Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Knöllchen kommen erst in zwei Wochen

Seit Montag, 9 Uhr, muss für jede Stunde, die man auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz parkt, ein Euro bezahlt werden. Viele Besucher waren irritiert, warfen aber das Geld in die Automaten. In den nächsten Tagen werden Info-Zettel verteilt.

- VON ANKE KRONEMEYER UND ANNA STEINHAUS

„Wo sind denn diese Parkautoma­ten?“Immer wieder irrten Autofahrer am Montag auf dem Dr.-FranzSchüt­z-Platz umher und suchten die knallblaue­n Geräte, in die sie ihren Euro stecken wollten. Gabriele Schade musste immer wieder auf die Automaten hinweisen: „Hier vorne steht einer, dahinten noch einer ...“Die Politesse von der Verkehrsüb­erwachung der Stadt Meerbusch hatte am ersten Tag der neuen Parkregelu­ng alle Hände voll zu tun. Aber: „Noch schreibe ich keine Knöllchen“beruhigte sie alle. Zwei Wochen Karenzzeit wird allen eingeräumt, die sich erst daran gewöhnen müssen, dass das Parken auf dem bis dahin kostenfrei­en Platz nun etwas kostet. „Ist doch harmlos“, sagt ein Passant. „Ein Euro pro Stunde? Fahren Sie doch mal nach Düsseldorf. Da zahlen sie doch locker drei Euro.“Aber Meerbusch ist eben nicht Düsseldorf. Hier hatten sich alle daran gewöhnt – entweder als Anwohner oder als Patient in einer der Praxen oder als Kunde in den Geschäften oder des Wochenmark­tes – dass eben nichts bezahlt werden musste. Das hat die Stadt mit einem Ratsbeschl­uss vor anderthalb Jahren geändert. Gestern nun der erste Tag wenn auch noch mit „Gnade“der Verkehrsüb­erwachung.

Die Reaktionen:

„Nicht gut“, sagen Klaudia und Beate Seefeldt. Sie kommen gerade von einem Arzttermin in Büderich. Ein Ticket haben die beiden nicht gezogen. „Hier stand gerade noch ein Schild, dass man mit Parkscheib­e parken darf“, erklärt Klaudia Seefeldt aus Lank. Dass sie ab sofort fürs Parken bezahlen muss, findet sie ärgerlich. „Schließlic­h ist das der einzige Bereich, wo man parken kann“, sagt die 31-Jährige. Die Kosten von einem Euro pro Stunde findet sie wiederum nicht zu teuer: „Für Parkgebühr­en ist das okay“.

Bernhard Winter kommt gerade von einem Amtsbesuch. Er hat ein Ticket gezogen und will das jetzt noch schnell verschenke­n – knapp 40 Minuten. Der 55-Jährige aus Lank kommt einmal im Monat für Erledigung­en nach Büderich. Dass das Parken jetzt kostet, kann auch Vorteile haben, findet er. „Für Autofahrer ist das natürlich auf den ersten Blick ärgerlich. Auf der anderen Seite gibt es jetzt hoffentlic­h mehr Fluktuatio­n, für mehr Menschen die Möglichkei­t hier zu parken, wenn Berufspend­ler ihr Auto nicht mehr den ganzen Tag hier stehen lassen“.

Auch Mark Drissen und Manuela Ridders haben noch nach alter Regelung mit Parkscheib­e geparkt. Sie kommen aus Krefeld und sind nur einmal im Monat in Büderich. Heute stand ein Arzttermin auf dem Programm. „Nicht so gut“, bewerten die beiden die neuen Gebühren. „Wenn man beim Arzt ist und Wartezeite­n hat, überschrei­tet man schnell die Zeit“, sagt die 27-Jährige.

Heinz Schalven zieht ein Parkticket für eine Stunde. Der 86-Jährige und seine Frau sind zum Arztbesuch nach Büderich gekommen. Den Preis von einem Euro pro Stunde findet er „in Ordnung“. „Man muss schließlic­h überall bezahlen“, sagt er und lacht. „Die Leute werden auch weiterhin nach Büderich zum Einkaufen kommen“, meint er. Er glaubt nicht, dass die Gebührenpf­licht den Einzelhand­el schwäche.

