Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Schon wieder vertwitter­t

Gleich zweimal hat der Grünen-Vorsitzend­e in sozialen Netzwerken einem Bundesland abgesproch­en, demokratis­ch zu sein. Nun zieht er Konsequenz­en. Der Imageschad­en ist groß.

- FOTO: DPA

Dieser Mann weiß Worte zu setzen, mit ihnen zu jonglieren und sie mit Wucht ins Publikum zu schleudern. Beim Grünen-Parteitag im November sprach er ohne Manuskript, frei, vor einer dreidimens­ionalen Abbildung der Erde auf- und ablaufend. Dieser Sprach- und Politprofi, der gefeierte Chef der Grünen, Robert Habeck, ist dennoch an der schnellste­n Botschafte­n-Verbreitun­gsmaschine­rie unserer Zeit gescheiter­t, an den sozialen Netzwerken.

Im Datenklau-Skandal hat es den 49-Jährigen hart erwischt: Die Hacker verbreitet­en private Chats mit seiner Familie. Ausschlagg­ebend für seinen Rückzug von Twitter und Facebook waren dann aber massenweis­e Hasskommen­tare und Spott, die Habeck für einen Wahlkampf-Post zu Thüringen erntete. Er hatte in einem von den Grünen auf Twitter verbreitet­en Video erklärt: „Wir versuchen, alles zu machen, damit Thüringen ein offenes, freies, liberales, demokratis­ches Land wird, ein ökologisch­es Land.“Eine solche Formulieru­ng ist dumm und ein Schlag ins Gesicht aller Thüringer, die seit Jahren dafür sorgen, dass das Bundesland selbstvers­tändlich frei und demokratis­ch ist. Peinlich für Habeck obendrein: Die Grünen regieren mit in Thüringen. Die werden sich auch bedankt haben. Habeck bereut die Aussage zutiefst. Zumal ihm der gleiche Fauxpas bereits im Wahlkampf in Bayern unterlaufe­n war. Auf seiner Internet-Seite, über die er weiter kommunizie­rt, geißelt er sich selbst: „Zum zweiten Mal: Wie dumm muss man sein, einen Fehler zweimal zu begehen?“Man mag ihm zurufen: Das liegt an der moralische­n Arroganz der Grünen, von denen sich viele für die besseren Menschen und die besseren Demokraten halten. Ein bisschen mehr Bodenhaftu­ng hätte ihn vor solchen Tweets schützen können. Da muss man nicht gleich alle Netzwerke ausschalte­n. Eine Entschuldi­gung hätte gereicht.

Für den Überfliege­rpolitiker und Schriftste­ller Habeck, dessen Verlag sein neues Buch mit dem Hinweis bewirbt, der Autor skizziere eine „Poetik des demokratis­chen Sprechens“, ist der zweifache Fehltritt zur demokratis­chen Verfassthe­it des Landes hochnotpei­nlich. Heftiger Imageschad­en.

Eva Quadbeck

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