kramp-Karrenbauer oder Friedrich Merz an den Start geht. Spannend ist auch die Frage, ob die SPD der gleichen Meinung ist wie Olaf Scholz, dass dieser Kanzler könne, oder ob man dann doch lieber Parteichefin Andrea Nahles oder gleich Juso-Chef Kevin Kühnert ins Rennen schicken möchte. Ebenso interessant ist auch die Debatte, ob die Sozialdemokraten überhaupt noch einen Kanzlerkandidaten brauchen. Aus reiner Selbstachtung sollten sie auf jeden Fall einen aufstellen. Doch wer wirklich meint, dass nach der nächsten Bundestagswahl ein Sozialdemokrat das Kanzleramt übernimmt, der glaubt wahrscheinlich auch an die Existenz des Osterhasen.
Für alle Zeiten ist es natürlich nicht ausgeschlossen, dass sich die SPD noch einmal zur Macht aufschwingt. Doch trotz des aktuellen Formtiefs von Grünen-Chef Robert Habeck erscheint es wahrscheinlicher, dass die Grünen die Sozialdemokraten als Fortschrittspartei ablösen. Im Umgang mit der K-Frage jedenfalls legen die Grünen deutlich mehr Geschick an den Tag. Während bei den Sozialdemokraten gerade mal wieder die Anarchie in Sachen K-Frage ausbricht, tun die Grünen wiederum so, als stelle sich ihnen diese Frage nicht. Vorbereitet auf eine vorgezogene Neuwahl ist jedenfalls niemand.