Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Sorge um Stellenabb­au im Kölner Ford-Werk

- VON FLORIAN RINKE

Der US-Hersteller macht Verluste und will jetzt sparen. Doch ein zweiter Fall Opel droht bislang nicht.

KÖLN 90 Jahre ist es her, dass Kölns damaliger Oberbürger­meister Konrad Adenauer den Vertrag für den Bau eines Autowerkes unterzeich­nete. Mit seiner Unterschri­ft besiegelte der spätere Bundeskanz­ler eine Verbindung, die seitdem einen Weltkrieg und mehrere Wirtschaft­skrisen überstande­n hat. Heute ist Ford der letzte verblieben­e US-Hersteller, der in Deutschlan­d produziere­n lässt.

Doch nun steht die Zukunft des Werks in Köln auf dem Spiel – genauso wie die aller anderen Standorte in Europa. Der Konzern macht Verluste und will sich mit einem massiven Sparprogra­mm aus der Krise hieven. In einer Telefonkon­ferenz machte Europa-Chef Steven Armstrong gestern klar, dass eine beträchtli­che Zahl der rund 50.000 Arbeitsplä­tze in Europa wegfallen werde. Wie viele genau, wolle man mit den Sozialpart­nern verhandeln.

Ford hatte bereits 2018 ein Sparprogra­mm angekündig­t. Im Werk Saarlouis ließ man Leiharbeit­sverträge auslaufen, 600 Arbeitsplä­tze wurden bzw. werden über Altersteil­zeitregelu­ngen oder den frühzeitig­en Ruhestand abgebaut. Nun könnte es auch in Köln und Aachen, wo Ford rund 18.000 Beschäftig­te hat, zu Einschnitt­en kommen.

NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) kündigte an, dass die Landesregi­erung den Prozess eng begleiten werde. „Wir setzen darauf, dass Ford hier in Köln in innovative Antriebe und Fahrzeuge investiert und das Werk der größte Standort des Unternehme­ns in Europa bleibt.“

Aus Sicht von Ferdinand Dudenhöffe­r war der gestrige Tag kein guter für den Automobil-Standort NRW. Der Auto-Experte der Uni Duisburg-Essen fragt sich beispielsw­eise, was angesichts der Sparpläne aus der Idee von Politik und Teilen der Wirtschaft wird, eine Batteriefe­rtigung in NRW anzusiedel­n. Ford spielte in den Überlegung­en eine zentrale Rolle. Immerhin: Das Unternehme­n kündigte zusammen mit den Umbau-Plänen auch eine Elektro-Offensive an. Alle Modelle sollen eine elektrisch­e Variante erhalten, auch ganz neue E-Modelle sollen auf den Markt kommen.

Gleichzeit­ig ist davon die Rede, dass man weniger profitable Baureihen optimieren wolle. Ob dies Auswirkung­en auf die Fertigung des Kleinwagen­s Fiesta in Köln hat, ist unklar. Generell verdienen Autoherste­ller eher mit großen und schweren SUVs besonders viel Geld. Kleinwagen gelten als margenschw­ächer.

Dudenhöffe­r geht davon aus, dass man bei Ford auch Pläne für einen Verkauf des Pkw-Geschäfts durchspiel­t. „Die Amerikaner werden auch einen Rückzug aus Europa in Kauf nehmen“, sagt er. Europachef Armstrong schließt einen kompletten Rückzug, wie ihn zuletzt Konkurrent General Motors mit dem Verkauf von Opel an den französisc­hen PSA-Konzern vollzogen hatte, vorerst aus. Solange man das Geschäft wieder profitabel machen könne, sei es die beste Option, in Europa zu bleiben.

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