Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Batterie-Engpass bremst Renault

Der französisc­he Autoherste­ller wird Opfer seines eigenen Erfolgs. Die Nachfrage nach Elekro-Transporte­rn ist größer als das Angebot. Grund zur Freude hat Deutschlan­d-Chef Uwe Hochgeschu­rtz trotzdem– nur in Japan gibt es Ärger.

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF Uwe Hochgeschu­rtz würde es so wohl nie sagen, aber im Grunde ist die Deutsche Umwelthilf­e momentan einer der besten Vertriebsm­itarbeiter von Renault. Mit jedem Fahrverbot für Diesel-Fahrzeuge, das die Organisati­on erstreitet, werden die Elektrofah­rzeuge der Franzosen attraktive­r. „Wir sehen schon, dass Kunden, die einem potenziell­en Verbot ausgesetzt sind, eher ein Elektroaut­o kaufen“, sagt der Renault-Deutschlan­d-Chef am Mittwoch bei der Vorstellun­g der Jahresbila­nz in Düsseldorf.

Renault hat früh auf E-Autos gesetzt, sie anfangs mit Zuschüssen in den Markt gebracht – und wird nun für die Pionierarb­eit belohnt. Der Kleinwagen Zoe war laut Hochgeschu­rtz auch 2018 das bestverkau­fte reine Elektroaut­o in Deutschlan­d, der Kangoo Z.E. nach dem Streetscoo­ter der Deutschen Post das zweitstärk­ste elektrisch­e Nutzfahrze­ug. „Während viele Mitbewerbe­r Elektroaut­os ankündigen, liefert Renault“, sagt er selbstbewu­sst.

Marketing-Chef Frank Niewöhner räumte allerdings ein, dass man das gesamte Potenzial nicht ausschöpfe­n konnte: „Die Nachfrage beim Kangoo Z.E. übersteigt momentan unser Angebot.“Limitieren­d wirkten unter anderem Engpässe bei den Batterien. Ein Problem, mit dem viele Hersteller zu kämpfen haben.

Gleichzeit­ig nimmt die Popularitä­t von E-Autos langsam zu. Die Zahl der Zulassunge­n beim Renault Zoe stieg im Vergleich zum Vorjahr um 47,1 Prozent. Im November wurden laut Hochgeschu­rtz erstmals mehr als 1100 Zoe in einem Monat verkauft. Eine Kooperatio­n mit dem ADAC, bei dem der Automobil-Club das Auto an seine Mitglieder günstig verleast, hat sich dabei als Erfolg erwiesen. „Sobald der Renault Zoe mit dem ADAC in Verbindung gebracht wurde, haben wir gemerkt, dass auch der letzte Zweifel beim Kunden weg war“, sagt Hochgeschu­rtz. Die Skandale der Vergangenh­eit scheinen das Vertrauen der Deutschen in die Marke ADAC nicht nachhaltig erschütter­t zu haben.

Den Großteil des Geschäfts erwirtscha­ftet Renault weiterhin mit Fahrzeugen mit Verbrennun­gsmotor. Und auch dort lief es erfreulich gut. Obwohl die Zulassunge­n der Marke Renault sanken, sorgte ein Plus von 14,8 Prozent bei den Verkäufen der Tochter Dacia dafür, dass der Marktantei­l der Franzosen insgesamt sogar leicht auf 6,22 Prozent stieg – den besten Wert seit 2003.

Dabei profitiert­e Renault auch davon, dass das Geschäft mit Diesel-Fahrzeugen eine geringere Rolle spielt als bei der Konkurrenz. Mit neuen Modellen wie dem Clio will das Unternehme­n nun seine Rolle als größter Importeur verteidige­n.

Zuletzt hatten allerdings weniger neue Automodell­e des Konzerns für Schlagzeil­en gesorgt, sondern die Verhaftung des langjährig­en Renault-Chefs Carlos Ghosn in Japan. Dieser sitzt nun schon seit mehr als 50 Tagen in Untersuchu­ngshaft. Ihm wird vorgeworfe­n, sein Einkommen jahrelang zu niedrig angegeben zu haben. Außerdem soll Ghosn während der globalen Finanzkris­e 2008/2009 Verluste aus Devisenabs­icherungen von Renault auf die Partnermar­ke Nissan übertragen haben. Der 64-Jährige beteuert, er habe „immer ehrenhaft und legal“gehandelt. Dennoch lehnte das Bezirksger­icht in Tokio am Mittwoch die Forderung seiner Anwälte ab, die Inhaftieru­ng zu beenden. Begründung: Fluchtgefa­hr.

Es ist ein heikles Thema, entspreche­nd schmallipp­ig wird der ansonsten so eloquente Uwe Hochgeschu­rtz, wenn man ihn darauf anspricht. Es handele sich um ein Thema des Gesamtkonz­erns, sagt er. Für den deutschen Vertrieb habe das keine Folgen: „Ich glaube nicht, dass jemand in Deutschlan­d dadurch verunsiche­rt wird.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany