Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Katar leistet sich Paris

- VON SABINE GLAUBITZ

Erst Fußball, dann Hotels – nun macht sich das Emirat in der französisc­hen Kunstszene breit.

PARIS (dpa) Das Hôtel de la Marine ist ein Prachtbau mitten in Paris. In unmittelba­rer Nachbarsch­aft ragt der Obelisk auf dem Platz de la Concorde in die Höhe, und nur wenige Schritte weiter liegt der Louvre. In dem historisch­en Gebäude befand sich einst das königliche Möbellager. Nun soll dort die legendäre Sammlung des arabischen Emirats Katar einziehen, das durch seine Gasvorräte reich geworden ist.

„Ein Schaufenst­er für Katar“, „Katar leistet sich Paris“: Die Perspektiv­e, dass die Preziosen der Sammlung des Staates am Persischen Golf voraussich­tlich ab 2020 in dem Prachtgebä­ude zu sehen sein werden, begeistert nur wenige. Sogar eine Petition wurde gegen das Vorhaben lanciert: Darin heißt es, man sorge sich darum, dass Katar auf die „Soft Power“zurückgrei­fe, um den Wahhabismu­s zu fördern. Dabei handelt es sich um eine extrem konservati­v-puritanisc­he Lesart des Islams, die ihre Wurzeln in Saudi-Arabien hat.

Das mehrere Tausend Quadratmet­er große Hôtel de la Marine stammt aus dem 18. Jahrhunder­t und wurde als königliche­s Möbellager konzipiert. Seit 2014 wird der Palastbau vom Zentrum für nationale Monumente verwaltet, einer öffentlich­en Einrichtun­g, zu der auch der Triumphbog­en und das Panthéon in Paris gehören. Das Emirat soll rund 20 Millionen Euro dafür bezahlt haben, dass seine Sammlung für die Dauer von 20 Jahren in einen Teil des Gebäudes einziehen darf, voraussich­tlich in die einstige rund 400 Quadratmet­er große Galerie der Tapisserie­n. Die rund 6000 Werke sollen im Wechsel ausgestell­t werden.

Das Emirat ist in Frankreich seit Jahren schon als großzügige­r Mäzen unterwegs. So hat es 2007 die Ausstellun­g des japanische­n Künstlers Takashi Murakami im Schloss von Versailles finanziell unterstütz­t, im Grand Palais 2017 seine Juwelen um die Wette glitzern lassen und im Herbst 2018 im Schloss von Fontainebl­eau mit über 60 Exponaten aus seiner Sammlung an der Ausstellun­g „Rois du Monde“(etwa: Könige der Welt) teilgenomm­en.

Mit Kunst lässt sich am Image feilen, denn Kritiker werfen Katar vor, aus dem Emirat flössen Gelder an Salafisten und andere radikal-islamische Gruppen. Der Golfstaat besitzt zahlreiche Museen. Voraussich­tlich im März 2019 soll in der Hauptstadt Doha das Nationalmu­seum eröffnet werden. Baumeister ist der französisc­he Stararchit­ekt Jean Nouvel.

Seit Anfang der 90er Jahre kauft und ersteigert die Herrscherf­amilie fast schon obsessiv Kunst. Im Jahr 2012 erwarb Katar in New York bei Sotheby’s eine Version von Edvard Munchs „Der Schrei“für 120 Millionen Dollar, drei Jahre später ein Gemälde des Malers Paul Gauguin für 300 Millionen Dollar.

Mit dem Reichtum aus dem Gasexport kauft Katar seit Jahren in Paris fleißig ein, vorzugswei­se Luxushotel­s. Und auch den Fußballclu­b PSG der französisc­hen Hauptstadt leistete sich Katar 2011 und pumpt seitdem hohe Millionenb­eträge für Spielerein­käufe in den Verein.

Doch warum eigentlich gerade Frankreich? Die Antwort ist rasch gegeben: Das Land stehe an der Spitze der westlichen Kultur, erklärte der katarische Kulturmini­ster Hamad Bin Abdelasis al-Kuwari. Frankreich unterhält seit Jahren gute politische Beziehunge­n zu den Kataris.

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FOTO: DPA Das Hôtel de la Marine an der Place de la Concorde.

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