Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Aufbruch liegt in der Luft

Die Dinge nicht zu nehmen, wie sie sind, gehört zum politische­n Jahresanfa­ng.

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Die ersten Tage eines Jahres bringen es mit sich, dass öffentlich­e Reden schwungvol­l klingen. Wiederkehr­ende Januar-Treffen wie die CSU-Klausur in Kloster Seeon am Chiemsee, die FDP-Bühnenshow im Stuttgarte­r Landesthea­ter oder ungezählte Neujahrese­mpfänge mit Sekt, Selters und Sermon zeugen von dem Entschluss: Wir nehmen die Dinge nicht, wie sie sind. Das ist zunächst einmal lobenswert, denn die Dinge zu nehmen, wie sie sind, ist nach der Bemerkung eines alten Ironikers doch eigentlich das Motto von Dieben. Manches von dem, was in diesen Tagen gesagt und vorgeführt wird, kündet weniger von routiniert­er Programmge­staltung, mehr jedoch von Lust am kritischen Aufräumen und Neugestalt­en. Beispiel: der Besuch der neuen CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r bei der bayerische­n Schwester. Die Harmonie zeigte: Wichtiger als Gastgesche­nke ist für das Gelingen einer Visite das Atmosphäri­sche. Alle genossen es bei der CSU, dass an der Spitze der CDU endlich wieder eine „geborene“Christdemo­kratin steht, die unter Konservati­ven nicht fremdelt, sondern fröhlich wirkt. Zwei weitere Beispiele sind zum einen die frischen Bekenntnis­se der SPD-Bundesmini­ster Franziska Giffey und Olaf Scholz, die den Niedergang der deutschen Sozialdemo­kratie nicht hinzunehme­n bereit sind und sich höhere Aufgaben zutrauen. Vor allem Giffey ist ein Pfund, mit dem die SPD viel mehr wuchern sollte. Nach „Es ist fünf vor zwölf“klang zum anderen der Präsident der IHK Düsseldorf, Andreas Schmitz. Er bewies mit seiner massiven Kritik an der zukunftsve­rgessenen Wirtschaft­s- und Steuerpoli­tik der vergangene­n Regierungs­jahre, dass nun auch vornehmste Repräsenta­nten des Wirtschaft­slebens offen sagen, was ist und was besser werden muss. Andreas Schmitz ist Banker. Er hat Angela Merkel den Kredit gekündigt.

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