Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Wambach fordert Erneuerung für soziale Marktwirtschaft
DÜSSELDORF Wenn es um die Digitalisierung geht, denkt jeder an etwas anderes. Die einen sprechen über Glasfaserkabel und die digitale Infrastruktur, andere über Künstliche Intelligenz, wieder andere wollen über Datenschutz diskutieren. Und so hat auch Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf festgestellt: „Digitalisierung ist das Thema dieser Tage.“Allerdings gehe es nur selten um die ordnungspolitischen Konsequenzen. Das Kompetenzzentrum Soziale Marktwirtschaft der Handwerkskammer hatte daher am Mittwochabend den Chef der Monopolkommission, Achim Wambach, zu Gast, um die Digitalisierung grundsätzlicher zu diskutieren. Wambach sieht die Notwendigkeit eines Updates für die soziale Marktwirtschaft, die Regeln müssen den neuen Gegebenheiten angepasst werden.
„Wir hatten immer schon technologischen Fortschritt, aber die Digitalisierung ist anders, weil sie an unserem gesamten Wirtschaftssystem, an der soziale Marktwirtschaft, rüttelt“, sagt Wambach. Viele Instrumente, die lange funktionierten, tun dies nicht mehr. Als Beispiel nannte Wambach die Übernahme von Whatsapp durch Facebook für seinerzeit 19 Milliarden Dollar. Weil Whatsapp damals keine relevanten Umsätze erwirtschaftete, wurde der Kauf in Europa erlaubt. „Deswegen brauchen wir das Instrument der Zerschlagung“, fordert Wambach: „Wir können bei der Fusionskontrolle noch nicht wissen, was in drei Jahren ist.“
Die Folgen der Digitalisierung sind auch im Handwerk immer stärker zu spüren. „Plattformbetreiber konkurrieren mit den Handwerkern um den Zugang zum Kunden“, sagt Ehlert, der fürchtet, dass diese Plattformen demnächst vom Brötchen bis zur Heizwärme alles aus einer Hand liefern. Der Handwerksmeister wird in diesem Szenario zum bloßen Erfüllungsgehilfen. „Wir haben im Handwerk keine Angst vor der Digitalisierung“, macht der Handwerkskammer-Präsident deutlich: „Aber es geht darum, gleiche Regeln für analoge und digitale Anbieter zu schaffen.“
Wie man offensiv mit der Digitalisierung umgeht, veranschaulichte Patrick Peters, Co-Geschäftsführer des Düsseldorfer Kälteanlagenbauers KKL. Um die Mitarbeiter für die Steuerung und Wartung von „Industrie-4.0-Anlagen“fit zu machen, hat KKL ein eigenes Ausbildungszentrum, in dem anhand von virtuellen Modellen gelernt werden kann.