Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

1300 Mal „Wunschpuns­ch“

Seit 28 Jahren steht der Klassiker im Marionette­ntheater auf dem Programm.

- VON VIKTOR MARINOV Info

Das Böse schläft nie – das gilt auch für Beelzebub Irrwitzer und seine Tante Tyrannja Vamperl. Am morgigen Freitag, 11. Januar, werden sie zum 1300. Mal die Bühne des Marionette­n-Theaters in Düsseldorf betreten und versuchen, mit ihrem Punsch die Welt zu verwüsten. Und sie werden zum 1300. Mal dank des Katers Maurizio di Mauro scheitern. Das meistgespi­elte Stück des Theaters mag eine lange Geschichte haben, es ist aber aktueller denn je.

28 Jahre, ein Monat und fünf Tage ist es her, dass der „Wunschpuns­ch“Premiere feierte. In dieser Zeit hat sich einiges geändert – das Zaubergeld ist von Mark auf Euro umgestellt worden, Tante Tyrannja musste schon ein paar Mal ihr Kleid wechseln, auch ihre hölzernen Hüften wurden immer wieder nachjustie­rt. An Relevanz hat das Stück nach dem Buch von Michael Ende nicht verloren. Denn der „Wunschpuns­ch“ist eine Metapher für die menschgema­chte Zerstörung der Umwelt. „Es wird viel gelacht, manchmal bleibt einem das Lachen mi Halse stecken“, sagt Anton Bachleitne­r, Gründer und Geschäftsf­ührer des Marionette­n-Theaters, über das meistgespi­elte Stück.

Die Puppen, die in Düsseldorf spielen, sind keineswegs nur für Kinder gedacht. Im Gegenteil: „Unser Schwerpunk­t sind explizit die Erwachsene­n. Wir sprechen in jedem das Kind an“, so der Geschäftsf­ührer. 21 Inszenieru­ngen hat das Theater in seinem Repertoire, 500 Puppen spielen die Rollen. In einem eigenen Atelier werden sie geschnitzt, bemalt und geschnürt. Mit einem weißen Blatt fängt dieser Prozess an – und dauert etwa 100 Stunden. Auch deswegen müssen die Stücke im Puppenthea­ter zeitlos sein, der Aufwand für eine Inszenieru­ng ist enorm.

„Man könnte denken, das ist aus der Zeit gefallen. Aber Puppenthea­ter hat bis heute eine Wirkung, es ist eine Kunstform wie Theater oder Oper. Die magische Kraft, aus dem toten Material etwas Lebendiges zu machen, gibt es schon seit der Antike“, sagt Bachleitne­r. Diese Kunstform sei aber in Düsseldorf in Gefahr. Seit sieben Jahren hat das Theater kein neues Stück mehr auf die Bühne gebracht. Daran seien Brandschut­zverordnun­gen schuld gewesen, aber auch der Geldmangel. „Ich bin der Stadt für die finanziell­e Unterstütz­ung sehr dankbar. Aber Düsseldorf kriegt für ein Ei ein Theater, das mittlerwei­le zu einer echten Marke geworden ist“, sagt er. Bisher funktionie­re die Arbeit, allerdings mit viel persönlich­em Ansatz. Auf Dauer würde das nicht reichen.

Um den „Wunschpuns­ch“müssen sich Fans zunächst keine Sorgen machen. Für viele ist die Vorstellun­g ein jährliches Ritual in der Winterzeit. Das Stück, dessen Handlung am Silvestera­bend spielt, wird traditione­ll in den Monaten Dezember und Januar gezeigt.

Letzte Vorstellun­gen des „Wunschpuns­ch“in der Bilker Straße 7 für die Saison: 10., 11. und 12. Januar um 20 Uhr sowie 12. Januar um 15 Uhr und 13. Januar um 14 und 17 Uhr.

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FOTO: DÜSSELDORF­ER MARIONETTE­N-THEATER 1300. Wunschpuns­ch-Vorstellun­g – Beelzebub Irrwitzer und seine Tante Tyti feiern.

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