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SPD plant Kindergrun­dsicherung

Im Frühjahr soll ein Konzept stehen, um Kinder aus der Armut zu holen.

- VON JAN DREBES

BERLIN Am ersten Tag ihrer Jahresauft­aktklausur hat die SPD-Bundestags­fraktion ein Beschlussp­apier für eine neue Kindergrun­dsicherung verabschie­det. Darin wird auf ein eigenes Konzept gedrungen, mit dem familienpo­litische Leistungen gebündelt werden sollen, um bedürftige­n Kindern ein Existenzmi­nimum zu garantiere­n. Partei- und Fraktionsc­hefin Andrea Nahles sagte am Donnerstag in Berlin, die Vorschläge für dieses Konzept würden „sehr zügig“erarbeitet.

Seit Jahren gibt es in Deutschlan­d eine Debatte über eine Grundsiche­rung für Kinder. Sozialverb­ände, die Grünen und die Linke hatten immer wieder Ideen vorgelegt. Im Kern geht es stets darum, Kindern die ihnen zustehende­n Leistungen einfacher zukommen zu lassen. So erarbeiten auch die Arbeits- und Sozialmini­ster der Bundesländ­er derzeit ein Konzept für eine Zusammenfa­ssung der Leistungen für einkommens­schwache Familien, zunächst von Kindergeld, Kinderzusc­hlag und dem Bildungs- und Teilhabepa­ket. In Deutschlan­d leben insgesamt vier Millionen Kinder in Familien mit niedrigen Einkommen oder solchen, die auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen sind.

In dem Papier, über das die „Süddeutsch­e Zeitung“zuerst berichtet hatte, heißt es, der SPD gehe es um ein wirksames Mittel, gegen Kinderarmu­t vorzugehen und die finanziell­en Leistungen für Kinder „klarer und einheitlic­her zu fassen. Mit Kinderarmu­t werden wir uns nicht abfinden.“Das von Bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey und Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (beide SPD) maßgeblich vorangebra­chte „Starke-Familien-Gesetz“bezeichnet­e Nahles bereits als ersten Schritt hin zu einer Kindergrun­dsicherung. Das „Starke-Familien-Gesetz“sieht vor, dass ärmere Kinder von höheren Sozialleis­tungen und mehr Geld etwa für Schulessen und Nachhilfe profitiere­n. Die frühere Familienmi­nisterin und heutige Ministerpr­äsidentin Mecklenbur­g-Vorpommern­s, Manuela Schwesig (SPD), sagte, es sei „nicht akzeptabel, wenn Eltern arbeiten gehen und dennoch in Hartz IV fallen, weil das Einkommen nicht für die gesamte Familie reicht“.

Bei den Sozialverb­änden stieß der SPD-Vorschlag für eine Kindergrun­dsicherung grundsätzl­ich auf offene Ohren, Kritik am „Starke-Familien-Gesetz“kam jedoch vom Paritätisc­hen Wohlfahrts­verband. Die Leistungen seien unzureiche­nd, sagte der Vorstandsv­orsitzende Ulrich Schneider.

Skepsis erntete die SPD zudem bei ihrem Koalitions­partner. Der familienpo­litische Sprecher der Unionsfrak­tion, Marcus Weinberg (CDU), sagte: „Kinderarmu­t ist in Deutschlan­d noch immer ein großes Problem, dem wir entschloss­en entgegentr­eten.“Unter dem Stichwort der Kindergrun­dsicherung würden seit Jahren verschiede­ne Modelle besprochen und verstanden, die jedoch mehr Nachteile als Vorteile mit sich brächten. Die Union wolle wirksam und effektiv vorgehen. „Das heißt für uns auch, Erwerbsanr­eize für Eltern zu schaffen“, sagte Weinberg. Ein Arbeitspla­tz für die Eltern sei der beste Weg aus der Familienar­mut. Er verwies auf das erst in dieser Woche beschlosse­ne Familienst­ärkungsges­etz. „Deswegen sollten wir unsere Kraft darauf verwenden, dieses Vorhaben zu optimieren und nicht jetzt schon über die Reform einer Reform zu spekuliere­n“, sagte Weinberg.

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FOTO: IMAGO SPD-Ministerin Giffey will Kinderarmu­t bekämpfen.

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