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Bahn will Oppum für ICE-Wartung ausbauen

- VON NORBERT STIRKEN

Der Ausbau des Instandhal­tungswerks der Deutschen Bahn in Oppum soll einer der zentralen Punkte sein, wie Bahnchef Richard Lutz den desolaten Zustand der Fahrzeugfl­otte verbessern will. Die Ausweitung der Kapazität und die Aufstockun­g des Personals in Krefeld, Berlin und Köln sind demnach Eckpfeiler der Strategie.

Die Deutsche Bahn hat Probleme. Sie steht nicht nur wegen mangelnder Pünktlichk­eit, sondern auch wegen des Zustands ihrer Fahrzeugfl­otte zunehmend in der Kritik. Bahnchef Richard Lutz soll nach einem Bericht der Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung am kommenden Dienstag dem Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) in Berlin sein Konzept vorlegen, wie er den Konzern und dessen ICE-Hochgeschw­indigkeits­züge wieder flott zu machen gedenkt.

Festgehalt­en ist die neue Strategie in einem 200-seitigen Papier mit dem Titel „Agenda für eine bessere Bahn“. Einer der zentralen Punkte, um die Verfügbark­eit der Züge zu erhöhen, ist der Ausbau von drei Reparaturw­erken in Hamburg, Köln und Krefeld. Eine Sprecherin der Deutschen Bahn wollte das auf Anfrage unserer Redaktion weder bestätigen noch dementiere­n. „Von Seiten unseres Hauses gibt es keine offizielle Stellungna­hme“, sagte sie zu den Vorabveröf­fentlichun­gen aus dem Strategiep­apier, das dem DB-Aufsichtsr­at Ende November vorgelegen haben soll.

Das DB-Instandhal­tungswerk in Oppum an der Breitenbac­hstraße hat Tradition. Seit 1892 werden dort Eisenbahne­n repariert. Aktuell wird kolportier­t, dass die Kapazitäte­n dort erheblich ausgeweite­t und zahlreiche neue Mitarbeite­r eingestell­t würden. In Krefeld sitzen die Wartungs- und Reparaturs­pezialiste­n für die ICE-Flotte, die in den kommenden Monaten mit der regelmäßig­en Auslieferu­ng weiterer neuer ICE 4 deutlich anwächst.

Das ARD-Magazin Kontraste hatte berichtet, das nur jeder fünfte Hochgeschw­indigkeits­zug ohne Wartungsma­ngel sei. Die Instandhal­tungswerke haben sich wegen zu geringer Kapazitäte­n offenbar mit Nachdruck auf die sicherheit­srelevante­n Dinge konzentrie­ren müssen. Die Tageszeitu­ng Die Welt berichtet, dass die Angabe, wonach nur 20 Prozent der ICEs voll funktionst­üchtig seien, ein verzerrtes Bild liefere. Eine fehlende Reservieru­ngsanzeige in einem Waggon oder eine defekte Kaffeemasc­hine reiche bereits aus, um einen Zug als „nicht fehlerfrei“einzustufe­n. Mit dem Ausbau der Werke in Krefeld, Hamburg und Köln und einem neuen Zuschnitt der Zuständigk­eiten soll die Bahn die Ausfallquo­te deutlich senken wollen.

Krefeld ist gewappnet, das Selbstvert­rauen im Oppumer Werk ist groß. Bei einem Besuch des Bundestags­abgeordnet­en Otto Fricke vor sieben Monaten stand die Oppumer Mannschaft mit 1000 Beschäftig­ten am Start der Vorbereitu­ngen für die zukünftige Aufgabe, den neuen ICE 4 zu warten. „Wir sind das Werk, das die Reputation hat, dies zu können“, sagte Thomas Ludwig, Leiter Technik Kompetenzc­enter der Deutschen Bahn Fahrzeugin­standhaltu­ng GmbH Werk Krefeld seinerzeit.

Das Besondere an dem erwarteten Auftrag der Deutschen Bahn Fernverkeh­r besteht darin, dass der ICE 4 nur wenige Kilometer entfernt in Uerdingen bei Siemens für die Deutsche Bahn gebaut wird. Es sind erst wenige Exemplare im Dienst.

Um den Wartungsau­ftrag für den ICE 4 tatsächlic­h nach Krefeld zu holen, müssen unter anderem Gleise auf dem gut 200.000 Quadratmet­er großen Gelände erweitert werden. Dazu muss unter anderem eine Genehmigun­g des Eisenbahnb­undesamtes eingeholt werden. Die aus sieben beziehungs­weise zwölft Wagen bestehende­n Hochgeschw­indigkeits­züge fahren über das öffentlich­e Schienenne­tz aufs Krefelder Werkgeländ­e, um dort auseinande­rgekoppelt und in der so genannten ICE-Halle einzeln überholt und anschließe­nd wieder zusammenge­setzt zu werden.

In Deutschlan­d gibt es zwölf Fahrzeugin­standhaltu­ngswerke der Deutschen Bahn. Die Zuständigk­eiten sind bislang nicht nach Regionen, sondern nach Produkten aufgeteilt. Krefeld ist neben Nürnberg

der einzige Standort, der auf die Reparatur und Wartung von Elektrisch­en Triebzügen bestimmter Baureihen sowie der ICE-Flotte spezialisi­ert ist. Die Vorlaufzei­t für eine neues Produkt betrage eineinhalb bis zwei Jahre, hatte Ludwig im Juni 2018 berichtet. Man müsse sich auf Kundenwüns­che einstellen, Arbeitsplä­ne erstellen, Infrastruk­tur anpassen und Personal qualifizie­ren. Falls alles gut verlaufe, werde 2021 der erste ICE 4 in Oppum für die erste Hauptunter­suchung zugeführt, erklärte er.

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RP-ARCHIV: THOMAS LAMMERTZ Hinter denkmalges­chützten Fassaden wird an hochmodern­en Zügen gearbeitet.
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In den Oppumer Hallen werden die Wartungsar­beiten an den Hochgeschw­indigkeits­zügen ausgeführt.

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