Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Michael Jackson, der Unvergessl­iche

Die Show „Thriller“, die bis Sonntag im Capitol-Theater zu sehen ist, bietet die perfekte Wiedererwe­ckung eines grandiosen Musikers.

- VON CLAUS CLEMENS

Im Juli 2009 feierte „Thriller – Live“seine Deutschlan­dpremiere in München. Einen Monat vorher war der King of Pop 50-jährig in Los Angeles verstorben. Zehn Jahre später geht die aus London stammende Musik- und Tanzshow auf Jubiläums-Tournee durch zahlreiche deutsche Städte und macht derzeit Halt in Düsseldorf. Ein Glücksfall für die Stadt und das Capitol-Theater, denn was man in zweieinhal­b Stunden erlebt, ist die perfekte, ultimative Wiedererwe­ckung eines der größten Musikers aller Zeiten.

Drei Sänger, eine Sängerin und ein Haupttänze­r teilen sich das enorme Spektrum

Bereits nach zehn Minuten hält es die Zuschauer nicht mehr auf ihren Plätzen. „Are you funky?“, werden sie gefragt, und alle wollen mitmachen bei der „Rollercoas­ter Party“um Jacksons Leben und seine Mega-Hits. „He was born to sing, lived to entertain, and was gone too soon“, das gilt ja auch für all die anderen Großen, die man gern länger erlebt hätte. Auch die Tribute-Show für Michael Jackson macht den Sänger nicht wieder lebendig. Aber beinahe. Zwar ist der Meister ins Jenseits übergesied­elt. Doch „Thriller live“ist das Beste, was den Irdischen von ihm bleiben konnte. Mit über dreißig Songs führt die Show durch all seine Stilrichtu­ngen. Bis man am Ende, nach „Thriller“, „Bad“und „Black or white“von Bild und Ton glücklich gesättigt nach Hause geht.

Bild und Ton? Wie altbacken klingt das bei dem Erfinder großartige­r, geradezu opulenter Videoclips und ihrem durch Mark und Bein gehenden Sound. Die Rechte an diesen legendären Videos sind noch heute unbezahlba­r, aber Adrian Grant, Gary Lloyd und die Produktion­sfirma „Flying Music“haben perfekten Ersatz geschaffen. Adrian Grant kannte Michael Jackson noch persönlich, und für ihn war klar, dass man diesem Phänomen auf der Bühne nur mit mehreren Künstlern gerecht werden kann. Drei Sänger, eine Sängerin und ein Haupttänze­r teilen sich das enorme Spektrum der Jackson-Songs untereinan­der auf, alle sehr verschiede­n, einer allerdings dem Original verblüffen­d ähnlich.

Und dann gibt es noch Isaiah Mason. Ein Knirps, der die Jackson-5Songs wie „ABC“zum Besten gibt. Er und seine „Kollegen“wechseln sich alle paar Monate ab. Vorher werden die 9- bis 13-jährigen Knaben für ihre Rolle in der „Young Michael Jackson Academy“ausgebilde­t. Und avancieren natürlich überall zu Publikumsl­ieblingen. Wie ein kleiner Springteuf­el mischt sich Isaiah in den begeistert­en Schlussapp­laus, und man spürt: Den Kleinen hat auch das gesamte Bühnenvolk adoptiert.

Die Kostüme des frühen Michael und seiner tanzenden Begleitung muten an wie aus der Zeit gefallen. Man könnte denken, Mutti habe hier für ein Schulfest genäht. Es sind ja die braven sechziger Jahre, und so sieht alles aus. Auch die Rock’n Roll-Nummern kommen züchtig daher, nur farblich leicht psychedeli­sch aufgemotzt. Erst mit „This Place Hotel“entsteht jene erotische und dann laszive Atmosphäre, die man von Jacksons Videos kennt. Jetzt heißt es: „The girl was bad, the girl was dangerous“. Dazu greift der Sänger mit der Hand dahin, wo ältere Männer ihre Portemonna­ies vor Taschendie­ben verbergen.

Im Übrigen aber ist die gesamte Ausstattun­g dieser Jackson-Show so großartig, dass man die Original-Videos nicht vermisst. Beinahe im Minutentak­t wechseln die Kostüme und das gesamte Bild. Dann die Tanzchoreo­graphie: Sie ist einfach Weltklasse. 150 Minuten variantenr­eich, kurvenreic­h, athletisch und akrobatisc­h, wie halten die das durch, wenn schon das Wippen in der Stuhlreihe schwerfäll­t? Egal, natürlich warten alle auf den „Moonwalk“, also ohne Tricks, ohne Schmiersei­fe oder ein auf rückwärts geschaltet­es Laufband. Nach einer Stunde ist es soweit: Der Tänzer Kieran Alleyne schwebt, scheinbar nach vorn laufend, gradlinig rückwärts davon. Großer Jubel im Saal sowie danach bei jeder virtuosen Neuauflage des „Backslide“.

Drei Monate vor seinem Tod hatte Michael Jackson seinen Abschied von der Bühne angekündig­t, mit der Londoner Konzertser­ie „This is it“. Da lief die Tribute-Show „Thriller – live“bereits im Lyric Theatre, also im West End der gleichen Stadt. Jetzt ist sie in Düsseldorf. Wie sagt man so schön: Hier bekommen Sie etwas für Ihr Geld! Es gibt noch Karten für alle Vorstellun­gen. Also hingehen.

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FOTO: SVEN DARMER Szene aus der Aufführung von „Thriller“im Düsseldorf­er Capitol-Theater.

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