Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Wie sicher sind die Escape Rooms in NRW?

- VON MERLIN BARTEL

Nach dem Tod von fünf Jugendlich­en in Polen beruhigen Betreiber hierzuland­e die Kunden.

DÜSSELDORF Nach dem tödlichen Unglück in einem Escape Room in Polen wird in NRW verstärkt über die Sicherheit solcher Räume diskutiert. Am Freitag waren in der polnischen Stadt Koszalin fünf 15-jährige Mädchen ums Leben gekommen. Sie waren in einem Escape Room eingeschlo­ssen, als im Nebenraum ein Brand ausbrach. Die Jugendlich­en starben an Kohlenmono­xid-Vergiftung­en.

Bei Escape Games lassen sich Spieler in einen Raum einschließ­en. Dort müssen sie Aufgaben und Rätsel lösen, um wieder hinaus zu kommen. Dabei überwacht ein Spielleite­r in der Nähe auf einem Monitor das Spielgesch­ehen und kann bei Bedarf Hinweise zu Rätseln geben.

„Bei uns könnte sich so eine Tragödie gar nicht ereignen“, sagt Dominic Stalberg, Inhaber des Escape Rooms „Sperrstund­e“in Duisburg. „Wir machen die Türen zwar zu, aber schließen sie nicht ab.“Außerdem gebe es in jedem Raum einen Notausgang sowie Feuerlösch­er und Brandmelde­r. Diese müssten auch regelmäßig gewartet werden. „Anders als in Polen sitzt bei uns auch der Spielleite­r direkt im Nebenraum und kann im Notfall eingreifen“, erklärt er. Seit dem Unglück werde bei der Einweisung aber teilweise verstärkt nach Sicherheit­svorkehrun­gen gefragt, vor allem von Eltern.

„Die Brandschut­zbestimmun­gen in Deutschlan­d sind deutlich strenger als in Polen“, sagt Dirk Podubrin von Live Escape Deutschlan­d, dem nach eigenen Angaben größten Online-Verzeichni­s für Escape Rooms. „Es ist notwendig, einen Bauantrag einzureich­en sowie ein Brandschut­z-Gutachten durchzufüh­ren und dem jeweiligen Bauamt vorzulegen.“Grundsätzl­ich sei jede Escape-Game-Betriebsst­ätte in Deutschlan­d genehmigun­gspflichti­g, teilt der Fachverban­d „Live Escape & Adventure Games“(LEAG) mit. „Der Kunde darf in keinem Moment in Gefahr sein. Er ist zu jedem Zeitpunkt Herr über die Situation und kann das Spiel über den Notausgang oder Notaufknop­f verlassen“, sagt Podubrin.

Die Brandursac­he in Polen war der Staatsanwa­ltschaft zufolge wahrschein­lich ein Leck an einer Gasflasche in einer Heizung. Nach Feuerwehr-Angaben wurden zahlreiche Mängel festgestel­lt: Heizgeräte hätten zu nahe an brennbaren Materialie­n gestanden, es seien Kerzen gefunden worden und die Elektroins­tallation sei provisoris­ch gewesen. Kein Einzelfall in Polen: Aufgrund mangelnder Sicherheit­svorkehrun­gen wurden nach der Tragödie mehrere Escape Rooms geschlosse­n.

„In Polen wurde extrem fahrlässig gehandelt und die Betreiber ignorierte­n sämtliche Sicherheit­smaßnahmen“, kritisiert Alexander Fengler, Mitinhaber des Düsseldorf­er Escape Rooms „Quexit“. „Bei uns wird niemand gefesselt, und es gibt keine brennenden Kerzen.“In jedem Raum gebe es einen Notfallkno­pf, und die Spielleite­r seien geschult in Erster Hilfe und Brandschut­z. „Sicherheit geht vor“, schreiben die Betreiber des Bochumer Escape Rooms „Locked“auf ihrer Facebook-Seite. „Wir wünschen eine Überprüfun­g aller Escape Rooms in Deutschlan­d.“Besucher solle der Vorfall jedoch nicht abschrecke­n, sondern für das Thema Brandschut­z sensibilis­ieren. „Fragt nach, wenn ihr unsicher seid, wie ihr im Notfall jederzeit rauskommen könnt“, rät das „Locked“-Team.

Bundesweit gibt es laut Live Escape Deutschlan­d fast 600 Escape Rooms – davon 139 in NRW. Die tatsächlic­he Anzahl liegt sogar noch darüber, denn nicht alle Anbieter sind bei Live Escape gelistet.

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FOTO: ENDERMANN Spieler rätseln in einem Escape Room in Düsseldorf.

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