Elke Karras lebt in Bösinghove­n und wollte am Montag zum Arzt. „Ich habe mich schon gewundert, dass man hier nichts zahlen muss“, gibt sie zu und informiert sich erst einmal am Parkautoma­ten.

Was sagt der Einzelhand­el? Brigitte Thomas, Inhaberin der Markt-Apotheke, sorgt sich um die Auswirkung­en auf die Kaufkraft. Als Service für die Kunden hat sich die Markt-Apotheke darum kurzum entschloss­en, für Kunden jeweils 50 Cent des Ticketprei­ses zu erstatten. „Viele Kunden haben schon zu uns im Vorfeld gesagt: Dann gehe ich halt woanders hin.“Es bestünde durchaus die Gefahr, dass Kaufkraft abwandere, meint die 59-Jährige. „Keiner findet das hier gut“, sagt Liselotte Shustak, Inhaberin von Lingerie Shustak. „Gerade auch Geschäftsi­nhaber, die sich um die Kaufkraft sorgen“. Dass der Einzelhand­el tatsächlic­h unter der neuen Regelung leidet, will sie „nicht hoffen“.

„Nicht schlimm“, findet wiederum Alexander Mous, Inhaber von Spielwaren und Fahrräder Mous, die neuen Gebühren. Dass die Menschen so lange nichts zahlen mussten, sei „Luxus“gewesen. „Ein Euro ist immer noch sehr günstig. Wir leben alle noch weiter“, meint der 47-Jährige und lacht. Den Ansatz, Anreiz zu geben, dass weniger Menschen mit dem Auto nach Büderich kommen, sondern zu Fuß oder mit dem Fahrrad ihre Erledigung­en treffen, sieht er mittelmäßi­g umgesetzt. „Warum hat die Stadt dann keinen Fahrradpar­kplatz mit einer Station zum Reifen aufpumpen auf dem Dr.Franz-Schütz-Platz eingericht­et?“Er sagt: „Die Stadt sollte die nächsten drei, vier Monate genau beobachten, ob man das so lassen kann, wie es jetzt ist.“

Christiane Gradel, Mitarbeite­rin bei Patrick Treutlein Interior Design, wünscht sich eine andere Lösung für Menschen, die in Büderich arbeiten. „Die Preise sind völlig in Ordnung, wenn man für ein, zwei Stunden parkt, aber ich muss mein Auto einen ganzen Tag abstellen“, so die 51-Jährige. „Ich parke jetzt in einer Nebenstraß­e, in der ich Anwohnern einen Parkplatz raube. Für die sind die Auswirkung­en der Parkgebühr­en ein Problem.“

Genau das bestätigt Hans-Peter Ritter. Der Rentner wohnt am Pfarrgarte­n. Dort gilt jetzt die Parkscheib­e, aber nur für eine Stunde. Die Stadt will damit verhindern, dass der Verkehr sich verlagert und dass in den Seitenstra­ßen geparkt wird. Pech für die Anwohner: Die können, falls sie keinen Stellplatz haben, nicht mehr vor der eigenen Wohnungstü­r parken. Ritter: „Ich weiß nicht, wie das gehen soll.“Er und seine Nachbarn finden es schade, dass die Stadt so gar nicht auf die Bürger zugeht.

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RP-FOTOS: KRONEMEYER/STEINHAUS Verteilt in den nächsten zwei Wochen erst mal nur Info-Zettel und keine Knöllchen: Politesse Gabriele Schade
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An die Parkautoma­ten müssen sich die Autofahrer erst einmal gewöhnen. Eine Stunde kostet einen Euro.
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Heinz Schaven hat zum ersten Mal ein Parkticket gezogen.
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Mark Drissen und Manuela Ridders wussten nichts von den Gebühren.
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Elke Karras muss sich erst einmal am Parkautoma­ten informiere­n.
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Möchte sein Parkticket verschenke­n: Bernhard Winter aus Lank
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Klaudia (l.) und Beate Seefeldt im Gespräch mit Anna Steinhaus

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