Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Der Aufstieg der Smartphone-Banken
Immer mehr Deutsche können sich vorstellen, ihr Konto übers Smartphone zu managen. Davon profitieren Start-ups wie N 26, dessen Wert seine Investoren auf 2,3 Milliarden Euro beziffern. Das arrivierte Geldgewerbe erhält neue Konkurrenz.
DÜSSELDORF Bei den traditionsreichen deutschen Großbanken ist die Herleitung des Namens relativ einfach. Bei der Deutschen Bank und der längst untergegangenen Dresdner Bank besorgt das die Geografie, bei der Commerzbank der Geschäftszweck. Bei N 26 ist das anders. Das Start-up verdankt seinen Namen unter anderem den 26 Steinen des Zauberwürfels, der in den 80er Jahren die Welt in seinen Bann zog. Darauf muss man erst einmal kommen.
Damit ist die Verbindung zwischen gestern und heute aber auch schon erledigt. Das Unternehmen, ist keinesfalls „Eighties“, sondern gerade mal sechs Jahre alt. Es bietet Smartphone-Konten an, eindeutig ein Produkt des neuen Jahrtausends, insbesondere der vergangenen Jahre. In den ersten Jahren tat N 26 dies als Lizenznehmer des Dax-Neulings Wirecard, seit 2016 hat das Unternehmen eine eigene Banklizenz.
Rund 2,3 Milliarden Euro ist N 26 nach Einschätzung seiner Investoren wert, und das wären immerhin schon 15 Prozent von dem, was die Deutsche Bank an der Börse auf die Waage bringt. Die Investoren haben N 26 in zwei Finanzierungsrunden insgesamt fast 400 Millionen Euro gegeben, weil sie dem Unternehmen mit seinen 2,3 Millionen Kunden (jeder von ihnen wird mit 1000 Euro bewertet) deutliches Wachstum zutrauen. Unter anderem in den USA, dem nächsten Großziel von N 26. Von einem „Ritterschlag für die deutschen und europäischen Fintechs“sprach Hendrik Brandis im „Handelsblatt“. Brandis ist Mitgründer des Risikokapitalgebers Earlybird, neben der Allianz sowie Investoren aus den USA und China einer der N-26-Geldgeber.
Das Produkt, das N 26 und andere Smartphone-Banken anbieten, wird in Deutschland immer beliebter. Natürlich vor allem bei jungen Menschen, die die Filiale einer Bank oder Sparkasse häufig nur als Außenansicht oder vom Hörensagen kennen. Im Gegensatz zu anderen Fintechs, die zuletzt regelmäßig von Feinden zu Verbündeten der arrivierten Geldkonzerne wurden, gelten die Smartphone-Banken manchen als echte Konkurrenz für die Großen. Klein, aber mit enormem Wachstumspotenzial, weil Demografie und Internetbegeisterung ihnen die Kundschaft immer stärker zutreibt – so lautet die Devise. Und: Unternehmen wie N 26, 1822direkt, Fidor und Yomo (als Gemeinschaftsprojekt von neun Sparkassen gegründet) sind auch Konkurrenten für Direktbanken wie ING, Comdirect und Co, die in der Vorgänger-Generation mit Geschäften über stationäre Rechner und das Telefon ihren wirtschaftlichen Erfolg begründeten.
Kann das Smartphone als mobilstes Element der Telekommunikationsbranche ihnen irgendwann auch als alleiniges Instrument für die Abwicklung von Bankgeschäften den Rang ablaufen. Irgendwann vielleicht. Derzeit ist erstens das Beharrungsvemögen vor allem älterer Kunden von Banken und Sparkassen noch enorm groß. Das mag sich ändern, weil die Generation künftiger Senioren app-affiner ist als die heutige. Aber gegenwärtig vereinen alle Anbieter von reinen Smartphone-Konten zusammen noch deutlich weniger als zehn Prozent der mehr als 100 Millionen Girokonten in Deutschland auf sich.
N 26 ist mit Abstand der Größte unter ihnen. Und weil immer mehr Anbieter in der jüngeren Vergangenheit auf den Markt gekommen sind (mit so hübschen Namen wie Moneyou,Tomorrow, Bunq und Revolut), wächst der Druck. Auf Dauer werde kaum für alle Platz sein, heißt es. Zumal die großen Banken und Sparkassen ihre eigenen Apps schließlich auch gelegentlich aufhübschen.