Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Schön schwierig
Sahra Wagenknecht treibt die Linke zur Verzweiflung. Es geht weder mit ihr noch ohne sie. Das soll sich ändern.
ins Private.
In der Linken fürchten viele, das Ehepaar könnte die Partei spalten. Sollte „Aufstehen“zur Bundestagswahl antreten, würden die Sammlungsbewegung und die Linke jeweils vielleicht 4,9 Prozent bekommen. Das wäre es dann mit der Verankerung im Parlament. Wagenknecht schwört, sie wolle keine Parteispaltung, und „Aufstehen“solle keine Partei werden. „Aber es würde der Linken sicher helfen, wenn sie ihre Listen für parteilose Mitglieder von ,Aufstehen’ öffnen würde.“Damit könnte die Linke an Milieus anknüpfen, die sie aktuell kaum noch erreiche.
Vor ein paar Wochen sah es in der Fraktion nach einem geplanten Putsch gegen die Co-Vorsitzende von Dietmar Bartsch aus. Am Ende gab es aber nicht genügend Unterstützer. Um die Jahreswende provozierte sie mit ihrer Anerkennung für die „Gelbwesten“-Proteste in Frankreich, und „Aufstehen“sorgte mit Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk als „Regierungsfunk“für Aufsehen. Auch das liefert jenen Futter, die Wagenknecht auf einer Stufe mit der AfD sehen. Die Fraktionschefin warnt ihre Partei indes davor, Probleme mit der Migration und Sorgen vor „offenen Grenzen“und einer „offenen Gesellschaft“zu verschweigen. Das würde der AfD das Geschäft erleichtern. „Mir Fischen am rechten Rand vorzuwerfen, ist bösartig“, klagt sie.
Riexinger erklärt: „Sahra Wagenknecht ist eloquent, lässt sich von niemandem die Butter vom Brot nehmen und formuliert geschliffen. Das ist ein Vorteil für die Linke.“Es nagt aber an ihm, dass die Partei durch ihren Richtungsstreit vor allem in der Flüchtlingspolitik mögliche neue Unterstützer an die Grünen verliere. Der Traum von Wagenknechts parteiinternen Kritikern ist, sie würde weiter Stimmen für die Linke ziehen, in Talkshows glänzen und ihre flammenden Reden halten. Aber nicht als Fraktionsvorsitzende, sondern an neu zu schaffender herausgehobener Stelle. Wagenknecht will „aktuell“bei der Fraktionsvorstandswahl im September aber wieder antreten. „Für den Ehrenvorsitz bin ich vielleicht noch ein bisschen zu jung“, sagt sie. Und lacht.