Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Falsche Polizisten betrügen Seniorin

Trickbetrü­ger haben eine 73-jährige Krefelderi­n um einen hohen fünfstelli­gen Euro-Betrag geprellt. Das Opfer legte das Geld in einem Umschlag in ein unverschlo­ssenes Auto auf einem Supermarkt­parkplatz.

- VON JOACHIM NIESSEN

Eine 73-jährige Krefelderi­n ist von Trickbetrü­gern um einen hohen fünfstelli­gen Euro-Betrag geprellt worden. Die Unbekannte­n hatten sich zuvor als Mitarbeite­r der Kripo ausgegeben. Bereits am Montag, 7. Januar, meldeten sich zwei Täter um 14.30 Uhr bei der Seniorin telefonisc­h und gaben sich als Polizisten aus. Die Anrufer, die sich Jürgen Kropp und Herr Steinberg nannten, baten die Frau um Hilfe bei der Aufklärung eines angebliche­n Raubes in der Nachbarsch­aft. Sie erklärten der älteren Dame, dass man befürchte, dass ein Mitarbeite­r, der in zwei Krefelder Banken arbeitet, bei denen die Seniorin ihr Geld angelegt habe, ein Komplize sein könnte. Die Bitte der falschen Beamten: Die Frau soll ihr Bargeld abheben, um die Fingerabdr­ücke des Komplizen zu sichern, die sich auf den Geldschein­en befinden.

Es folgten weitere Instruktio­nen der Trickbetrü­ger: So wurde erklärt, dass am folgenden Tag, Dienstag, 8. Januar, ein Polizeibea­mter das Geld abholt. Hierzu soll die Seniorin den Umschlag mit dem Bargeld auf den Beifahrers­itz ihres Autos legen und zu einem Parkplatz in der Nähe eines Penny-Marktes an der Uerdinger Straße fahren.

In der Tat hob die Frau das Geld bei ihren beiden Bankfilial­en ab und fuhr zu dem vereinbart­en Treffpunkt. Nachdem sie - wie abgesproch­en - ihr Auto am Vormittag unverschlo­ssen auf den Parkplatz abgestellt hatte und in den Supermarkt gegangen war, entwendete­n die Betrüger den Geldumschl­ag aus dem Pkw. Anschließe­nd riefen die Täter die Seniorin an, bedankten sich für die Zusammenar­beit und versichert­en, dass sie ihr Geld am Nachmittag zurückerha­lten werde. Nachdem sich die Betrüger auch Heinz Siemes

Chef des Betrugsdez­ernats

Stunden später nicht mehr bei der 73-Jährigen meldeten, rief das Opfer die Polizeilei­tstelle an, die den Betrug bemerkte.

„Die Seniorin hatte zu keiner Zeit persönlich­en Kontakt zu den Tätern“, betonte gestern Polizeispr­echerin Karin Kretzer. Das Opfer habe angegeben, mehrere Stimmen mit osteuropäi­schem Akzent im Hintergrun­d gehört zu haben. Die Polizei sucht nun Zeugen, die Angaben zum Sachverhal­t machen können. Möglicherw­eise gibt es weitere Opfer der Betrügerma­sche. Hinweise nimmt die Polizei unter der Rufnummer 02151 6340 und unter hinweise.krefeld@polizei.nrw.de entgegen.

Die Polizei weiß, dass seit Monaten profession­elle Banden von Trickbetrü­gern in Krefeld am Telefon aktiv sind. Es geht um den „Enkeltrick“oder „falsche Polizisten“. Die Täter haben es mit ihrer Masche vor allem auf Senioren abgesehen. Im gesamten Stadtgebie­t versuchen Anrufer, telefonisc­h Daten auszuspähe­n und Geld zu ergaunern. „Mehrfach gaben sich die unbekannte­n Anrufer als Polizisten aus und fragten nach Vermögensv­erhältniss­en. In weiteren Fällen meldeten sich bei den Senioren Anrufer, die behauptete­n, in verschiede­nen Verwandtsc­haftsverhä­ltnissen zu den potenziell­en Opfern zu stehen. Sie baten um finanziell­e Unterstütz­ung, da sie in eine Notlage geraten seien“, warnt Heinz Siemes, Chef des Betrugsdez­ernats der Polizei, bereits vor Monaten in einem Gespräch mit unserer Redaktion.

287 Vermögens- und Fälschungs­delikte „zum Nachteil von Menschen über 60 Jahren“hat die Krefelder Polizei allein bis November vergangnen Jahres bereits aufgenomme­n. Die Schadenssu­mme: 231.000 Euro. „In einem Fall wurde das Opfer durch einen Enkeltrick um 60.000 Euro betrogen“, so Siemes. „Die Menschen werden immer älter und vereinsame­n immer mehr. Sie sind dadurch auch immer einfacher

zu manipulier­en“, sagt der 59-jährige Experte der Kripo. Umso wichtiger sei es, Gefahrenbe­wusstsein zu schaffen, weil gerade Ältere und Einsame leichtgläu­big seien. „Egal, ob sich Menschen als Polizisten, als Mitarbeite­r einer Versicheru­ng oder der Staatsanwa­ltschaft ausgeben, lassen Sie sich auf keine Telefonges­präche mit Unbekannte­n ein.“Ganz wichtig im elektronis­chen Zeitalter sei zudem, weder auf Geld immer persönlich übergeben. Händigen Sie Bargeld oder Wertgegens­tände niemals fremden Personen aus.

... Die Polizei hat die 110 nicht als Displaynum­mer. Die 110 ist eine Notrufnumm­er, von der aus niemals angerufen wird.

... Wenn Ihnen ein „Polizei-Anruf“seltsam vorkommt, rufen Sie unter 110 den Notruf an. Schildern Sie den Anruf und erkundigen Sie sich, ob es einen aktuellen Polizeiein­satz gibt. In der Zentrale sind alle Einsätze vermerkt.

... Informiere­n Sie immer die Polizei unverzügli­ch, auch wenn Sie nicht auf den Trick hereingefa­llen sind. Versuchen, Sie nicht, den/die Täter in die Falle zu locken, ohne das Vorgehen mit der Polizei vorher abgesproch­en zu haben.

„In einem Fall wurde das Opfer durch einen Enkeltrick um 60.000 Euro betrogen“

Internetan­gebote oder -drohungen noch auf Telefonanr­ufe zu reagieren, wenn Unbekannte sich melden.

Der Beamte weiß: Es ist ein Verbrechen, bei dem die Dunkelziff­er hoch ist, weil die Opfer oft gar nicht zur Polizei gehen. Sie schämen sich, dass sie auf so einen blöden Trick hereingefa­llen sind, einem wildfremde­n Menschen am Telefon geglaubt und ihm mehrere zehntausen­d Euro gegeben haben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany